Hattingen. Genutzte und vertane Chancen der Hattinger Kultur: Im Kleinen und Großen funktioniert es gut – nur das Stadtmuseum dümpelt vor sich hin.
Das Hattinger Kulturleben ist bunter als vor zehn Jahren. Nachdem das städtische Kulturbüro durch den Ruhestand von Axel Schuldes im Jahr 2016 aufgelöst wurde, haben kreative Köpfe für nachgefragte Alternativen gesorgt – etwa die Macher der Kleinen Affäre in Blankenstein, die gerade erst Ruhrgebiets-Kultautor Frank Goosen zur Vorpremiere seines neuen Buchs „Kein Wunder“ begrüßten. Sorgenkind bleibt indes weiterhin das Stadtmuseum.
Es funktioniert, ja, es geht, in Hattingen Vielfalt und bekannte Größen zu präsentieren, und dabei auch noch das besondere Kleine nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Stadtbibliothek etwa ist da ein gutes Beispiel, die inzwischen nicht nur mehr Lesungen und Vorträge als früher anbietet, sondern auch so gut den Geschmack der Besucher trifft, dass fast jede ihrer Veranstaltungen ausverkauft ist. Womöglich liegt es daran, dass Bernd Jeucken und sein Team nach dem Aus für das Kulturbüro generell einen intensiveren Blick aufs kulturelle Geschehen in der gesamten Stadt haben.
LWL und Gebläsehalle in erster Reihe
LWL und Gebläsehalle stehen in erster Reihe. Hier finden die Massen-Veranstaltungen statt, hier findet der Mainstream – Comedy und Musical-Shows – seinen Rahmen.
Dass es auch eine Nummer kleiner funktioniert, beweist gerade der Kunstverein, der dem Hattinger Comickünstler Jamiri (Jan-Michael Richter) Raum gibt und damit für Aufsehen gesorgt hat.
Dezentrale Lage des Stadtmuseums ist nicht einfach
Bleibt das Stadtmuseum. Ein schwieriger Fall. Klar, die dezentrale Lage ist nicht einfach zu händeln, aber die schlechten Besucherzahlen (gerade mal 2133 bei den sechs Ausstellungen in 2017!) sprechen auch dafür, dass das Angebot nicht wirklich dem Publikumsinteresse entspricht. Auch müssen immer wieder Workshops, vor allem für Kinder, mangels Teilnehmern abgesagt werden. Warum? Weil die Thematik nicht interessiert? Oder weil die Veranstaltungen nicht bekannt sind?
In der Öffentlichkeitsarbeit fürs Stadtmuseum hapert es elementar. Es wäre beispielsweise einfach, einmal im Monat ein Exponat aus der Dauerausstellung über die Geschichte Hattingens als „Ausstellungsstück des Monats“ auszuwählen – das könnte im Grundschul-Unterricht thematisiert werden (und so auch das Interesse an der Stadtgeschichte wecken); und da dürfte auch für Ur-Hattinger Neues und Entdeckenswertes dabei sein. Auch wäre es schön, wenn Hattinger Künstlern wie Egon Stratmann, Stefan Marienfeld oder Bernhard Matthes regelmäßig Raum gegeben würde, das ist für Hattinger sicher interessanter als – mit Verlaub – zuletzt die Ausstellung des Bergischen Künstlerbunds. Interesse haben die Hattinger Künstler auf Nachfrage der WAZ ja bekundet...
Lars Friedrich vom Heimatverein zeigt im Bügeleisenhaus, was stadtbezogen möglich ist: Ein Thema herausgreifen, gut aufbereiten – und die Besucher kommen!