Hattingen. Die Tochter einer Leserin klagt nach Schulmahlzeiten über Übelkeit. Zwar ist der Speiseplan flexibel. Doch die Familie hilft sich lieber selbst.

Schulessen soll gesund und lecker sein. Doch was ist, wenn das Mittagessen Bauchschmerzen und Übelkeit verursacht und der Arzt keine Allergien feststellen kann? Genau das ist der Tochter von WAZ-Leserin Andrea Lietz passiert.

Im Kindergarten war noch alles unkompliziert. Das Mittagessen schmeckte Romi. Mit dem Wechsel zur Grundschule veränderte sich das. Romi wurde schlecht vom Essen, das sie im Offenen Ganztag der Grundschule Bruchfeld vorgesetzt bekam.

Zuerst dachte die Mutter, es liege am Esstempo, vielleicht an der neuen Situation in der Schule. Aber nach mehreren Monaten wurden die Beschwerden massiver, in den Ferien waren die Symptome weg.

Allergien können vor Ort berücksichtigt werden

Mit der OGS-Leiterin suchte Lietz das Gespräch. „Sie gab mir den Tipp, meine Tochter auf Intoleranzen testen zu lassen“, erinnert sich die Mutter. Doch Fruktose- und Laktosetest brachten kein Ergebnis. Wäre Romi positiv auf solche Unverträglichkeiten getestet worden, hätte sie anderes Essen bekommen können, erklärt der Evangelische Kirchenkreis Hattingen-Witten als Träger der OGS.

Laut Sprecherin Nicole Schneidmüller-Gaiser können Allergien vor Ort berücksichtigt werden. „Um sicher und verantwortlich handeln zu können, werden bestehende Allergien immer durch ein Attest belegt.“

Vor allem die Flexibilität des Speiseplans bei der Berücksichtigung von Unverträglichkeiten schätzt der Träger beim Essensanbieter Apetito. Insgesamt werden etwa 900 Kinder mit warmem Essen versorgt. Weitere Beschwerden aufgrund von Verdauungsproblemen nach der Mahlzeit seien nicht bekannt.

Der Arzt empfiehlt, der Tochter Selbstgekochtes mitzugeben

Nach den Sommerferien ekelt sich Romi regelrecht vor dem Mittagessen. Aus Angst vor Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall isst sie kaum noch etwas in der Schule. Für Mutter und Kind eine nervenaufreibende Situation.

Der Arzt empfiehlt der Mutter schließlich, der Tochter Selbstgekochtes mitzugeben. Das sei doch für alle Beteiligten die einfachste Lösung, erinnert sich Lietz an den Tipp des Mediziners. Er stellte eine Empfehlung aus, die Lietz an die Verantwortlichen richtete – mitsamt der Ankündigung ihrem Kind fortan Selbstgekochtes mitzugeben.

„Ich stehe um sechs Uhr auf, um meiner Tochter Mittagessen für die OGS zu kochen“

Doch zunächst wurde ihr vorgeschlagen, einzelne Essenskomponenten und Schonkost-Alternativen auszuwählen; Hühnerfrikassee und Rahmgeschnetzeltes stehen da zum Beispiel auf dem Plan. „Da brauche ich keine Grundsatzdiskussion“, so die Mutter. Auch davon isst Romi wenig und sie kommt hungrig nach Hause. Deshalb beschließt Lietz, dem Rat des Arztes zu folgen und stellt den Träger vor vollendete Tatsachen. „Mich ärgert, dass ich so einen Gegenwind erfahren habe“, bedauert Lietz.

Mittlerweile bereitet sie ihrer Tochter morgens frisches Essen zu und gibt es ihr in Warmhaltebehältern mit. „Ich stehe um sechs Uhr auf, um meiner Tochter Mittagessen für die OGS zu kochen oder zumindest die Sachen vorzuwärmen.“

Mutter und Tochter sind mit der Lösung zufrieden

Mittlerweile hat sich die neue Routine eingespielt. Romi sitzt an einem separaten Tisch mit den anderen Kindern, die das „normale“ Essen nicht vertragen. Wenngleich der Träger den pädagogischen Grundsatz einer gemeinsamen Tischkultur und Tischgemeinschaft hervorhebt, gibt es diesen zweiten Tisch als „Vorsichtsmaßnahme, damit die Kinder nicht aus Versehen oder unbedacht etwas essen, was sie gefährdet.“

Mutter und Tochter sind mit der Lösung zufrieden und auch die anderen Kinder sitzen, laut Rückmeldung der Mitarbeiter, gerne an „ihrem“ Tisch.