Hattingen. Ungeachtet der sich zunehmend verschärfenden Krise blieben am Dienstag in Hattingen viele Geschäfte geöffnet, ebenso das Reschop Carré. Stimmen.
Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen im Ennepe-Ruhr-Kreis erhöht sich weiter. Stand Dienstag, 16 Uhr, gab es 32 Fälle, elf mehr als am Vortag. In Hattingen gibt es nun sechs bestätigte Coronavirus-Infektionen. Hinzu kommen 58 begründete Verdachtsfälle - von insgesamt 318 im Kreis. Die 61-jährige Hattingerin, erster Coronafall im EN-Kreis, hat das Krankenhaus aber inzwischen wieder gesund verlassen.
Ungeachtet der sich zunehmend verschärfenden Krise blieben am Dienstag in Hattingen zahlreiche Geschäfte auch des nicht "dringenden Bedarfs" weiter geöffnet, ebenso das Reschop Carré.
Carré-Manager sagt, es gebe noch keine klare Anweisung für Geschäftsschließungen
Obwohl der Krisenstab der Bundesregierung am Montagabend beschlossen hatte, dass der Zutritt zu Einkaufszentren nur noch zur Deckung des dringenden Bedarfs unter strengen Auflagen erlaubt sein solle, sah Centermanager Jörg Waldrich für eine Schließung keinen Anlass. Begründung: Es gebe bis dato keine klare Anweisung, dass die Geschäfte geschlossen bleiben müssten.
Die Sitzbänke im Carré wurden entfernt
Im Carré habe man aber die Sitzbänke entfernt, zudem werde regelmäßig kontrolliert, dass es in dem Einkaufscenter keine Gruppenansammlungen gebe.
Auch laut Peter Blome, dem Sprecher der Hattinger Einzelhändler, gab es bis Dienstag Mittag keine klare Anweisung der Landesregierung, die Geschäfte schließen zu müssen. Er rechne damit aber "für die nächsten Tage". Grundsätzlich, so Blome, trügen er und seine Kollegen solche Anordnungen auch mit. "Wir hoffen schließlich alle, dass die Coronakrise möglichst bald vorbei ist."
Stadt sieht noch keinen Handlungsbedarf zur Schließung von Geschäften
Bei der Stadt sah man unterdessen am Dienstag noch keinen Handlungsbedarf zur Schließung von Geschäften. Begründung: Hierzu seien von der Landesregierung NRW noch keine konkreten Handlungsanweisungen erfolgt, so Jessica Krystek von der Pressestelle der Stadt. "Sobald eine Veranlassung vom Land vorliegt, werden wir entsprechende Kontrollen einleiten, um zur Eingrenzung des Virus beizutragen." Gleiches gelte für Kontrollen in der Gastronomie.
Restaurant Haus Kemnade ist bereits seit Dienstagmorgen zu
Heinz Bruns, Inhaber des Restaurants Haus Kemnade und Vorsitzender des DEHOGA Westfalen (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), hatte sein Restaurant bereits am Dienstagmorgen dicht gemacht - vorerst bis zum 31. März. Nicht nur, dass die seit Tagen ständig wechselnden Auflagen für Gastronomie-Betriebe eine personelle Planung nahezu unmöglich machten, die Gäste ausblieben. Bruns sieht seine Branche auch in der Mitverantwortung, die Coronakrise schnellstmöglich in den Griff zu bekommen: "Wir gehören ja nicht zu den Grundversorgern, wir sind Wohlstandsversorger."
Viele der Hattinger Gastronomie-Kollegen, so Bruns, schließen sich der Schließung ab Mittwoch (18.3.) an.
Apotheken: Pragmatisch und kundenfreundlich mit dem Ausnahmezustand umgehen
Pragmatisch und kundenfreundlich mit dem Ausnahmezustand umzugehen, ist zurzeit auch in den Apotheken ein großes Thema. "Beim reinen Kaufverhalten verzeichnen wir eine Steigerung von mindestens 100 Prozent", sagt Riyad Rifaie, Inhaber der Straussen-Apotheke an der Heggerstraße. "Dazu kommt ein enorm wachsender Beratungsbedarf. Wir stehen oft vor völlig verunsicherten Kunden und müssen viel erklären."
Dazu hat Riyad Rifaie so viel Personal zusammengetrommelt, wie verfügbar ist. Und weiß, dass er seine Mitarbeiter wie auch die Kunden in diesen Zeiten besonders gut schützen muss. Am Mittwoch wird in der Straussen-Apotheke ein Schutzschild aus Plexiglas aufgebaut, das die Ansteckungsgefahr mindern soll.
Andere Apotheken gehen ähnlich vor. In der Altstadt-Apotheke im Kaufland-Gebäude sorgt ein Flatterband für mehr Abstand zwischen Kunden und Personal. In der Westfalen-Apotheke an der Thingstraße mahnen zusätzlich Schilder: "Bitte halten Sie zwei Meter Abstand".
In Supermärkten ist das mit dem Abstand schwieriger zu lösen
In Supermärkten ist das mit dem Abstand schwieriger zu lösen, an den Kassen überhaupt nicht. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen halt das Beste daraus machen und sind schon froh, wenn die Kunden von sich aus etwas zurücktreten", sagt eine Sprecherin der Lenk-Gruppe, die Rewe-Märkte in Blankenstein und Welper sowie in Sprockhövel unterhält.
Lücken im Sortiment sollen so schnell wie möglich geschlossen werden. Es fehlen vor allem Toilettenpapier und Kaffeemilch, Reis und Nudeln. Schilder an den Regalen geben Hinweise darauf, wann die Artikel wieder angeboten werden können. Bei Rewe Uhl in der Südstadt werden besonders nachgefragte Waren "nur noch in handelsüblichen Mengen verkauft".