Hattingen. Heute vor 75 Jahren wird Nikolaus Groß aus Niederwenigern von den Nazis hingerichtet. Hörspiel, Museum und ein Gottesdienst erinnern an ihn.

„Habt keine Trauer um mich – ich hoffe, dass mich der Herr annimmt. Hat er nicht alles wunderbar gefügt. Er ließ mich in einem Hause, in dem ich auch in der Gefangenschaft manche Liebe und menschliches Mitgefühl empfing. Er gab mir über fünf Monate Zeit – wahrlich eine Gnadenzeit – mich auf die Heimholung vorzubereiten. (...) Sieh’, liebe Mutter, so menschlich schwer und schmerzlich mein frühes Scheiden auch sein mag – Gott hat mir gewiss eine große Gnade erwiesen.“

(Auszug aus dem Abschiedsbrief von Nikolaus Groß, Januar 1945).

Am 23. Januar 1945 wird der Widerstandskämpfer aus Niederwenigern in Plötzensee hingerichtet.

Nikolaus Groß bei der Verkündung des Todesurteils gegen ihn am 15. Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof in Berlin.
Nikolaus Groß bei der Verkündung des Todesurteils gegen ihn am 15. Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof in Berlin. © Archiv | WAZ

„Wenn von uns etwas verlangt wird, was gegen Gott oder den Glauben geht, dann dürfen wir nicht nur, sondern müssen den Gehorsam (gegen Menschen) ablehnen”, schreibt Nikolaus Groß in seiner Glaubens­lehre (1943). Mit Worten wie diesen zieht er den Zorn der Nationalsozialisten auf sich. Er, ein Bergarbeitersohn, der später der Zentrumspartei und dem Antonius-Knappenverein (heute KAB) beitritt. Er, der Journalist, der immer zu seiner Meinung offen gestanden hat. Er, der Ehemann von Elisabeth, der Vater von sieben Kindern.

Im August 1944 wird Groß im Zusammenhang mit dem Hitler-Attentat ver­haftet, obwohl er damit nichts zu tun hat. Ihm werden aber Kontakte zu Kreisen um Claus Schenk Graf von Stauffenberg nachgesagt. Am 15. Januar 1945 wird er vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt und acht Tage später hingerichtet.

Papst Johannes Paul II. spricht den Widerstandskämpfer Nikolaus Groß aus Niederwenigern am 7. Oktober 2001 auf dem Petersplatz selig. Er ist der einzige aus dem Ruhrbistum, dem diese Ehre zuteil wird.

Hörspiel

Zum 75. Todestag von Nikolaus Groß am Donnerstag erscheint die letzte Folge des 17-teiligen Hörspiels „Nikolaus Groß – Unerschütterlich“, in dem seine Lebensgeschichte erzählt wird. „Nikolaus Groß ist nicht nur ein Christ mit einer frommen Lebensgeschichte, sondern ein Mann, der sich in schweren Lebenszeiten unerschütterlich für andere Menschen einsetzte“, so Michael Dörnemann, Pastoraldezernent und Leiter des Hörspiel-Projekts im Ruhrbistum. „Schon früh hat er aus seiner christlichen Überzeugung heraus vor dem menschenverachtenden Vokabular und der Denkweise der Nationalsozialisten gewarnt.“

Das Hörspiel wird auf den gängigen Plattformen gestreamt (Spotify, Deezer) und ist auch direkt auf unerschutterlich­.bistum-essen.de zu hören.

Gedenk-Gottesdienst

Im Wennischen Dom gibt es am kommenden Samstag, 25. Januar, in Gedenken an den Sohn des Dorfs einen Gedenk-Gottesdienst. Um 17.30 Uhr beginnt das Pontifikalamt mit Weihbischof Schepers in der Kirche St. Mauritius. Der Chor Schola Canentium aus Gladbeck unter Leitung von Konrad Suttmeyer wird die „Missa Brevis in B“ von Christopher Tambling singen.

Museum

Das Nikolaus-Groß-Haus am Domplatz ist Gedenkstätte und Museum. Die Dauerausstellung dokumentiert in Hunderten von Bildern, privaten Handschriften und Gegenständen das Leben des in Niederwenigern geborenen und in Berlin hingerichteten katholischen Arbeiterführers und NS-Widerstandskämpfers. „Gegenstände aus dem Besitz von Nikolaus Groß und seiner Familie machen die Kindheit und Jugend auf dem Dorf und die Arbeit als Journalist erfahrbar“, so die Kuratoren.

Der Verein Nikolaus-Groß-Niederwenigern e.V. betreibt das Haus und verwaltet die Sammlung.

>>> Öffnungszeiten: Das Nikolaus-Groß-Haus am Domplatz 2a in Niederwenigern darf an jedem dritten Sonntag im Monat in der Zeit von 10.30 bis 12 Uhr unangemeldet besichtigt werden. Zudem besteht die Möglichkeit über das Kontaktformular der Internetseite nikolaus-gross.org einen individuellen Termin zu vereinbaren. Das Museum liegt im Schatten des Mauritius-Doms. Die Bushaltestelle „Niederwenigern Krankenhaus“ der Linie 141 aus Hattingen befindet sich weniger als 100 Meter entfernt. Auch die Buslinie 166 aus Essen hält in fußläufiger Entfernung.