Hattingen. Die Hälfte von knapp 2000 Tongebern muss rekonstruiert werden. St. Georg macht Neuerungen rückgängig und stellt den Ursprungszustand wieder her. Nur eine Bürger-Pfeife ist zum Einbau geeignet.
„Wie eine Pfeife lernt, dass sie mit anderen kann“, erfahren Kinder zum Abschluss der Feierlichkeiten zur Wiedereinweihung der Roetzel-Orgel. Doch jetzt müssen zunächst die Pfeifen wieder in die Orgel in St. Georg, damit Maria Cristina Witte sie beim Festgottesdienst am 25. Oktober spielen kann. Stellt sich die Frage: Wie lernt eine große Pfeife fliegen – oder wie kommt sie sonst hoch auf die Orgelempore?
Natürlich mit einem Lastenheber. Der Kran kam am gestrigen Mittwoch zum ersten Mal zum Einsatz und hievte schwere Exemplare hoch. Kaum zum Einsatz kommen jene Pfeifen, die die Evangelische Kirchengemeinde vor 50 Jahren aus Geldnot abgab und jetzt gern wieder einbauen würde. Damals waren ein paar hundert der insgesamt 1900 bis 2000 Pfeifen versteigert oder gegen Spenden abgegeben worden, weil der Gemeinde bei der Reinigung und Renovierung der Orgel das Geld ausgegangen war.
Apropos Geld: St. Georg hofft, dass die Kosten für die Orgel nicht höher sein werden als 90- bis 95 000 Euro. „Unser Ziel ist es, 75 000 Euro zu sammeln“, steckt Pfarrer Udo Polenske den finanziellen Rahmen ab. „5000 Euro fehlen noch.“
1230 Euro kamen von Alfred Weigelt. Der ehemalige Kirchbaumeister für Finanzen – „die Kirche ist mein Hobby“ – hatte sich zum 90. Geburtstag im vorigen Monat keine Geschenke, sondern Spenden für die Orgel gewünscht. Und bekommen. Bekommen hat er auch zwei Pfeifen von Familie Packlin. Die aber auch nicht das gewünschte Alter haben.
„Wir haben etliche Rückmeldungen bekommen“, sagt Maria Cristina Witte. Aber das seien alles Pfeifen jüngeren Datums gewesen. Eine einzige war dabei, die sich für den Wiedereinbau eignet, „eine ganz kleine, dünne“. Sie gehört Pfarrer Knoch und hing mit einer anderen zusammen an der Wand. Im Moment ist sie zur Begutachtung in der Pfeifen-Werkstatt.
Der Anblick der Pfeife, die in luftiger Höhe baumelt, bringt einen ganz schön ins Schwitzen, obwohl es angesichts der Außentemperatur in der Kirche angenehm kühl ist. Doch die Schweißperlen sind nichts im Vergleich zu Pfarrer Udo Polenskes Befürchtungen. „Was passiert eigentlich, wenn es in der Pfeifen-Werkstatt brennt?“, fragt er sich. Oder der Transporter, der die pfeifen nach Hattingen bringt, einen Unfall hat? Maria Cristina Witte hat dagegen die Ruhe weg. Und wahrscheinlich die Vesper zur Wiedereinweihung mit Empfang vor Augen. Und freut sich, dass sie endliche wieder die Orgel spielen kann.