Hattingen. Durch Schulschließungen konnten Arbeiten vorgezogen werden. Diskussionen gibt es um Plattformen, Endgeräte und die Erreichbarkeit der Schüler.
Hattingen hat in der Corona-Krise bei der Digitalisierung an Schulen einen guten Schritt nach vorn gemacht. Allerdings zeigt der erzwungene Schnellstart auch die Schwierigkeiten – vor allem bei der Erreichbarkeit aller Schüler.
Fortschritte bei der Digitalisierung
„Wir sind nicht da, wo wir gerne wären“, räumt Schuldezernent Matthias Tacke ein. Allerdings sei man dem Ziel, zum Ende des Jahres 2020 eine bessere Digitalisierung an den Hattinger Schulen vorweisen zu können, deutlich näher gerückt. Gegen Ende der Sommerferien werde es in allen Schulen ein WLAN-Netz geben. Durch die wochenlange coronabedingte Schließung konnte die Verkabelung in den Gebäuden vorgezogen werden. Außerdem wurde die Software „Anton“ als Lernplattform an allen Schulen angeschafft, ebenso wie das Programm „Worksheet Crafter“ für den Tausch von Aufgaben für die Grundschulen.
Zeitplan und Förderungen
Der Zeitplan der Stadt sieht vor, dass bis zum vierten Quartal des Jahres alle Schulen an eine gemeinsame Serverlandschaft bzw. eine Hattinger Schul-Cloud angebunden sind. Dann sollen auch die Endgeräte genutzt werden. Zunächst muss dafür die entsprechende IT-Infrastruktur fertiggestellt werden. Die notwendigen Geräte zum Aufbau der WLAN-Netze seien für alle Schulen beauftragt und größtenteils auch schon geliefert und teilweise angeschlossen.
Aus dem Förderprogramm „Digitalpakt Schule“ erhielt Hattingen rund 560.000 Euro. Die wurden für die Verkabelung in den Gebäuden und die Anschaffung der nötigen Technik zum Aufbau der Netze verwendet. Die Verwaltung ist in Gesprächen mit der Bezirksregierung für weitere Förderungen.
Für die weiteren Schritte zur Digitalisierung der Schulen will sich die Stadt zudem externe Unterstützung holen, kündigt Dezernent Matthias Tacke an.
Als schwierig stellte sich unterdessen die Wahl und Nutzung geeigneter Kommunikationsplattformen heraus. Hier haben die weiterführenden Schulen Systeme installiert – ein einheitliches gibt es aber nicht.
Unstimmigkeiten über Kommunikationsplattform
Der Forderung von Grünen und FDP im Schulausschuss, alle Schulen mit der gleichen Plattform auszustatten (vor allem das System „Teams“ von Microsoft wurde ins Spiel gebracht), stellte Tanja Tönshoff, Leiterin der Grundschule Erik-Nölting, stellvertretend für die anderen Schulen ihre Erfahrungen gegenüber. So habe man sich bewusst gegen eine Kommunikationsplattform entschieden, bei der sich Kinder beteiligen müssten. „Das schaffen sie häufig noch nicht. Wir müssen niedrigschwellige Angebote machen.“ Auch „Teams“ habe man getestet, aber als nicht praktikabel empfunden.
Entsprechend habe vor allem über E-Mails kommuniziert, Umschläge mit Aufgaben bei den Schülern vorbeigebracht und die „Anton“-App genutzt. Letztere sei durch direkte Rückmeldungen über richtig oder falsch gut angenommen worden. Bedarf gebe es in Grundschulen aber vor allem bei den Endgeräten, mit denen zum Beispiel die elektronische Variante der Mathe-Bücher genutzt werden könnten.
Bedarf, aber Mangel an Endgeräten
Anette Christiani, Leiterin des Gymnasiums Waldstraße, berichtete von positiven Erfahrungen. Das Gymnasium hatte die Microsoft-Kommunikationsplattform schon vor einem Jahr eingeführt. Aber auch sie betont die Wichtigkeit der Frage der Endgeräte.
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Für das Gymnasium Holthausen berichtet Schulleiter Thorsten Köhne von der Erfahrung, dass Smartphones nicht reichten. Es müssten mindestens Tablets sein. Deshalb habe man nun auch Firmen um Spenden gebeten. Der Förderverein unterstütze die Schule.
Die Stadt macht im Moment wenig Hoffnung bezüglich der Endgeräte: „Dazu gibt es leider keine unmittelbare Lösung“, bedauert Tacke. Die Mittel reichten „nicht ansatzweise für eine flächendeckende Versorgung“ aus. Deshalb müssten nun Konzepte entwickelt werden, wie man vorhandene Geräte effektiv einsetzen kann.
Erreichbarkeit unwilliger Schüler
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Darüber hinaus muss auch das Problem Erreichbarkeit der Schüler außerhalb der Schule gelöst werden, wie die Corona-Krise verdeutlicht hat. Thorsten Spittank, für die SPD im Rat und Lehrer an der Gesamtschule, berichtet von dem Problem, wenn Aufgaben zu Hause nicht bearbeitet werden. Er erklärt: „Wenn die Schüler nicht in der Schule sind, werden wir einige verlieren.“ Aber er betont auch: „Das Nichtstun zieht sich durch alle sozialen Schichten.“