Hattingen. Mit einem offenen Bruch kam der Uhu in die Vogelstation Paasmühle in Hattingen. Dort wurde er gesund gepflegt. Nun kam er zurück in die Freiheit.

„Handschuhe sind was für Weicheier“, stellt Thorsten Kestner lapidar fest. Der Leiter der Wildvogelstation Paasmühle hält an diesem regnerischen Tag ein Prachtexemplar von Uhu fest in der Hand, um ihn in die Freiheit zu entlassen. Drei, zwei, eins zählt Kestner und wirft den Vogel als Starthilfe zum Flug in die Luft. Der Uhu ist einer von vielen Vögeln, die der Hattinger Verein jedes Jahr aufpäppelt.

Spaziergänger finden verletzten Greifvogel in Hattingen

Mit dabei in den weitläufigen Ruhrauen an der Königsteiner Straße ist Alfred Schulte-Stade, Chef des Schultenhofs. Denn auf seinem Gelände, direkt neben dem Hühnerstall, findet die Auswilderung statt. Zwei Monate ist es her, dass der Uhu schwer verletzt gefunden wurde. „Möglicherweise ist er von einem Auto erfasst worden und hat sich dabei den offenen Beinbruch zugezogen“, vermutet Kestner. „Wie das aussah, möchten Sie gar nicht sehen.“

Lebensraum des Uhus

In Mitteleuropa brüten die Uhus mit den orange-gelben Augen bevorzugt in den Alpen und Mittelgebirgen. Aber durch die erfolgreichen Schutzmaßnahmen haben sie sich in den vergangenen Jahrzehnten auch wieder im Flachland angesiedelt.

Der Uhu ist ein nachtaktiver Vogel, der in der Dämmerung mit dem Jagen beginnt. Er ist die größte Eulenart und ein Grifftöter, im Gegensatz zu Falken, die Bisstöter sind.

Gut, dass die Spaziergänger, die den Vogel gefunden haben, nicht selbst Hilfe geleistet haben. „Denn der Uhu ist ein Grifftöter, er hat immense Kräfte in den Krallen. Den Umgang mit ihm muss man schon können“, betont der Thorsten Kestner. Auf dem Speiseplan des großen Vogels stehen nicht nur Tauben, Ratten und Rabenvögel. Er wird auch mit Kaninchen und Feldhasen problemlos fertig.

Polizei und Feuerwehr alarmieren Wildvogelstation

Die Anrufkette, wenn jemand einen verletzten Wildvogel gefunden hat, ist immer so, dass über Polizei und Feuerwehr schnell die Wildvogelstation informiert wird, die hilft. Der Uhu musste erst stabilisiert werden, bevor ihn Tierarzt Rüdiger Wolf operieren konnte. „Das Bein wurde geschient, medizinisch versorgt. Alles genau so wie es bei einem Menschen auch gemacht wird.“ Zwei Monate dauerte es, bis der Uhu seine schwere Verletzung überwunden hatte und fit für die Freiheit war.

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Ungefähr 40 verletzte Uhus kommen in jedem Jahr in der Wildvogelstation Paasmühle an, um die sich die ehrenamtlichen Kräfte um Thorsten Kestner kümmern. Der Bestand habe sich in den vergangenen 25 Jahren durch strenge Schutzmaßnahmen aber gut erholt. Wie viele dieser bildschönen Tiere es in der Gegend gibt, könne man aber nicht sagen. Die Kosten für die Behandlung von verletzten Greifvögeln trägt der Verein, der bei seiner wertvollen Arbeit auf Spendengelder angewiesen ist.

Uhu ist die größte europäische Eulenart

Ob der verletzte Uhu ein Männchen oder Weibchen war, kann Kestner nicht sagen. Das sei nicht einfach herauszufinden. Grundsätzlich sind die Weibchen aber deutlich größer als die männlichen Vögel. Mit einer Größe von 60 bis 75 Zentimeter und einer Flügelspannweite von 1,60 bis 1,70 Metern ist der Uhu die größte europäische Eule. Er wird auch König der Nacht genannt. „Denn die Nacht gehört ihm“, so Kestner.

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Ob der freigelassene Uhu genau da im Revier leben wird – in den Wäldern der Ruhrwiesen, wo er jetzt ausgewildert wurde – weiß man nicht. Denn nur zur Brutzeit bleibe ein Uhu an Ort und Stelle. Ansonsten zieht er dorthin, wo er seine Beutetiere findet. Angst hat Alfred Schulte-Stade nicht vor dem Uhu. „Aber Sorgen hab’ ich um meine Hühner“, sagt er, als die Eule direkt über dem Hühnerstall-Gelände auf die hohen Bäume zufliegt.