Hattingen. Ernst-August Schepmann aus Hattingen blickt auf 50 Jahre Theater, auf etliche Hörbücher und -spiele zurück – und auf seine Kultrolle bei 1 Live.
Die älteren Leser werden bei ihrer Erinnerung an Henry Baskerville aus „Der Hund von Baskerville“ (1955) jetzt denken: Ach, das ist der? Die jüngeren Leser indes werden bei Herrn Braunschweig aus der 1-Live-Comedy „Noob und Nerd“ sagen: Wat, dat is der? Und alle fragen sich gerade: Ja, wer denn? – Hier geht es um Ernst-August Schepmann aus Hattingen, inzwischen 88 Jahre alt.
50 Jahre auf der Theaterbühne, einige Fernsehfilme, etliche Hörspiele und andere Sprechrollen – er ist einen Weg gegangen, den er unbedingt gehen wollte. „Meine ersten Auftritte hatte ich in Hattingen, einmal als Nikolaus im Bunker und auch beim Schultheater. Darüber stand sogar ein Artikel in der Zeitung – meine erste gute Kritik“, sagt Schepmann in einem WAZ-Interview 2012. Er spürt schnell, dass er dies sein ganzes Leben lang machen möchte.
Spaziergänge an der Schulenburg vorbei und Ausflüge in die Flussbadeanstalt Stolle
Ernst-August Schepmann wird am 21. Juni 1931 in Hattingen geboren. „Ich habe viele schöne Erinnerungen. Mein Vater hatte ein Geschäft an der Kleinen Weilstraße 4 und ein großes Lager. Da haben wir gerne gespielt und sind vom 3. Stock runter in die Getreideballen gesprungen“, erzählt er. Lange Spaziergänge an der Schulenburg vorbei und Ausflüge in die Flussbadeanstalt Stolle an der Ruhr prägen seine Kindheit. „Wir sind einfach herumgestrolcht und haben auf der Straße gespielt. Autos gab es ja nur wenige.“
Weniger schön sind dagegen die Erinnerungen an Bombardierungen und das Abwarten im Bunker während des Zweiten Weltkriegs. Sogar seine Konfirmation wird wegen akuter Gefahr verschoben.
Im Jahr 1951 macht Schepmann am Gymnasium Waldstraße das Abitur
Im Jahr 1951 macht Schepmann am Gymnasium Waldstraße das Abitur, noch heute steht er mit verbliebenen Mitschülern in Kontakt, hin und wieder gibt es auch Treffen. Nach dem Abitur geht es nach Hamburg – Schepmann studiert an der Musikhochschule Schauspiel.
Erster Höhepunkt: Die Sherlock-Holmes-Inszenierung „Der Hund von Baskerville“ im Jahr 1955, ein Fernsehfilm, der live im Studio gespielt und ausgestrahlt wird.
Seine Theater-Engagements führen ihn durchs ganze Land: Berlin, Frankfurt, Hannover, Köln, Stuttgart und Wiesbaden sind seine Stationen, es geht aber auch mal in die österreichische Hauptstadt Wien.
Er entdeckt bei einem privaten Vorsprechen das Talent von Marie-Luise Marjan
Und er entdeckt das Talent von Marie-Luise Marjan, die ebenfalls in Hattingen aufgewachsen ist. Denn nachdem sie an der Folkwang-Schule beim Vorsprechen mit Pauken und Trompeten durchgefallen ist, suchte sie im Lebensmittelladen der Schepmanns nach Ernst August. In ihrer Autobiografie schreibt Marjan: „Ernst August besuchte tatsächlich ein paar Wochen später seine Eltern, und ich durfte vorbeikommen. Dieses Mal hatte ich die resolute Dorine aus Molières Komödie ,Tartuffe‘ vorbereitet. Wie erleichtert war ich, als mir Ernst August Schepmann nach dem Vorspiel im Wohnzimmer seiner Eltern freundlich zunickte. ,Ja, Sie haben Talent‘, sagte er zu meiner großen Freude. ‚Aber Sie müssen unbedingt Unterricht bekommen. Und zwar nicht von irgendjemandem, sondern vom besten Lehrer, den es gibt. Ich empfehle Ihnen Professor Eduard Marks in Hamburg.‘“
Dostojewskij, Fontane oder Goethe – und „Der kleine Brüllbär feiert Weihnachten“
Schepmann geht seinen Weg, seine Stimme begeistert. Sonor. Stark. Er spricht Hörspiele ein. Klassiker von Dostojewskij, Fontane oder Goethe, „Der kleine Brüllbär feiert Weihnachten“ für Kinder – und 2012 spricht er Sagen und Dichtungen für die Steinzeitausstellung im Bügeleisenhaus ein.
Die 1-Live-Comedy-Redaktion hievt am 3. Januar 2011 die Persiflage „Noob und Nerd“ ins Programm der jungen Welle. Annähernd 1000 Folgen gibt es von Manuél, Dennis, der spanischen WG-Mitbewohnerin Si und dem Vermieter, Herrn Braunschweig – und eben dieser Braunschweig kommt aus Hattingen: Ernst-August Schepmann. „Die Begriffe der Teenies kenne ich nicht alle, auch wenn ich weiß, was zum Beispiel ,downchillen’ bedeutet. Aber die Autoren nehmen sich die Zeit, mir zu erklären, worum es geht“, sagt er damals zur WAZ. „Und ich mache diese Arbeit einfach furchtbar gerne. Die mögen den Opa (also mich) und ich mag meine Kollegen.“
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