Hattingen. Viele Schulstandorte haben Raumprobleme wegen des Offenen Ganztags. Dezernent Matthias Tacke wirbt in Hattingen dafür, das Thema neu zu denken.

Die Grundschule Oberwinzerfeld benötigt einen zusätzlichen Klassenraum, weil zum neuen Schuljahr vier statt drei Eingangsklassen starten. Das führt zu Spannungen mit dem Bürgertreff, der dort eine Heimat hat. In Blankenstein wird für den Offenen Ganztag ein neues Gebäude errichtet. Eltern fragen in einer Online-Petition nach, ob das alles nicht gleich größer geplant werden sollte.

„Raumprobleme an Schulen sind nicht neu“, weiß Schuldezernent Matthias Tacke. „Was die Lage aktuell an vielen Standorten verschärft, ist in der Tat der Offene Ganztag.“ Immer mehr Eltern würden sich für dieses Angebot entscheiden, der Raumbedarf werde also entsprechend größer.

„Schule und Offener Ganztag gehören zusammen“

Konkurrenzinteressen wie im Oberwinzerfeld seien in Hattingen zwar immer noch die Ausnahme, stellt Tacke fest. Unruhe in den Schulgemeinden lasse sich aber auch an anderen Standorten erkennen. Für den Schuldezernenten ist das Grund genug, das Thema grundsätzlich zu betrachten – vor allem mit Blick darauf, dass es schon 2025 einen Rechtsanspruch der Eltern auf einen OGS-Platz geben könnte.

„Schule und Offener Ganztag gehören zusammen“, sagt Matthias Tacke. „Das Problem ist, dass das zusätzliche Betreuungsangebot über den Mittag hinaus in den vergangenen Jahren immer nur an das bestehende Schulleben angeheftet wurde. Eine Verzahnung fand nicht statt. Das müssen wir ändern.“

Alle Meinungen sollen gehört und abgewogen werden

Schule und OGS als gleichberechtigte Puzzleteile begreifen und zusammenführen – das will Tacke erreichen. „Immer heißt es nur, OGS könne nachmittags Klassenräume nutzen, die stehen ja leer. Wahr ist aber auch: Klassen können vormittags OGS-Räume für den Differenzierungsunterricht nutzen, denn dann sind die ja frei.“

Will das Thema völlig neu denken: Schuldezernent Matthias Tacke.
Will das Thema völlig neu denken: Schuldezernent Matthias Tacke. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Ein solcher Ansatz müsse mit allen Beteiligten der Schulgemeinde pragmatisch diskutiert werden, fordert Tacke. Wichtig sei, dass alle Meinungen gehört und abgewogen würden.

„Am Ende müssen alle sagen können: Ich konnte meine Sorgen oder Ideen einbringen. Dann werden auch Kompromisse besser getragen und finanzielle Rahmenbedingungen eher akzeptiert.“

Politik stockt den Etatansatz auf

Ohne belastbare Grundlagen könne natürlich nicht diskutiert werden. Deswegen will Tacke die aktuellen Prognosen über die Entwicklung der Schülerzahlen zum Jahresbeginn 2020 in die Gespräche einbringen.

„Dann wissen wir, worüber wir reden. Und können von Fall zu Fall auch mal darüber entscheiden, ob eine Schule künftig dauerhaft eine Eingangsklasse mehr hat oder eine weniger – oder ob das mal von Schuljahr zu Schuljahr wechseln kann.“

Da ist natürlich auch die Politik im Spiel. Über die bisherigen Beschlusslagen hinaus hat der Rat der Stadt im Rahmen der Etatberatungen noch ein finanzielles Zeichen für den Schulstandort Winz-Baak gesetzt. Für Umbaumaßnahmen mit Blick auf die zusätzliche Eingangsklasse und das künftige OGS-Angebot stehen statt der zunächst eingestellten 140.000 Euro nun 200.000 Euro im Haushalt.