Hattingen. Eine in Hattingen lebende Italienerin wünscht sich Piazzola sul Brenta. Bisher haben Rat und Verwaltung solche Vorstöße stets abgelehnt.
„Piazzola sul Brenta in der Provinz Padua in Venetien ist Hattingens Partnerstadt“: Diese Schlagzeile zu lesen, würde Fabiola Filippi Varini (46) gefallen. Das ist das Ziel der in Hattingen lebenden Italienerin.
Sie hat schon mit dem Bürgermeister ihrer Heimatstadt darüber gesprochen. Und mit Bürgermeister Dirk Glaser. Der hat erst kürzlich beim Besuch von 20 italienischen Gastschülern die Wichtigkeit des gegenseitigen Austauschs innerhalb von Europa betont. „Ich bedauere, dass Hattingen bisher noch keine Partnerstadt hat“, sagte er.
Im Mai wird in Italien gewählt
Das macht Fabiola Filippi Varini Mut – auch wenn in Italien das Thema derzeit brach liegt, „weil im Mai Wahlen sind“.
Immer wieder hat es in Hattingen den Versuch gegeben, eine Partnerstadt zu finden. 2008 war es, als ein hier lebender Geschäftsmann aus Kasachstan seine Heimatstadt Taraz und Hattingen verbandeln wollte. Doch die damalige Stadtspitze sah die Kommune nicht in der Offensive. Partnerschaften könnten nicht verordnet werden, sie müssten breit wachsen und von Bürgern, Schulen und Vereinen mit Leben gefüllt werden.
Jusos werben mit 1000 Postkarten
Bürgermeister Dirk Glaser wünschte sich 2018 eine Partnerstadt in Polen, Tschechien oder England. Aber: Keine der Ratsfraktionen unterstützte den Vorstoß. „Neuer Anlauf für eine Partnerstadt in Hattingen“ hatte die WAZ im Sommer 2018 getitelt und von einem Vorstoß der Jungsozialisten in Kooperation mit dem Heimatverein berichtet, die die süditalienische Stadt Calvello als Partnerstadt ins Auge gefasst hatten und mit 1000 Postkarten dafür warb.
Jetzt also die Idee von Fabiola Filippi Varini. Die engagierte Italienerin gibt bei der VHS Italienisch-Kurse – und hat auch schon ein Koch-Seminar auf die Beine gestellt, in dem Italienisch gesprochen wurde. „Aber wir haben auch übersetzt.“ Dazu sind eigens zwei Freundinnen aus Italien gekommen, die dort auch für einen Verein Kochkurse geben – und haben „Radicchio di Treviso“ mitgebracht (eine Art roter Chicorée).
Menschen sollen wissen, was Europa ist
Fabiola Filippi Varini möchte nicht, dass nur städtische Delegationen hin- und her reisen, um Souvenirs auszutauschen. „Jugendliche, Senioren, Familien sollen sich treffen“, sagt sie. Denn zwar seien „nur die Alpen zwischen uns, aber wir wissen doch wenig übereinander. Ich werde in Italien oft gefragt, wie es in Hattingen ist, wie Schule und so funktioniert – und in Hattingen umgekehrt.“
Mit der Partnerschaft möchte sie einen Beitrag dazu leisten, dass alle Menschen wissen, was Europa ist. Damit niemand sich so fühlt wie sie sich 1989 in der Schule. „Da stand ich an der Tafel mit zwei Mitschülern und der Lehrer fragte, was für uns Europa bedeutet. Wir haben uns angeguckt und keine Antwort gewusst. Heute, 30 Jahre später, weiß ich es.“ Und auch wenn sie denkt, dass es in Europa gerechter zugehen muss, findet sie Europa gut. Und die Europawahl wichtig.