Hattingen. Norbert Lammert liest in der Heggerfeld-Grundschule in Hattingen. Welches Buch er als Kind gerne gelesen hat – und wie er heute liest.
„Hast Du ein Hobby?“ Auf die Frage des Grundschülers gibt der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert, der am heutigen Samstag 71. Geburtstag feiert, eine schnelle Antwort: „Lesen. Auch gerne lange. Ich habe schon in der Schule damit angefangen“, berichtet der ehemalige Präsident des Bundestages, der am Vorlesetag Vorleser in der Heggerfeld-Grundschule ist.
Und auf dem Gymnasium dann habe er nach jedem Buch gegriffen, um zu sehen, ob das etwas für ihn ist. Einen dicken Schal hat sich Lammert, der am Samstag, 16. November, 71. Geburtstag feiert, um den Hals gelegt. „Ich bin erkältet, habe eine kratzige Stimme“, sagt der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Norbert Lammert stellt Grundschülern in Hattingen am Vorlesetag Fragen
Vorleser in der Heggerfeldschule
Lehrerin Henrike Bubenzer bemüht sich immer um bekannte Persönlichkeiten als Vorleser. Lokal bekannte Leser wie Lars Friedrich und Udo Polenske waren dabei. Aber auch die aus der ARD-Sendung „Gefragt - Gejagt“ bekannten Klaus Otto Nagorsnik und Sebastian Jacoby kamen 2018. In der Sendung hatte Bubenzer mal mitgemacht.
Zu Lammert nahm Bubenzer vor drei Monaten mit einem sechsseitigen Brief Kontakt auf. „Die Eltern einer Kollegin wohnen in der erweiterten Nachbarschaft von Norbert Lammert, sagten, er sei immer sehr ansprechbar.“ War er – und sagte zu. „Der Termin passte, das war auch Glück. Ich habe nachmittags einen Termin in Essen und war morgens frei“, erklärt Lammert und fügt hinzu: „Und von der Bedeutung des Lesens muss mich niemand überzeugen“.
„Warum seid ihr hier und nicht gleich nach der Schule ab nach Hause an den Kühlschrank“, fragt Lammert die 20 Dritt- und Viertklässler. „Das kann man immer machen“, lautet eine Schülerantwort. Und flott kommt die Gegenfrage: „Wohnst Du in Düsseldorf?“ „Nein, da bin ich am Flughafen gelandet. Ich komme jetzt gerade aus Berlin.“
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Nach einigen Fragen liest Lammert aus David Henry Wilsons „Jeremy James“ die Geschichte „Acht haarige Beine“, in der Jeremy versucht, eine Spinne in der Badewanne zu töten. Das gelingt ihm nicht. Seine Mutter setzt sie dann ins Freie.
Lesekoordinatorin hat Ex-Bundestagspräsidenten zur Lesung in Hattingen eingeladen
Gebannt lauschen die Dritt- und Viertklässler, je vier aus den Klassen nehmen teil. „Wir haben gefragt, wer Interesse hat“, sagt Henrike Bubenzer. Der Grundschullehrerin und Lesekoordinatorin der Schule haben die Kinder zu verdanken, dass ein so berühmter Vorleser in ihrer Schulbibliothek Platz genommen hat.
Den Kindern erzählt er, dass er Tausend Bücher zu Hause hat. „Meine Frau schimpft, wo die mal hin sollen.“ Im Alltag liest Lammert selbst zumeist Zeitungen und Zeitschriften. „Abends für 20 Minuten ein Buch zu lesen und dann vier Wochen für einen Roman zu brauchen, das ist, als ob ich eine Beethoven-Sinfonie satzweise über Wochen verteilt höre. Das mag ich nicht.“ In die Ferien aber nehme er immer einen „sortierten Bücherkoffer“ mit Romanen und Sachbüchern mit. „Dann lese ich tagelang.“
Lammert gefiel als Kind „Locke und die Fußballstiefel“
Ein Buch aus seiner Jugendzeit, an das er sich gut erinnert, ist „Locke und die Fußballstiefel“ von Hasso Damm. „Da dachte ich noch, Fußballer sei auch ein schöner Beruf. Es geht um das Unterschätzen, Überschätzen, Mobbing, lädiertes Selbstbewusstsein, das hatte mich gepackt.“
Die Geschichte, die er den Grundschülern vorliest, hat ihm Bubenzer vorgeschlagen. Danach berichten Schüler von eigenen Spinnenerlebnissen. Ajsa (9): „Meine Mutter setzt die Spinnen immer draußen aufs Fensterbrett, damit sie weglaufen können.“ Joel (19) hat daheim „keine Spinnen, denn wir haben zwei Katzen, die sie fangen“.
Spinnen-Fang-Trick aus der Geschichte wird auf Glaubwürdigkeit hin geprüft
„Wer glaubt, dass der Trick aus der Geschichte, die Spinne mit einem Glas zu fangen, unter das man in der Badewanne Toilettenpapier schiebt, funktioniert?“, fragt Lammert. Mit den Kindern nähert er sich der Antwort: Toilettenpapier ist nicht stabil genug, um unter ein Glas geschoben werden zu können. „Da sieht man, wie wichtig das ist, beim Lesen gut aufzupassen“, sagt Bubenzer.