Hattingen. Fotograf Walter Fischer aus Hattingen bekommt 2003 per Anruf die Mitteilung, dass er unter Quarantäne steht – wegen SARS. Er erinnert sich.
Der Hattinger Fotograf Walter Fischer weiß es noch wie heute: Am 21. März 2003, ein Freitag war’s, klingelte bei ihm daheim um 23 Uhr das Telefon. Der Anruf sollte sein Leben für eine Woche auf den Kopf stellen. Denn das Gesundheitsamt stellte ihn unter häusliche Quarantäne. Wegen einer möglichen SARS-Virus-Infektion.
Er wollte in der Arztpraxis nur ein Rezept abholen
„Ich war morgens an dem Tag in der Praxis von Dr. Schäfers in Welper, um ein Rezept abzuholen, wartete darauf im Wartezimmer. Da waren außer mir noch drei, vier Patienten. Ich habe dort vielleicht fünf Minuten gesessen“, erinnert sich Walter Fischer, der damals 46 Jahre alt war.
Ob denn auch ein älterer Herr dort gewesen sei, der gehustet hätte, wollte eine Dame des Gesundheitsamtes dann abends am Telefon von Walter Fischer wissen. Als er das bejahte, kam die Ansage: „Sie stehen hiermit unter Quarantäne.“ Denn es bestand der später bestätigte Verdacht einer SARS-Infektion des 72-jährigen Mannes aus dem Wartezimmer. „Er war aus einem Thailand-Urlaub zurückgekommen“, erinnert sich Walter Fischer.
Im Frühjahr 2003 gab es einen SARS-Ausbruch in Deutschland
SARS ist die Abkürzung für schweres akutes respiratorisches Syndrom. Im Frühjahr 2003 gab es einen SARS-Ausbruch in Deutschland.
„Damals gab es – anders als heute – noch keine sozialen Medien, wenig Informationen, ich wusste gar nicht so recht damit umzugehen“, erinnert sich Walter Fischer, der am nächsten Tag eigentlich für die WAZ freiberuflich als Fotograf unterwegs sein sollte. Was nicht ging. Ein entsprechendes Attest erhielt er. „Und ich habe den Ausfall damals sogar bezahlt bekommen.“
Er kochte daheim mit Mundschutz
Weil im Haus eine Ärztin wohnte, besorgte sich der heute 63-Jährige einen Mundschutz bei ihr. „Ich wollte ja auch nicht, sollte ich wirklich etwas haben, meine Frau und meine beiden Töchter anstecken.“ Fotos von damals zeigen ihn daheim am Herd beim Zeitungslesen und Kochen mit Mundschutz. Besuche bei der Familie daheim waren nicht möglich.
Seine Frau, eine Lehrerin, konnte aber zur Schule gehen. „Es hieß, dass ich ja nur die Person wäre, die etwas haben könnte.“
Das Gesundheitsamt erkundigte sich telefonisch mehrmals nach seinem Befinden
Vier Mal rief das Gesundheitsamt am Tag nach der Mitteilung bei Walter Fischer an, um nach seinem Befinden zu fragen, ihn auf mögliche Symptome, die durch eine SARS-Infektion ausgelöst werden können, aufmerksam zu machen: „Ich sollte auf Fieber, Husten, Schüttelfrost und so etwas achten.“
Nach zwei bis drei Tagen habe sich die Lage damals beruhigt, berichtet er. Eine Woche später konnte er wieder arbeiten gehen. Doch bis heute erinnert er sich an das Gefühl von damals. „Ich konnte mit der Situation nicht so umgehen, die Informationen waren spärlich.“
Damals nicht in Panik verfallen oder unsicher gewesen
Dennoch sei er damals nicht in Panik verfallen oder unsicher gewesen. „Weil ich vieles nicht wusste und nicht von allen Seiten verrückt gemacht worden bin“, erklärt er.