Hattingen. Die evangelische Kirche erlaubt vor dem 3. Mai keine Gottesdienste. Auch das Ruhrbistum schließt sie noch aus. Das wirkt auf Kommunion und Taufen

Vor Mai wird es in Hattingen keine öffentlichen Gottesdienste geben. Das Ruhrbistum hat sein Verbot öffentlicher Gottesdienste in der vergangenen Woche bis zum 1. Mai 2020 verlängert. Die Evangelische Kirche von Westfalen schließt sie vor dem 3. Mai aus. Das hat auch Auswirkungen auf Kommunion und Konfirmation und Taufen. Ein Problem ist es, Ältere zu erreichen.

Kirchen sind für Gebete geöffnet

Obwohl es in NRW kein Gottesdienst-Verbot gibt, warten die evangelischen und katholischen Gemeinde in Hattingen ab und halten sich an die Vorgaben der Landeskirche und des Bistums. „Wir warten sehnsüchtig“, erklärt Pfarrer Udo Polenske von der St.-Georgs-Gemeinde.

Digitale und analoge geistliche Angebote

Nicole Schneidmüller-Gaiser, Sprecherin des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten, erklärt, dass ab dem 3. Mai Gemeinden selbst entscheiden könnten, Gottesdienste unter Auflagen durchzuführen. Dann müssten spezielle Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Nur, wenn Gemeinden das möglich ist, kommen auch Gottesdienste in Frage.

Die Stadtpfarrei und die evangelischen Gemeinden suchen derweil neue Formate, um die Menschen zu erreichen. Neben Video-Mitschnitten von Andachten, die auf den Internetseiten zu finden sind, versuchen die Gemeinden, vor allem für Ältere Alternativen zu Internetangeboten anzubieten.

„Ein großes Problem sind die Altenheime“, so Polenske. „Wir kommen nicht rein.“ Im Haus der Diakonie werden die Mitarbeiter nun mit Smartphone und Tablet ausgestattet, damit die Bewohner auf diese Weise mit der Kirche in Kontakt treten können. Neben „sehr vielen seelsorgerischen Telefongesprächen“ setzt St. Georg auf Hauspost - zu Ostern verteilten Ehrenamtliche 5000 Briefe. St. Peter und Paul bietet „geistliche Impulse zum Mitnehmen“ an, die in den Kirchen ausliegen. Außerdem sind die Gemeinden und die Seelsorger per Telefon und E-Mail erreichbar.

Erstkommunion verschoben, Konfirmandenunterricht per App

Am Sonntag hätte eigentlich die Erstkommunion in St. Mauritius gefeiert werden sollen. „Ich beobachte eine große Traurigkeit bei den Kindern. Schließlich wurde besondere Kleidung für den Anlass gekauft, Verwandte wurden eingeladen, ein besonderes Essen geplant. Die Kinder haben außerdem große Sorgen wegen des Virus und fragen sich, was es mit dem Körper macht“, berichtet Lamm. Die Kommunionfeier wird nachgeholt. Wann, vermag der Pfarrer noch nicht zu sagen.

Julien Middelmann vom CVJM ist für die Konfirmanden zuständig und noch gelassen, da die Jugendlichen erst am 12. und 13. September ihre Konfirmation feiern werden. Der Unterricht ist ausgesetzt. Um mit den Schülern in Kontakt zu bleiben, nutzt er die Kon-App. „Das ist ein bisschen wie Instagram für Konfirmanden“, erklärt er. „Ich stelle Aufgaben ein, die bearbeitet werden können.“ Das Angebot ist freiwillig. Gut 70 Prozent nutzen es, schätzt Middelmann.

Feuerwehr berät bei Taufen

Lediglich zwei Beerdigungen führte Polenske in der Corona-Zeit durch. „Es war eine hohe Belastung für die Angehörigen. Denn eigentlich steht man in der Zeit eng zusammen und wahrt eben nicht die Distanz.“ Spannend werde der 10. Mai; da habe er fünf Taufen geplant, die nicht wie üblich werden stattfinden können. Zunächst will er mit den Familien sprechen, wer jetzt überhaupt taufen lassen will, um sich dann mit Tomás Stanke von der Feuerwehr Hattingen zu beraten. Fest steht: Die Taufe wird im kleineren Rahmen und kürzer als üblich ausfallen.

Die Gemeinden betonen: Alle Maßnahmen, die helfen die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, seien richtig.

Kein Gottesdienst-Verbot in NRW und offene Kirchen

Auf Bundesebene sollen in dieser Woche mögliche Lockerungen besprochen werden. Sachsen erlaubte als erstes Bundesland bereits seit Montag Gottesdienste mit bis zu 15 Teilnehmern. In NRW wurde – im Gegensatz zu anderen Bundesländern – kein Gottesdienstverbot ausgesprochen. Stattdessen haben die Kirchen, Islam-Verbände und jüdischen Verbände eine entsprechende Erklärung abgegeben.

Kirchen in Hattingen werden aktuell zwar nicht für Gottesdienste genutzt, offen sind sie teilweise dennoch. Die Kirchen St. Joseph in Welper, St. Mauritius in Niederwenigern und St. Peter und Paul in der Innenstadt sind zum Gebet geöffnet. Auch die evangelische St. Georgs Kirche ist täglich von 15 bis 17 Uhr offen. Das Angebot wurde vor allem in der ersten Zeit und zu Ostern angenommen, berichten die Pfarrer Andreas Lamm und Udo Polenske.