Hattingen. . Julien Middelmann ist Jugendreferent beim Christlichen Verein Junger Menschen. Der 29-Jährige hat im Jugendschutz und mit Behinderten gearbeitet.
Eigentlich ist er ja Wittener, beruflich aber ab sofort Hattinger. Julien Middelmann heißt der neue Jugendreferent beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM). Der 29-Jährige hat Sozialpädagogik und Soziale Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule Bochum studiert und ist jetzt genau da, wo er immer hin wollte: mittendrin in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Ich bin kein Bürohengst, ich muss mit Menschen arbeiten“, sagt er und freut sich riesig über seinen neuen Job.
Studium mit 21 Jahren abgeschlossen
Das Studium mit Abschluss Bachelor hat er grandios hinbekommen. 21 Jahre war er da jung. Aber um genau das zu studieren, was seiner Lebensplanung entsprach, und genau diesen Berufsweg einzuschlagen, brauchte es viel Mut und Durchsetzungsvermögen. Denn sein Vater war ganz und gar nicht einverstanden, dass er mit einem sozialen Beruf seinen Lebensunterhalt verdient.
Mal alle ausgetretenen Pfade verlassen, über den Tellerrand schauen, andere Kulturen und Menschen kennenlernen, dachte er sich – und reiste ein halbes Jahr durch Indien. 6000 Kilometer zu Fuß und mit der Bahn. Die Eindrücke sind heute so lebendig wie vor Jahren. Wenn Julien Middelmann erzählt, hat man den Eindruck, er ist am Wochenende gerade von der Reise zurückgekommen. „Ich kenne kein Land mit größeren Gegensätzen“, erzählt er. „Arm-reich, hässlich-schön, stinkend-duftend.“
Ein Urteil mit Erklärungsbedarf. „Ich habe nie Eindrucksvolleres erfahren, als durch einen Bananenwald zu gehen. Können Sie sich vorstellen, wie es da riecht? Oder die Farben und den Duft der vielen Gewürze auf Märkten zu genießen. Aber ein kurzes Stück weiter, einmal um die Ecke, stinkt es zum Himmel, da wird in großen Mengen Plastik verbrannt.“
Nicht immer: weiter, schneller, größer
Und noch mehr Eindrücke haben den 29-Jährigen bis heute geprägt. Es sei wohl in Kerala gewesen. „Da meint man, man geht auf eine Bushaltestelle zu. Das ist aber keine Haltestelle, es sieht nur so aus. Es ist eine Totenkammer, in die sich die Menschen begeben, wenn sie merken, dass sie sterben.
Eines hat ihn der Halbjahrestrip gelehrt. Endlich mal zufrieden zu sein mit dem, was man hier in Deutschland hat, das Leben hier zu schätzen. Nicht immer: weiter, schneller, größer. Aber ehrlicherweise räumt Julien Middelmann ein, dass dieses Gefühl in dieser Gesellschaft nicht lange anhält.
Bis der 29-Jährige die Stelle als Jugendreferent in Hattingen antrat, hat er sehr viel Berufserfahrung sammeln können. Fünf Jahre war er im Jugendschutz tätig, ein halbes Jahr hat er in Volmarstein Menschen mit Schwerstbehinderungen begleitet, war im Allgemeinen Sozialdienst im Hattinger Jugendamt beschäftigt. In ganz jungen Jahren – ab seinem 17. Lebensjahr – hat er ehrenamtlich Jugendfreizeiten nach Norwegen begleitet.
Finanzprobleme oder Selbstfindung
Aber das, was er jetzt tut, macht ihn glücklich. „Ich bin eher ein lockerer Typ und kann gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen.“ Und die brauchen ihn, denn Probleme, über die sie sprechen wollen, gibt es genügend: die Scheidung der Eltern, oder ständige Finanzprobleme, die G-8-Schule mit dem enormen Druck oder einfach nur ein Selbstfindungsprozess.