Hattingen. Durch das Einkaufszentrum Reschop Carré wird Kaufkraft in Hattingen gebunden, zurückgeholt, hier und da auch dazugewonnen. Eine Momentaufnahme.

Das Reschop Carré hat die In­nenstadt belebt, kein Zweifel. Zehn Jahre nach der Eröffnung wird dieser subjektive Eindruck von allen Seiten be­stätigt – von anderen Einzelhändlern, von Marketingmenschen, aber auch vom Zielpublikum, den Kunden, seien es heimische oder auswärtige. Durch Hattingens Neue Mitte, die am 2. April 2009 eröffnet wurde, konnte Kaufkraft gebunden, zurückgeholt, ja, hier und da auch dazugewonnen werden.

„Schöne neue Welt“, schreibt die WAZ. Mehrere Tausend Menschen sind ins Carré geströmt, es gibt einige Pannen (beispielsweise fiel im Parkhaus eine Betonplatte von der Decke, keiner kam zum Glück zu Schaden), aber auch viele zufriedene Gesichter. Der Grund: Es gibt jetzt ein breiteres Angebot in der Stadt, klaffende Einzelhandelswunden sind geschlossen worden – junge Frauen freuen sich über H & M, Jungs zocken beim Saturn, das (etwas) ältere Publikum schaut sich derweil bei C & A um.

Selbst der lange Leerstand des Karstadt-/Hertie-Hauses tut der Geschichte keinen Abbruch. Und als sich Kaufland als neuer Nachbar herauskristallisiert, freuen sich alle auf eine noch größere Palette für Hattingens Handel (und die Kunden auf Konkurrenz, also bessere Angebote).

Nicht alles ist in zehn Jahren glatt gelaufen

Dass nicht alles glatt gelaufen ist, versteht sich von selbst. Bereits nach wenigen Tagen sorgt PW Tobacco mit Soft-Air-Waffen und Nachbauten etwa von Walther-Pistolen im Schaufenster für Ärger – erst wird das Geschäft gebeten, die Auslage zu ändern, wenig später verlässt der Pächter das Carré. Ein Bubble-Tea-Geschäft funktioniert nicht, nebenan steht ein Lokal, in dem mal eine Pizzeria war, seit Jahren leer. Auch die Thalia-Buchhandlung bleibt nicht lange, das Eiscafé Venezia verabschiedet sich unrühmlich, weil es seinen Verpflichtungen nicht nachkommt.

Nichtsdestotrotz ist die Fluk­tuation im Vergleich zu anderen Einkaufszentren gering. Die Vielfalt ist größer geworden, wich­tige Ankermieter haben frühzeitig verlängert – mehr geht nicht. Und Vergleiche mit dem CentrO oder dem Ruhr-Park verbieten sich sowieso – der TuS Hattingen steht ja auch nicht auf einer Ebene mit dem VfL Bochum.

Die Händler auf der oberen Heggerstraße grummeln derweil, sicher nicht alle, aber die meisten. Sie fühlen sich vernachlässigt, seit Jahren schon. Die Stadt hat vor einigen Jahren das Umfeld dank Fördermittel vom Land herausgeputzt, der Rest ist wie er ist: Sie müssen sich kreative Konzepte für lauffaule Kundschaft, die den Weg über die Augustastraße hinaus scheut, einfallen lassen.

Schlecht sieht es in den Stadtteilen aus, vor allem in Bredenscheid (laut Masterplan Einzelhandel nur 21 Prozent der Kaufkraft im Ort), in Niederwenigern (29 %) und Winz-Baak (37 %). Konkret: 319 Handelsbetriebe gibt es im Jahr 2016 in Hattingen, 230 in der Innenstadt, 32 in Welper – aber nur neun im Hattinger Süden. „Die Innenstadt geht vor“ heißt es im Masterplan – aber bitte den Rest nicht vernachlässigen.

>>>Zehnjähriges wird am 6. April gefeiert

Der 6. April wird zum Feiertag im Reschop Carré : An diesem Tag gibt es eine Modenschau, eine Zauberschule, und Clown Zimbo schaut im Einkaufszentrum vorbei.

Zudem stellt die Bäckerei Kamps Hattingens längsten Kuchen (36 Meter!) zur Verfügung, der nach Anschneiden durch Bürgermeister Dirk Glaser zu Gunsten des Ambulanten ­Hospizdienstes verkauft wird. Los geht es um 10 Uhr.