Hattingen/Bochum. Vier Väter und ihre Söhne aus Hattingen und Bochum hatten Urlaub in den Niederlanden gebucht. Nach einem Anruf im Ferienhaus platzt der Traum.

Die Koffer waren schon gepackt, die Fahrräder auf dem Auto verstaut , die Kinder aufgeregt: Einen Tag vor dem geplanten Männer-Urlaub – vier Väter und ihre acht Kinder – rufen sie doch noch einmal im Ferienhaus in den Niederlanden an. Sie wollen ihr Kommen ankündigen, es ist schließlich Corona. Der kurze Anruf lässt die Urlaubsträume platzen: Das sei kein Ferienhaus. Es sei nichts zu vermieten, habe der Mann am Apparat gesagt, wie es der Hattinger Olaf Scherff einige Wochen später noch immer fassungslos erzählt.

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„Das ist eine totale Schweinerei“, sagt der Inhaber der Kaffeerösterei Mayola. Einmal im Jahr fährt er mit seinen Kindern, Freunden und deren Söhnen in einem gemeinsamen Kurzurlaub. Einmal ohne die Frauen – eine reine Männer-Tour, auf die sich alle schon Monate vorher freuen. Das große Haus mit vier Schlafzimmern, Pool und Bootssteg in der Provinz Flevoland nahe Amsterdam wirkt auf der Internetseite des Buchungsportals Belvilla perfekt für gemeinsamen Urlaub.

Online-Portal für Ferienwohnungen: Viele Beschwerden im Internet

Doch der platzt. Die Autos sind wieder ausgeräumt. „Die Kinder waren todtraurig, wir total wütend.“ Die Männer suchen den Kontakt zu Belvilla, wollen Erklärungen, wenigstens aber ihr Geld zurück. Die Firma gibt auf ihrer Internetseite an, seit 1980 in mehr als 20 Länder Ferienhäuser und -wohnungen zu vermieten. Doch der Kontakt gestaltet sich schwierig. Nach drei Wochen gibt es einen 120-Euro-Gutschein für den Urlaub, einzulösen auf der Buchungsseite.

Ein Bild aus glücklicheren Urlauben: Andreas Eichwald,Olaf Scherff, Paul Grams, Derick Bech, Alex Bech (hinten v. li.) mit Jan Eichwald, Ben Scherff, Noah Scherff, Josh Grams, David Bech und Daniel Eichwald (vorne v. li.)
Ein Bild aus glücklicheren Urlauben: Andreas Eichwald,Olaf Scherff, Paul Grams, Derick Bech, Alex Bech (hinten v. li.) mit Jan Eichwald, Ben Scherff, Noah Scherff, Josh Grams, David Bech und Daniel Eichwald (vorne v. li.) © Olaf Scherff

Bei den Reiseexperten der Verbraucherzentrale ist die Firma Belvilla bekannt. „Es hat Beratungen zu der Firma gegeben“, heißt es auf Nachfrage. Um welche Probleme es dabei ging, könne aber nicht festgestellt werden. Im Internet häufen sich Beschwerden über den Anbieter: „Keine Bestätigung, kein Geld zurück, keine Reaktion.“

So reagiert das Unternehmen auf die Kritik

„Belvilla bietet keine Häuser an, zu denen sie keine vorherige Zustimmung der Eigentümer haben oder die nicht zur Vermietung verfügbar sind“, heißt es auf Nachfrage vom Belvilla-Mutterkonzern Oyo Vacations. Es könne aber vorkommen, dass ein Hausbesitzer den Vertrag mit der Online-Plattform kündige und dass für die Zeit nach Vertragsende noch Buchungen bestehen.

Wie erkenne ich einen seriösen Reiseanbieter?

Die Verbraucherzentrale hat einige Tipps, um bei der Urlaubsbuchung auf der sicheren Seite zu sein: Überprüfen Sie die Website des Online-Reisebüros unter anderem auf verständliche und vollständige Angaben zur gebuchten Reise, sichere Zahlungsmöglichkeiten sowie auf eine eindeutige Identifizierung des Reise-Anbieters selbst.

Achten Sie darauf, ob das Online-Reisebüro als Veranstalter oder nur als Vermittler auftritt. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn davon hängt ab, wer bei Mängeln oder einer Insolvenz haftet. Das steht zumeist in den AGB.

Prüfen Sie vor der Buchung, wo der Reiseveranstalter sitzt. Wenn der Veranstalter im Ausland sitzt, sind eventuelle Streitigkeiten deutlich komplizierter.

So sei es auch im konkreten Fall gewesen: Das Haus, das die Männer gebucht hatten, sei in der Zwischenzeit an einen anderen Besitzer verkauft worden. Es gebe zwar Verhandlungen über einen Vertrag mit Belvilla, die seien aber noch nicht abgeschlossen. Belvilla betont, dass es keine Stornierungen wegen des Verkaufs gegeben habe. Vielmehr sei eine verspätete Überweisung der Männer-Gruppe der Grund für die Stornierung. Der zu zahlende Restbetrag - insgesamt knapp 1000 Euro – sei zu spät bei Belvilla angekommen. Daraufhin habe es für einen Teilbetrag bereits einen Gutschein gegeben.

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Und das restliche Geld? Nachdem die Männer in zahlreichen E-Mails und Anrufen vergeblich versucht haben, das Unternehmen zu erreichen, gab es wenige Tage nach der Anfrage der WAZ eine Überraschung: Das komplette Geld ist wieder da. Und auch die Männer-Tour hat doch noch stattgefunden. Statt entspannen in den Niederlanden gab’s nun eine Radtour. Die Jungs waren zufrieden und die Männer nehmen sich Holland fürs nächste Jahr vor. „Dann aber mit einem anderen Anbieter.“