Hattingen. In Hattingen bringt das Filmprojekt „Frauenlebenswelten“ junge Geflüchtete und Migrantinnen mit Gastarbeiterinnen zusammen. Das steckt dahinter.

Was ist für in Hattingen lebende Gastarbeiterinnen Heimat? Welche Erfahrungen haben sie mit dem Frauenrollenbild in verschiedenen Ländern gemacht? Dies sind nur einige der vielen Fragen, auf die ein Film zum Thema „Frauenlebenswelten“ Antwort geben will. Das Besondere: Erstellen werden diesen junge Geflüchtete und Migrantinnen aus Hattingen. Im Rahmen eines medienpädagogischen Projekts.

Die Idee zum Projekt entstand im Internationalen Frauencafé in Hattingen

Die Idee zu diesem entstand Ende vergangenen Jahres bei einem Gespräch zwischen Angelika Schlösser (70) vom Internationalen Frauencafé im Holschentor und der in China geborenen und heute in Hattingen lebenden Filmemacherin Tianlin Xu (33). Letztere hat unter anderem 2015 einen Dokumentarfilm über junge chinesische Wanderarbeiter gedreht, in den vergangenen Jahren zudem medienpädagogisch mit Jugendgruppen gearbeitet. Nun betreut die 33-Jährige federführend das Projekt „Frauenlebenswelten“.

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Bei diesem sollen junge Geflüchtete und Migrantinnen aus Hattingen hier lebende Gastarbeiterinnen der ersten Generation kennenlernen, ihre Biografien filmografisch erzählen. Das nötige Handwerkszeug dazu hat Tianlin Xu der Arbeitsgruppe, der rund ein Dutzend Frauen zwischen 18 und 40 Jahren angehören, bereits in mehreren Wochenend-Workshops vermittelt.

Die Teilnehmerinnen kommen aus Albanien, Afghanistan, Syrien, Eritrea und dem Irak

So erfuhren die Teilnehmerinnen aus Albanien, Afghanistan, Syrien, Eritrea und dem Irak zum einem, worauf sie beim nicht-fiktionalem Storytelling alles achten müssen. Aber sie erlernten zum anderem auch ganz praxisnah den Umgang mit einem Mikrofon, Filmschnitt- sowie Interview-Techniken. Kameras und andere Materialien lieh Tianlin Xu sich hierfür jeweils beim Medienprojekt Wuppertal aus. Nutzen können die Mitglieder der Arbeitsgruppe – zu der gern noch weitere am Projekt Interessierte dazustoßen können – ihr frisch erworbenes Wissen dann ab dem Frühjahr nächsten Jahres, wenn es ans „Drehen“ des Dokumentarfilms geht.

Auch die Flüchtlingsfrauen sollen sich mit ihren Biografien auseinandersetzen

Jungen Geflüchteten und Migrantinnen die Filmtechniken und -sprache zu vermitteln, betont Tianlin Xu, die die Dreharbeiten fortlaufend begleiten wird, sei dabei zwar ein wichtiger Bestandteil, aber nicht die Hauptintention des Projektes „Frauenlebenswelten“. Im Kern gehe es – neben der Visualisierung von Biografien älterer Gastarbeiterinnen – vielmehr darum, dass sich die filmenden Frauen mittels der Dokumentation anderer Frauenlebenswelten mit ihren eigenen Biografien auseinandersetzen, zudem mehr Selbstbewusstsein gewinnen und nicht zuletzt ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern.

Die Bundeszentrale für politische Bildung fördert das Projekt

Die Bundeszentrale für politische Bildung fördert „Frauenlebenswelten“ dann auch vor allem deshalb mit rund 56.000 Euro, „weil unser Projekt letztlich einen Beitrag dazu leisten soll, dass jungen geflüchteten Frauen und Migrantinnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hiererleichtert wird“, sagt Tianlin Xu.

Junge Geflüchtete und Migrantinnen, die noch ins Projekt einsteigen möchten, wenden sich an: tianlin@treibsand-film.de

>>> DAS FILMPROJEKT „FRAUENLEBENSWELTEN“

Das Projekt „Frauenlebenswelten“ ist in diesem September mit fünf Workshops rund um Filmsprache und -techniken gestartet, am Montagabend erhielten die Teilnehmerinnen im Bürgerzentrum Holschentor ihre Zertifikate.

Ein rund 60-minütiger Dokumentarfilm über in Hattingen lebende Gastarbeiterinnen der ersten Generation soll bis Ende November 2020 fertiggestellt sein. Laut Tianlin Xu ist eine Vorführung in der Henrichshütte geplant. Begleitend hierzu soll es eine Austellung sowie eine Broschüre mit Porträts der Gefilmten sowie der diese filmenden Frauen geben.

Und auch das Filmprojekt selbst wird dokumentiert werden – durch die Filmemacherin Lisa Bülow vom Medienprojekt Wuppertal.