Hattingen. Auch das Coronavirus hält den CVJM Hattingen nicht davon ab, alte Traditionen fortzusetzen. Sie laufen dieses Jahr nur anders ab als gewohnt.
Als Ersatz für die Brahmsee-Tour hat der Christliche Verein Junger Menschen im Haus Friede eine Freizeit angeboten, bei der vierzig Kinder mit viel Spaß und Spiel eine gemeinsame Woche in großer Hilfsmission für Schleswig Holstein verbracht haben. „Von wegen Schicht im Schacht“ lautete das Motto der Aktion.
CVJM-Jugendreferent Julien Middelmann (31) erklärt, welche Geschichte dahinter steckt. „Unsere Freizeit spielt im Jahr 1921. Dem Waldheim Brahmsee sind die Kohlereserven ausgegangen – und wir helfen natürlich. Wir wollen ja nicht, dass der Norden friert. Zum Glück gibt es im Ruhrgebiet große Mengen Kohlen – sogar am Haus Friede, das über einen alten Stollen verfügt“, sagt der Freizeit-Betreuer.
Unter Tage Rätsel lösen
Nach dem täglichen Wecken mit dem Steigerlied begann der Tag für die Teilnehmer pünktlich um kurz vor acht Uhr. Nach den Morgenandachten und einer kleinen Stärkung hatten die Kinder täglich viel Arbeit vor sich.
So mussten sie einen Weg aus dem Stollen der Jugendherberge finden, der zum Escape Room umfunktioniert wurde. Auf dem Weg nach draußen brauchte es kluge Köpfe – denn unter Tage mussten einige Rätsel gelöst werden.
Auch Überlebenstraining stand auf dem Plan
Und damit nicht genug. Wer dem Stollen entkommen konnte, stand bereits vor der nächsten Herausforderung. Denn die illegale Schmugglerware für das Jugendheim am Brahmsee musste ebenfalls noch unauffällig über das Gelände an der Schreppingshöhe geschafft werden. Wer da nicht flink genug war, wurde erwischt.
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Auch Überlebenstraining stand auf dem Plan. Denn wer im Jahr 1921 als Schmuggler tätig ist, der muss sich im Wald auskennen. Nach dem Training sind die vierzig Kinder nun kleine Überlebenskünstlern.
Als letzten Höhepunkt bereitete der CVJM gemeinsam mit Frank Bottenberg, Pfarrer der St.-Georgs- Gemeinde, einen großen Freiluft-Gottesdienst vor. Dazu wurden die Familien der Freizeit-Kinder eingeladen. Insgesamt nahmen etwa 100 Personen teil.
Fiebermessen morgens und abends
Frank Bottenberg blickte in seiner Predigt auf die Woche zurück und freute sich über das Geschaffte. „Dass die Freizeit unter diesen Bedingungen mit so großem Erfolg zustande gekommen ist, ist großartig“, sagte er. „Gemeinschaft ist wichtig und ihr habt gezeigt, wie Beisammensein mit dem Coronavirus verantwortungsvoll gelingen kann.“
Natürlich sei in diesem Jahr vieles anders gewesen. Das morgendliche Fiebermessen, das abends wiederholt wurde, sei nur ein Beispiel für die neue Routine bei der diesjährigen Freizeit, sagt Jugendreferent Julien Middelmannn.
„Wir haben die Teilnehmerzahl drastisch reduziert“
Er ist seit drei Jahren hauptamtlich für den CVJM tätig und betreut ebenso lange die Jugendfreizeiten. „Wir haben auch die Teilnehmerzahl drastisch reduziert. Zum Brahmsee fahren wir mit mehr als doppelt so vielen Kindern.“
Zudem achteten die acht Betreuer der Sommer-Freizeit natürlich auf die allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln. „Wir haben kontaktintensive Spiele gestrichen oder so umstrukturiert, dass Kontakt vermieden wird“, berichtet Julien Middelmann von den Vorbereitungen.