Hattingen. Jakob Neuhaus (20) engagiert sich in der Hattinger Ortsgruppe von „Fridays For Future“. Hier zieht er eine erste Zwischenbilanz.

Dass sich junge Menschen Gedanken über ihrer Zukunft machen, ist durchaus keine Seltenheit. Jakob Neuhaus (20) aber denkt an kaum etwas anderes mehr, seit er sich Mitte dieses Jahres der Hattinger „Fridays-For-Future“-Ortsgruppe angeschlossen hat. Allerdings wünschte er sich, schon mehr erreicht zu haben.

Den Anstoß, sich nicht nur privat mit dem Klima zu beschäftigen, sondern auch öffentlich dafür zu engagieren, gaben Jakob Neuhaus ausgerechnet die europaweiten März-Demonstrationen für ein freies Internet und gegen die EU-Urheberrechtsreform, seit der Plattformbetreiber unter anderem verhindern müssen, dass urheberrechtlich geschützte Werke auf ihren Seiten zugänglich sind.

„Die Leute müssen endlich merken, was mit unserem Klima passiert“

„Damals ist mir aufgegangen, welche Aufmerksamkeit für ein Thema sich mit Straßendemos erreichen lässt“, betont der 20-Jährige. Auf „Fridays-For-Future“-Demonstrationen in Hattingens Nachbarstadt Bochum und Düsseldorf zeigte er fortan Flagge, als es die Hattinger Ortsgruppe noch nicht gab. Für unser Klima auf die Straße zu gehen, habe ihm „großen Spaß gemacht“, sagt Jakob Neuhaus.

Anders als die von Mitglieder des Jugendparlaments, die die Hattinger „Fridays-For-Future“-Ortsgruppe gegründet haben, hält Neuhaus Demos für ein wichtiges Mittel, „die Öffentlichkeit auf die Klimakrise als reale Bedrohung für die menschliche Zivilisation hinzuweisen. Die Leute müssen endlich merken, was mit unserem Klima passiert – und das nicht nur irgendwo auf de Welt, sondern auch bei uns, hier in Hattingen“.

„Wir haben hierbei keine zweite Chance“

Regelrecht in Rage reden kann sich Jakob Neuhaus beim Thema Klimaschutz, „das aktuell Priorität Nummer eins in meinem Leben hat“, wie er verrät. Und seine Beweggründe dafür so erläutert: „Wenn ich meine Ausbildung zum Erzieher nicht schaffe, mache ich die Prüfung halt noch mal. Wenn wir es dagegen nicht schaffen sollten, einen Wandel in Sachen Klimaschutz herbeizuführen, ist alles vorbei. Wir haben hierbei keine zweite Chance.“

Rund ein Dutzend Wochenstunden investiert der Schüler des Berufskollegs Hattingen in sein Engagement rund um die „Fridays-For-Future“-Bewegung: vom Lesen der neuesten Studien zur Klimakrise („die Fakten- und Beweislage ist einfach erdrückend“) über die Teilnahme an den Ortsgruppen-Treffen bis hin zur Planung neuer Aktivitäten. Die Hattinger Demos, die die „Fridays-For-Future“-Ortsgruppe und die hiesige Initiative „Oldies For Future“ gemeinsam unter dem Motto „Together for Future“ durchführten, seien von der Teilnehmerzahl her „ein Erfolg“ gewesen, erklärt Jakob Neuhaus.

Den Nachhaltigkeitsfaktor nennt Neuhaus „deprimierend“

Den Nachhaltigkeitsfaktor allerdings nennt er „deprimierend. „Fridays For Future“ hat ein Signal in die richtige Richtung gegeben, aus denen politische Beschlüsse wie etwa das Hattinger Klimaschutzkonzept erst erwachsen sind“. So sieht unter anderem energetische Sanierungen von kommunalen Gebäuden und Privathäusern sowie die Pflanzung klimaresistenter Bäume vor. Letztendlich aber, findet Jakob Neuhaus, passiere sowohl auf lokaler, als auch auf globaler Ebene „viel zu wenig, es dauert alles viel zu lange. Realistisch betrachtet ist in ein Sachen Klimaschutz noch nicht wirklich viel erreicht“, so der 20-Jährige resigniert.

Abbringen lassen von seinem Engagement in der Initiative von „Fridays For Future“, bei der er die Hattinger Ortsgruppe auf Landesebene vertritt, will er sich trotz allem aber nicht. Und auch, wenn er weiß, dass er allein die Welt nicht retten kann, so hat er mit seinem Start als Klimaaktivist trotzdem Konsequenzen für sein eigenes Leben gezogen. Er ist inzwischen Vegetarier geworden, kauft überwiegend regionale Produkte ein.

Den Erwerb eines Führerschein bis auf Weiteres auf Eis gelegt

Und er hat den Erwerb eines Führerschein bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Das klimatisch einzig vertretbare Verkehrskonzept der Zukunft sieht für Jakob Neuhaus ohnehin ganz anders aus: „Das Beste, was dem Klima aus verkehrspolitischer Sicht passieren kann, ist ein ausgebauter Personennahverkehr, der auch noch elektrifiziert ist.“

Noch hat er Hoffnung.