Hattingen. Bei der Demokratie-Konferenz in Hattingen fordern Teilnehmer eine breite Diskussion über Moschee-Neubau und bringen neue Arbeitsmodelle in Spiel.

In neuen Kategorien zu denken, komplett Neues zu wagen – auch mit dem Risiko, dass etwas nicht funktioniert: Das nimmt Piotr Suder von „Demokratie leben!“ mit als ein Ergebnis der Demokratie-Konferenz, zu der „Partnerschaft für Demokratie Stadt Hattingen“ eingeladen hat.

Experte: Gut laufende Formate weiterhin nutzen

„Es sind immer dieselben, die hierher kommen.“ Darin sind sich die rund 20 Teilnehmer der Konferenz im Rathaus unter dem Motto „Quo vadis, Demokratie? Wie können wir die Demokratie in Hattingen gestalten?“ einig.

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Die Beteiligung soll gefördert werden. Bei der Diskussion darüber, wie das gestemmt werden kann, hilft der Vortrag von und die Diskussion mit Dr. Winfried Kösters. Wichtig sei es, Menschen zusammenzubringen. Zwar sei das Finden neuer Formate notwendig, aber ebenso, auch gut laufende Formate zu nutzen, um Themen der Demokratie dort zu platzieren.

Einige Themen der Konferenz erscheinen sperrig

„Wie soll ich meiner Mutter erklären, was für sie der Mehrwert ist, wenn sie zu so einer Veranstaltung wie dieser kommt“, fragt eine Teilnehmerin. Denn sperrig erschiene das Thema vielen. Kösters schlägt vor, dass alle Teilnehmer nach der Veranstaltung aufschreiben, was für sie der Mehrwert ist, um das zu veröffentlichen. „Sie sind die Botschafter.“ Dicke Bretter seien zu bohren. Mühsam sei das. Aber lohnenswert. „Auf andere habe ich keinen Einfluss, aber auf mich selbst zu 100 Prozent. Ich muss meine Netzwerke nutzen“, gibt Kösters mit auf den Weg.

Auf den Hinweis eines Teilnehmers, er sei mit seiner Religion in der Minderheit, würde aber durch eigenes gesellschaftliches Engagement Respekt bekommen, kontert Kösters, es gebe klassische Mehrheiten nicht mehr. Vielmehr müsse auf die Vielfalt gesetzt werden. „Bei irgendwas sind Sie auch in der Mehrheit, vielleicht beim Interesse für Fußball.“

Gespräche mit der Ditib-Gemeinde über neue Moschee

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Bürgermeister Dirk Glaser berichtet, wieder in Gesprächen mit der Ditib-Gemeinde zu sein über eine neue Moschee. Damit ein breiter Konsens gefunden werde, müssten Bürger beteiligt werden, wurde die Forderung laut. Und das schnell.

Austauschmöglichkeiten für Jugendliche müssten geschaffen werden, so der Tenor, damit sie Methoden entwickeln können, ihre eigenen Bedürfnisse zu äußern. Diese Fähigkeit sei die Grundvoraussetzung für demokratisches Handeln.

Wohnzimmergespräche der Bürger mit dem Bürgermeister

Rege Diskussionen gab es bei der Demokratiekonferenz im Rathaus Hattingen.
Rege Diskussionen gab es bei der Demokratiekonferenz im Rathaus Hattingen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Mögliche Wohnzimmergespräche der Bürger mit dem Bürgermeister wie in anderen Städten praktiziert, kamen als Idee ins Spiel. Oder eine Aktion „Besuchen Sie die Welten“, bei der Bürger, die aus anderen Ländern stammen, ihr Wohnzimmer für andere öffnen, von ihrem Land und ihrer Kultur berichten.

„Wenn es brennt, gehen die Leute auf die Straße“, so eine Feststellung. Sie müssen sich emotional angesprochen fühlen.

Nachdenken über modernes Arbeiten ist wichtig

Auch die Arbeitsdemokratie ist ein Thema. Nachdenken über modernes Arbeiten sei wichtig, sagt Bürgermeister Dirk Glaser. Und berichtet von einem Besuch im neuen Rathaus in Venlo: „Für 900 Mitarbeiter sind 700 Arbeitsplätze da. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, wann und wo sie arbeiten. Es gibt keine Zeiterfassung. Das funktioniert hervorragend. Ich weiß, dass sich das bei uns nicht genau so umsetzen lässt . . .“

Zu abstrakt, so eine Meinung sei der Titel „Demokratie leben!“. Besser sei es, Themen zu suchen, die Menschen interessieren – und dann einzuladen. So würden Menschen eher angesprochen.

Olaf Jacksteit von der Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten und Integration blickt in die Zukunft: „Große Namen ziehen immer. Um die Bemühen wir uns gerade für die nächste Demokratie-Konferenz am 21. März 2020, die wir in der Gebläsehalle gemeinsam mit Nachbarstädten machen wollen.“