Witten. Comedy gegen Corona: Am Freitag stehen vier Star-Comedians auf der Bühne am See. Ein Interview mit Magier Erasmus Stein über verrückte Zeiten.

Der gebürtige Wittener Erasmus Stein, als Magier weltweit unterwegs, lädt am Freitag (15.5.) zu einem Comedy-Festival der besonderen Art in das von der WAZ präsentierte Autokino am Kemnader See ein. Das Motto des Abends: Lachen am Lenkrad. Die Star-Comedians Torsten Sträter, Ausbilder Schmidt, Hennes Bender und Ingo Appelt stehen am See live auf der Bühne. Ist Moderator und Entertainer Erasmus Stein doch der Ansicht, dass Lachen die beste Medizin ist. Im Interview spricht der 35-Jährige über Humor, Sorgen und Wünsche in verrückten Corona-Zeiten.

Herr Stein, Sie sind derzeit für die Comedy-Events im Auto- und Eventkino am Kemnader See zuständig. War es schwierig, gleich vier Star-Comedians für einen Live-Auftritt zu begeistern?

Erasmus Stein: Ich habe meine Kontakte genutzt, damit wir am Kemnader See echte Comedy-Highlights präsentieren können. Das Konzept „Lachen am Lenkrad" war meine Idee. Ich wollte eine in Corona-Zeiten geeignete Spielstätte für Comedy- und Kleinkunst haben, um mir und vielen Kollegen im Sommer eine Perspektive geben zu können, doch wieder vor Publikum aufzutreten. Dann habe ich vom Auto- und Eventkino am Kemnader See erfahren. Ein großes Dankeschön an Rolf und Marc Ostermann vom Möbelhaus Ostermann. Sie haben mir den Kontakt hergestellt. Ich hatte das große Glück, dass Torsten Sträter, Hennes Bender, Ausbilder Schmidt und Ingo Appelt für den 15. Mai sofort zugesagt haben. Durch Corona fallen ja auch deren Tourneen ins Wasser und so hatten sogar meine prominenten Kollegen Zeit. Wir wollen aber auch über den 15. Mai hinaus Comedy-Events am Kemnader See machen. So kommt am 1. Juni zum Beispiel Ingo Appelt mit seiner Soloshow „Der Staats-Trainer“ an den See.

Comedians leben von der Nähe zum Publikum. Ist es nicht komisch, abends vor Zuschauern zu stehen, die in ihren Autos sitzen?

Es ist eine große Herausforderung für uns Künstler vor einem Publikum im Auto aufzutreten. Wir sehen dadurch ja nur sehr wenig bis gar kein Publikum. Reaktionen wie Lachen und Applaus hören wir auch aufgrund geschlossener Fenster kaum. Es ist leider nicht erlaubt, laut zu hupen, aber wir wollen auch nicht die Natur oder Nachbarn stören. Daher bleibt uns die Lichthupe als zustimmendes Signal der Zuschauer oder aber Warnblinker. Wer im Auto Tränen lacht, der kann für uns ja auch den Scheibenwischer anmachen.

Die Corona-Pandemie hat auch Ihre beruflichen Planungen bis auf Weiteres zunichte gemacht. Und Sie waren auch in einer selbst gewählten Quarantäne.

Ja, es ging alles unfassbar schnell. Mitte März war ich noch in Berlin und habe dort Jürgen von der Lippe getroffen. Da haben wir noch nach der Show bei einem Glas Rotwein Witze über Corona gemacht. Aber inzwischen ist einem auch als Komiker das Lachen fast vergangen. Nach Berlin war ich in Neustadt (Dosse) auf Tournee. Da war Corona noch ein Thema über das auch der örtliche Veranstalter gelacht hat und zu mir sagte: „Na, habt Ihr uns jetzt das Virus aus der Hauptstadt mitgebracht?" Dann liest man wenige Tage später bundesweit in der Presse: „Massenquarantäne in Neustadt (Dosse)". Das ist einfach irre. Ich war im März auch noch in Seefeld in Tirol und musste dann am 15. März quasi zwangsausreisen und war dann fast vier Wochen in einer freiwilligen Quarantäne. Ein Alptraum für einen selbstständigen Künstler.


Sie sind gebürtiger Wittener leben mit Ihrer Frau privat jetzt überwiegend in Essen. Sind Sie dort auf Corona getestet worden?

Nein, erstaunlicherweise nicht. Obwohl ich mich beim Gesundheitsamt gemeldet habe, aus einem Risikogebiet kam und Kontakt zu Menschen mit Symptomen hatte. Das ist für mich einfach unverständlich. Das Gesundheitsamt sagte sogar am Telefon, wir sollten ruhig einkaufen gehen, aber Abstand halten und die Hände waschen. Ich hatte fest damit gerechnet, dass meine Frau und ich als Heimkehrer aus Tirol getestet werden. Aber dem war nicht so.

Eigentlich wollten Sie in diesem Jahr auf Kreuzfahrtschiffen auftreten.

Oh ja. Für mich sind in diesem Jahr schon drei Gastspiele auf Kreuzfahrtschiffen der AIDA-Flotte abgesagt worden. Mein finanzieller Schaden durch die Auftrittsausfälle ist enorm. Nun geht es für mich eben nicht auf Gastspielreise in die Karibik, sondern an den Kemnader See - auch schön. (lacht). Ich wohne zwar die meiste Zeit in Essen bei meiner Frau. Aber mein Probenraum, mein Zauberstudio, ist immer noch im Haus meiner Eltern auf dem Sonnenschein in Witten!

Treffen Sie Ihre Eltern in Corona-Zeiten?

Nein, ich besuche sie derzeit lieber nicht. Ich habe mit meinem Beruf ein hohes Risiko und eine hohe Verantwortung. Denn wir haben immer viel mit verschiedenen Menschen zu tun. Ich hoffe, dass wir schon bald in lachende Gesichter blicken können. Daher appelliere ich an jeden, mitzuhelfen, dass dieser Alptraum schnell vorbeigeht.

Dass hoffen Sie sicher auch aus beruflichen Gründen.

Ja. Wir wissen nicht, wann es für unsere Branche weitergeht. Daher wären wir auf Aussagen der Bundes- und Landesregierungen angewiesen. Es geht auch um die Haftungsfrage. Ich verstehe ja, wenn jemand jetzt für den Herbst ein Event absagen möchte. Aber derzeit gibt es dafür keine rechtsverbindliche Aussage, ob ein Event erlaubt sein wird oder nicht. Es ist ein Dilemma für alle Beteiligten in der Veranstaltungsbranche. Mir persönlich sind Auftritte bis zum März nächsten Jahres wegen Corona abgesagt worden. Ich war sehr, sehr gut gebucht und jetzt stehe ich vor einem Trümmerhaufen. Aber Jammern nützt ja nichts. Daher habe ich mir das Showkonzept „Lachen am Lenkrad" ausgedacht. Comedy gegen Corona - denn Lachen ist die beste Medizin!


Aber Theater, Opernhäuser und Kinos in NRW dürfen doch laut Landesregierung ab dem 30. Mai in NRW wieder öffnen. Ein Licht am Ende des Tunnels?

Die Realität sieht anders aus. Die meisten kleinen Theater können die Sicherheitsvorkehrungen gar nicht umsetzen und gehen jetzt in eine verlängerte Sommerpause - und hoffen auf ein Wunder nach dem Sommer. Ich hoffe, es kommt kein weiterer Lockdown. Denn dann wird sich die Kultur- und Veranstaltungsbranche wohl nie wieder erholen. Wenn wir Glück haben, dann können wir jetzt noch die Kurve kriegen. Ich wünsche den Menschen, dass schon bald wieder alle unbeschwert lachen können. Daher ist meine Aufgabe als Komiker wahrscheinlich so schwierig und wichtig wie nie zuvor.

Viele Leute wirken im Alltag mittlerweile sehr angenervt. Fällt Ihnen das auch auf?

Die Menschen wirken auf mich derzeit leider oft sehr angespannt oder gar aggressiv. Ich habe da so einiges im Supermarkt beobachten können. Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt und Freundlichkeit. Der Türsteher vor dem Supermarkt oder die Kassiererin, die haben die Regeln nicht gemacht, die müssen den Kram nur durchsetzen. Es ist also falsch, seinen Unmut an diesen Menschen auszulassen. Corona macht was mit den Leuten. Alleine die soziale Isolation. Nicht jeder hat einen Garten oder einen Partner. Da gilt es nicht nur virenfrei, sondern auch seelisch gesund zu bleiben. Aber es gibt auch schöne Seiten. Ich hatte bisher nie ein Wochenende, weil ich da immer Auftritt hatte. Ich bin derzeit soviel daheim wie noch nie. Da kommt man mal dazu, ein Buch zu lesen, ein Gesellschaftsspiel zu spielen oder den Keller aufzuräumen. Ohne Witz, ich habe sogar mit Yoga angefangen. Yoga! Der sterbende Schwan ist meine Lieblingsübung. (lacht) Ich bin sicher, diese Pandemie wird unsere Gesellschaft verändern. Aber ich hoffe, dass der Humor erhalten bleibt.

Wird in Deutschland nicht auch derzeit oft auf hohem Niveau gestöhnt?

Diese Krise wird uns schwer treffen. Aber uns geht es hier in Deutschland noch verhältnismäßig gut. Denn bisher reden wir oft nur über Geld. Ich möchte nicht als Flüchtling auf Lesbos sein, denn dort können sich diese Menschen nicht einmal die Hände waschen. Es wurden laut Presseberichten Zehntausende von Erntehelfern aus dem Ausland eingeflogen, aber die Menschen im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos retten wir nicht. Da verstehe ich die Bundesregierung nicht. Ich war beruflich oft in Indien und kenne dort den Dharavi Slum in der Metropole Mumbai, der als der größte Slum Asiens gilt. Ich mag gar nicht daran denken, wie es den Menschen dort geht, denn die haben schon in normalen Zeiten kein fließendes Wasser oder eine Toilette. Und wir streiten hier um fünflagiges Toilettenpapier. Wir können sehr froh sein, in Deutschland zu leben - bisher im Wohlstand und mit einem guten Gesundheitssystem. Am Freitagabend möchte ich den Leuten, die sich zuhause langweilen oder Sorgen haben, ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam stark durch diese Krise kommen und hoffentlich schon in einem Jahr zusammen in Biergärten sitzen und über diese verrückten Zeiten lächeln können.

>>> Hier gibt's Karten für das Comedy-Festival

Die Eintrittskarten für das Comedy-Festival „Lachen am Lenkrad" am Freitagabend (15.5.) sind ab sofort ausschließlich online erhältlich: www.autokino-kemnadersee.de. Die Karten kosten 29,50 Euro pro Person, für zwei Zuschauer im Auto also 59 Euro. Einlass ist ab 19.30 Uhr. Die Live-Show beginnt bei Einbruch der Dunkelheit ab etwa 21 Uhr und dauert mindestens 90 Minuten. Treffpunkt ist die Festivalwiese am Freizeitbad Heveney, Querenburger Str. 35.

Moderator Erasmus Stein verspricht für den Freitagabend Comedy, Kabarett, Parodie und ein echtes Witze-Feuerwerk. All dies wird per Autoradio direkt in die Fahrzeuge und per Kameraübertragung live auf die XXL-Kinoleinwand übertragen. Das Serviceteam vom Autokino bietet leckere Snacks und kühle Getränke an.