Hattingen. Kein Handy, kein Tablet, kein Wort: Schweige-Exerzitien sind für Andreas Lamm eine Besinnung auf seine Biografie. Und: Schweigen ist anstrengend.

Eine Woche kein Smartphone, kein Tablet, kein Wort – Pfarrer Andreas Lamm entscheidet sich einmal im Jahr dazu. Die Schweige-Exerzitien sind für ihn ein wichtiger Teil seiner Arbeit und seines Lebens. Nun spricht er darüber, warum er tagelang schweigt und weshalb das auch anstrengend ist.

„Wenn Sie keine Reize von außen haben, nichts das Sie ablenkt, dann fangen Sie schnell an, sich mit sich selbst, Ihrer Biografie, der Beziehung zwischen Gott und sich auseinanderzusetzen“, weiß Lamm.

Aller Anfang ist schwer

Obwohl er schon seit zwanzig Jahren jährlich in die Schweige-Exerzitien geht, falle es ihm anfangs immer schwer, sagt Lamm. „Man wird auf einmal auf Null gesetzt und ist raus aus dem Alltag.“

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Schweigeexerzitien seien anstrengend. „Es ist keine körperliche Anstrengung.“ Das Ziel, Leib und Seele in Einklang zu bringen, fordert vor allem die Psyche. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben, Entscheidungen und Erfahrungen steht in der Schweigewoche im Mittelpunkt. „Es gibt keinen Lebensbereich, der nicht in eine Reflexion kommt“, so Lamm.

„Manch einer fragt sich vielleicht, warum er in bestimmten Situationen so sensibel reagiert, wo die Unzufriedenheit herkommt. Das sind vielleicht seelische Verwundungen, die Heilung fordern. So wie eine Schnittwunde am Finger, die man ständig spürt.“ Dabei hilft den Schweigenden eine Begleitperson. Täglich gibt es ein einstündiges Gesprächsangebot.

Predigten ohne Phrasen

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Missen möchte der Hattinger Pfarrer diese Erfahrung auf keinen Fall, weil sie essenziell für seine Arbeit sei. Andreas Lamm nutzt die Woche, um den „Brunnen zu füllen“, wie er es nennt. „Wenn ich selber mit mir im Reinen bin, hilft mir das, gelassener, klarer und gnädiger zu sein“, erklärt er. Er möchte in seinen Predigten keine theoretisch, wissenschaftlichen Phrasen dreschen, sondern den Menschen erreichen. Die Schweigewoche helfe ihm dabei, innerlich zur Ruhe zu kommen, und seine Erfahrungen und Einsichten weiterzugeben.

Die „geistliche Übung“ – was die Exerzitien übersetzt bedeuten – absolviert Lamm im Bischöflichen Tagungszentrum Kardinal Hengsbach Haus in Essen. Dort ist er nicht allein: „Es sind auch viele Laien dabei“, erzählt er. Zwar seien sie gläubig, aber „durchaus kritische Menschen, die nicht zu allem Ja und Amen sagen“.

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