Hattingen. Mehr als 200 Interessierte sind nach Hattingen-Blankenstein gekommen, um Sven Plöger zuzuhören. Was der Wettermann zum Klimawandel zu sagen hat.
Zweimal im Jahr sind die Kirchen voll. An Weihnachten und offensichtlich, wenn der Meteorologe Sven Plöger kommt. Eigentlich sollte er am Mittwochabend in der Kleinen Affäre in Blankenstein sprechen.
Aber das Interesse war so riesig, dass er seinem hochspannenden Vortrag über Wetter, Klima und menschengemachten Klimawandel nebenan in St. Johannes Baptist hielt. Uli Wilkes, Motor der Kleinen Affäre, bedankte sich für das Entgegenkommen bei der Kirche. Mehr als 200 Interessierte hörten gespannt zu.
Sven Plöger redet mit Humor über das ernste Thema Klima
Plöger, 1967 in Bonn geboren, hat die Gabe, über das bedrückende und ernste Thema mit soviel Humor zu referieren, dass das Zuhören an keiner Stelle langweilig wird. „Hitze, Dürre, Starkregen - sind wir noch zu retten?“, heißt sein Vortrag. Mit einem Versprechen eröffnet er den Abend. Denn Uli Wilkes verrät, dass Plöger oft in seinen Beiträgen „Das Wetter im Ersten“ Worte einbaut, die nur ein paar Eingeweihte zuordnen können. Die Besucher haben die Wahl und entscheiden sich für Blankenstein oder Affäre. Da steht der Wettermann jetzt im Wort. Am Freitag, den 13. Dezember, dürfen die Hattinger gespannt Plögers Wetterbericht zusehen und auf eins der beiden Worte achten, die dieser Stadt gewidmet sind.
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Da der 52-Jährige längst erkannt hat, wie wichtig es für jeden einzelnen ist, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist er längst überzeugter Bahnfahrer geworden. Auch in ein Taxi steigt er nicht mehr ein, er benutzt den Bus. Auf diese Weise kam er auch nach Blankenstein. Er verriet, wie er auf die Idee kam, Meteorologe zu werden. Als Siebenjähriger fuhr er mit seinem Vater von Bremerhaven nach Helgoland und hatte sich unglaublich auf hohe Wellen gefreut. Doch das Meer war spiegelglatt, nichts bewegte sich.
Papa Plöger und der Knirps finden den Sturm auf See klasse
Doch plötzlich – und für viele Schiffsreisende absolut unerwartet – kam fast aus dem Nichts ein Sturm auf. Das Schiff stampfte und schaukelte, meterhohe Wellen schüttelten die Menschen durch, sie hingen über der Reling, weil ihnen speiübel war. Nur Papa Plöger und der Knirps fanden den Sturm auf See klasse. „Ich hatte mich immer schon für den Wetterbericht interessiert und wollte jetzt wissen, wie es passieren kann, dass so ein Sturm übersehen wird. Genau da beschloss ich, Meteorologe zu werden, obwohl ich das Wort damals weder schreiben, noch richtig aussprechen konnte“, erzählt Plöger.
Und er belegt, dass die Diskussion über Klimawandel nicht neu ist. Schon in den 70er Jahren wurde darüber diskutiert, in den 80ern gab’s das Schlagwort Klimakatastrophe, Waldsterben, 1992 bei den hochgesteckten Zielen der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro, machte sich Aufbruchstimmung breit. „Und der CO2-Ausstoß hat sich seitdem um 76 Prozent erhöht.“
Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert um 19 Zentimeter gestiegen
Wichtig sei immer ein Blick auf die Veränderungen über viele Jahre. „Natürlich gibt es immer mal Schwankungen, das ist ganz normal. Aber die sind nicht aussagekräftig. In den vergangenen 100 Jahren hat es einen Temperaturanstieg auf der Erde um ein Grad gegeben. Seit der letzten Eiszeit vor 11.000 Jahren hat sich die Erde um vier Grad erwärmt. Aber allein in den nächsten 100 Jahren wird es einen Anstieg um zwei bis vier Grad geben, wenn wir nichts tun.“
Der Meeresspiegel sei im 20. Jahrhundert um 19 cm gestiegen, im Jahr 2007 wurde ein Anstieg zwischen 18 und 58 cm gemessen. 2013 waren es zwischen 55 cm und 120 cm. „Europa kommt jetzt schon mit drei Millionen Flüchtlingen nicht klar. Wenn wir nicht sofort eingreifen und unser Verhalten ändern, dann werden 180 Millionen Menschen flüchten, weil ihr Land unter dem Wasserspiegel liegt. Es wird immer mehr Dürre und Hitze geben wie 2018 in Deutschland und immer mehr Starkregen wie Mitte November in Italien, im Gebirge kommt es zu gefährlichen Muränenabgängen.“
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Plöger machte mit bedrückenden Bildern von immer häufigeren Katastrophen klar, was da noch alles auf die Menschen zukommt, wenn nicht gehandelt wird. „Es ist fünf vor Zwölf. Wenn wir sagen würden, es ist fünf nach Zwölf würde niemand mehr etwas tun. Aber es ist noch nicht zu spät. Wir müssen handeln und zwar jetzt“, forderte er.