Hattingen. amazan Inci engagierte sich in Deutschland politisch für die Integration - und ermuntert junge Menschen, sich in Parteien zu engagieren.



In der Türkei war Ramazan Inci nicht politisch aktiv. Von dort folgte er seinen Eltern nach Deutschland, lernte Betriebsschlosser bei Thyssen, machte sein Fachabi und studierte Maschinenbau. Und engagierte sich politisch.

„Wir hatten Unterschriften gesammelt für die Einrichtung eines Ausländerbeirats, aber die wollte die Stadt nicht, sie war auch ohne bereit, einen einzurichten.“ 1995 wurde der erste Ausländerbeirat gewählt. Ihr Vorsitzender: Ramazan Inci, der schon beim Vorläufer, dem Koordinierungskreis, dabei war.

„Wir wollten unsere Meinung in den Stadtrat bekommen, wollten uns Gehör verschaffen.“ Unumstritten war der Beirat damals nicht. Denn: Der Verein zur Förderung der Ausländerarbeit (VfA) sah ihn nicht als geeignetes Instrument an, die Lebenssituation ausländischer Mitbürger zu verbessern. Er plädierte für ein Wahlrecht für Ausländer. 2004 löste der Integrationsausschuss den Ausländerbeirat ab. Und Inci zog sich aus beruflichen Gründen aus der ehrenamtlichen Arbeit zurück. „Das habe ich nicht mehr geschafft. Und wenn, dann muss man es richtig machen.“

Als guten Anfang für die erste und zweite Gastarbeiter-Generation sieht der heute 51-Jährige den damaligen Beirat an. „Einige Mitglieder aus Ausländerbeiräten sind Bundestagsabgeordnete geworden. Das ist gut. Für uns war es schwer, in die Politik zu kommen.“

Damals diskutierte er mit Freunden auch noch politisches Geschehen in der Türkei. Das spiele heute keine Rolle mehr. „Wir sind hier zu Hause. Die dritte und teils schon vierte Generation hat studiert, ist Teil der Gesellschaft, gut integriert. Ich fühle mich als Deutscher, nicht als Türke. Ich bin inzwischen auch eingebürgert. Wer hier geboren und aufgewachsen ist, weiß doch auch nicht mehr, wie es in der Türkei ist.“

Der Integrationsrat sei nach wie vor wichtig, sein eigener Sohn (23) steht jetzt auf einem Listenplatz, kandidiert. „Er wird im August mit dem Studium fertig. Es freut mich, dass er sich engagiert. Aber ich sage den jungen Leuten, sie sollen sich auch in den Parteien einbringen, dort mitmachen.“ Die Stadt habe sich in der Vergangenheit stark für die Ausländerarbeit engagiert. Die Idee eines Bürgerhauses gefällt Inci, ein Zentrum allein für aus einem anderen Land Stammende aber lehnt er ab. „Das isoliert nur. Es soll für alle sein.“ Mehr Menschen mit Migrationshintergrund in Ehrenämter wünscht er sich: „Freiwillige Arbeit muss sein.“