Bochum. . Wohnung auf Hotel-Portal gestellt und keine Miete mehr bezahlt: Ein Mieter droht die Hoffmanns aus Bochum in den finanziellen Ruin zu treiben.

Das geerbte Eigenheim, das Wohnmobil, der Urlaub – alles steht auf der Kippe. Wie lange Familie Hoffmann aus Bochum ihre Kredite noch bedienen kann, weiß sie nicht. Einer ihrer Mieter droht die Wohnungseigentümer in den Ruin zu treiben. Er soll seine Wohnung illegal im Internet als Ferienappartement angeboten, gut daran verdient und dennoch seit Monaten keine Miete gezahlt haben.

Rückblick, Juli 2016: Nach einigen erfolglosen Besichtigungen der frisch sanierten und modern ausgestatteten Zwei-Zimmer-Wohnung an der Rottmannstraße in Harpen bekundet ein Herr S. (Name der Redaktion bekannt) Interesse und trifft sich mit Familie Hoffmann – das Unheil nimmt seinen Lauf.

Hoffmanns halten Geschichte für plausibel

Der eloquente, gut aussehende Mann stellt sich als Chef einer Immobilien-Firma aus Düsseldorf mit Zweitsitz in Bochum vor, so erinnert sich Susanne Hoffmann. Er hat Charme, Visitenkarte und ein Exposé seiner Firma dabei. Herr S. habe erklärt, er habe regelmäßig Praktikanten aus dem Ausland, die bräuchten eine Wohnung. Ob eine Untervermietung in Ordnung sei?

Die Hoffmanns halten die Geschichte damals für plausibel „für eine WG-Lösung ist eine Untervermietung nicht unüblich“ – und stimmen zu. Das erste halbe Jahr – so erzählen es die Eigentümer – geht alles gut. Herr S., dessen Geschäft damals „bombig“ gelaufen sein soll, mietet bei den Hoffmanns eine weitere Wohnung an der Schwerinstraße für seine Praktikanten an.

Mietzahlungen werden unregelmäßiger

Nach einem halben Jahr seien die Mietzahlungen unregelmäßiger geworden. Nachbarn an der Rottmannstraße wundern sich über die großen Gruppen, die in der Wohnung leben, über laute Rollkoffer. „Frau Hoffmann, betreiben Sie da etwa ein Hotel?“ Tatsächlich wird die 60-Jährige auf einem großen Internet-Portal fündig: Dort wirbt Herr S. mit professionellen Fotos für die „Ferienwohnung Deluxe“. Auf dem Wohnzimmertisch thront eine Flasche Sekt. Die Gäste-Bewertungen sind top. Es ist offensichtlich: Die Wohnung in zentraler Lage kommt an.

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Nach dieser Entdeckung kündigen die Hoffmanns ihrem Mieter. Die Untervermietung war zwar erlaubt. Das aber nur für maximal zwei Menschen und gewerblich schon gar nicht. „Seit der Kündigung im August 2018 haben wir keine Miete mehr gesehen. Und raus geht der auch nicht“, sagt Susanne Hoffmann. „Wenn das so weitergeht, droht uns der finanzielle Ruin!“

Räumungsklage läuft seit August

Daniel Alvarez lebt seit einem Jahr als Untermieter von Herrn S. an der Schwerinstraße. Sein Zimmer dort habe er über eine Internet-Annonce gefunden. Wie seine aktuell zwei Mitbewohner bezahlt der Erlebnispädagoge 350 Euro monatlich an Herrn S., der noch 1000 Euro Kaution verlangt haben soll und das Geld gerne bar oder auf immer wechselnde Konten bekommen wolle.

In einigen Zimmern sollen zwischenzeitlich Stockbetten für Handwerker-Gruppen gestanden haben. Auf 100 Quadratmetern hätten zeitweise viel mehr als die erlaubten vier Personen gelebt.

Vermieter leihen sich Geld von einem Sohn

Eine Räumungsklage für beide Wohnungen gegen Herrn S. läuft schon seit August, das bestätigt das Bochumer Amtsgericht. Eine Anzeige bei der Polizei endete mit der Einstellung des Verfahrens. Auch eine Anzeige bei der Gewerbeaufsicht versandete. Aktuell versuchen beide Parteien, sich außergerichtlich zu einigen. „Das hat unser Anwalt uns geraten“, sagt Suanne Hoffmann. Zwei Finanzstreitigkeiten endeten bereits mit einem Versäumnisurteil. Herr S. vertritt sich vor Gericht selber, „er erscheint nie“.

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Die Firma des Herrn S. gibt auf ihrer Internetseite an, Immobilien zu verkaufen. Makaber: Besonders groß wird eine Mietnomaden-Versicherung beworben. Teile der Website sind mit Blindtext gefüllt. Ob es die Firma wirklich gibt, bleibt unklar. Nachdem die Redaktion mehrfach versucht hat, Herrn S. für eine Stellungnahme zu erreichen, meldet er sich zurück. „Dazu sage ich nichts.“

Familie Hoffmann hofft nun, dass sich das Problem doch noch schnell löst. Sie haben sich in der Zwischenzeit Geld von einem ihrer Söhne geliehen, um ihre Kredite zu bedienen. „Es muss bald etwas passieren, wir wissen nicht mehr weiter.“