Hattingen. Mehr Online-Kurse bietet die Volkshochschule Hattingen künftig an. Das beschert einer Dozentin, die in ihre Heimat Italien zurückkehrt, einen Job.

Die Volkshochschule Hattingen hält im kommenden Semester zusätzliche Online-Angebote bereit. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt, sagt Torben Agethen vom Bereich Sprache der VHS. Darüber freut sich Kursleiterin Fabiola Filippi: Denn wenn sie jetzt mit ihrem Mann Massimo Varini und Tochter Emma nach zehn Jahren in Hattingen nach Italien zurückgeht, bleibt sie der Stadt nah – durch VHS-Online-Sprachkurse.

„Wir probieren das bei einigen Kursen aus“, sagt Torben Agethen. Mit Fabiola Filippi ist eine Kooperation ab dem übernächsten Semester angedacht. „Sie muss ja erst mal in Italien ankommen.“ Business-Englisch wird ein Online-Angebot sein. „Die Zielgruppe hat mit Präsenzkursen zeitlich oft Probleme.“ Einen Spanisch-Online-Kursus wird es geben. Und „der Norwegisch-Kursus möchte online weitermachen.“

Volkshochschule Hattingen schult Kursleiter für Online-Angebote

Geschult hat die VHS die Kursleiter, so auch Filippi, in der Nutzung der VHS-Cloud. „Die gibt es seit zwei, drei Jahren, jetzt wird sie vermehrt genutzt. Da kann auch zusätzlich zum Präsenzunterricht Material angeboten werden“, erklärt Agethen. Nicht nur im Sprachenbereich wird es Online-Kurse geben. „Das Programm stellen wir am Donnerstag vor“, so Agethen.

Doch nicht nur auf die VHS möchte Fabiola Filippi (47) die Kontakte beschränken, wenn sie wieder in Piazzola sul Brenta wohnt und dann auf die Apfelbäume blickt, die sie zum Abschied geschenkt bekommen hat und die wie in Hattingen vor dem Küchenfenster blühen sollen.

Fabiola Filippi und ihre Familie möchten ihre Erfahrungen weitergeben

https://www.waz.de/staedte/hattingen/jetzt-den-newsletter-mit-hattinger-nachrichten-abonnieren-id227867855.htmlMit der damals zwei Jahre alten Tochter Emma (heute 12) folgte sie ihrem Mann, der bei der damaligen Firma Carraro arbeitete. „Eigentlich sollte ich für drei Jahre bleiben.“ Doch daraus wurden weitere. Massimo Filippi (52) blieb auch, als Bonfiglioli einstieg. Logistik- und Einkaufsleiter war er. Mehr Zeit für die Familie verspricht er sich vom neuen Job in Italien.

Für seine Frau, die bei der VHS Hattingen nicht nur Deutsch gelernt, sondern nach ihrer „Erwachsenenpädagogischen Qualifikation (EPQ)“ einen Job als Dozentin für Italienisch und „Deutsch als Fremdsprache“ gefunden hat, stellte sich da die Frage: „Wie steige ich beruflich in Italien ein?“ Letztlich bescherte die Corona-Krise ihr die neue Perspektive. „Es gibt jetzt mehr Erfahrungen mit Online-Unterricht und viele Möglichkeiten. Sprachkurse können gut mit Aktivitäten verbunden werden wie einem Kochkurs.“

Fabiola Filippi setzt sich für deutsch-italienische Partnerschaften in vielen Bereichen ein

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Lange schon setzt Filippi sich ein für eine Städtepartnerschaft zwischen Hattingen und Piazzola sul Brenta. Bislang ohne Erfolg. Doch sie arbeitet weiter an Kontakten: „In Piazzola sul Brenta gibt es eine Fondazione Piazzola Futuro, eine Bildungsinstitution ähnlich einer Volkshochschule. Sie ist sehr an Kontakten interessiert. Da gibt es Möglichkeiten der Kooperation mit der VHS. In unserer Region lernen viele Deutsch - und es ist doch toll, wenn man nicht nur im Kursus Deutsch lernt, sondern online mit Deutschen sprechen üben kann.“

Torben Agethen vom Bereich Sprache der VHS.
Torben Agethen vom Bereich Sprache der VHS. © FFS | Manfred Sander

Auch den Kontakt zwischen den katholischen Gemeinden hat sie schon geschaffen. Und zwischen der Schule ihrer Tochter, dem Gymnasium Waldstraße, und der neuen Schule in Italien möchte sie den Austausch fördern. „In den langen italienischen Sommerferien werde ich einige Wochen in Hattingen zur Schule gehen können“, freut sich Emma, von der ihre Eltern sagen, dass sie wirklich Europäerin sei.

Erfahrungen mit Menschen in Hattingen begleiten das Leben der italienischen Familie

Fabiola Filippi kennt die Barriere, die entsteht, wenn man die Sprache des Wohnortes nicht spricht. Die erste Zeit in Hattingen war für sie hart. Aber mit der Sprachkenntnis würden auch die Barrieren fallen. Mit ihren Erfahrungen hat sie Zuwanderer in Hattingen unterstützt, sie auf den Deutsch-Test vorbereitet, ihnen die Kultur nahe gebracht.

Dauerhafte Freundschaften seien in Hattingen gewachsen. „Wir wissen, dass wir in Kontakt bleiben, uns gegenseitig besuchen. Darum ist die Traurigkeit nicht zu groß.“ Denn die Erfahrungen und Menschen aus Hattingen „werden unser Leben immer begleiten“, sagt Fabiola Filippi.