Hattingen. Hansjörg Sander (67) liebt Ausdauer-Anforderungen. Was das Mitglied der Berg- und Skigilde Hattingen über die regelmäßige Bewegung sagt.

Sport zu treiben, das gehört für Hansjörg Sander schon seit Jahrzehnten zum Leben dazu. Nicht etwa, weil er dem Alterungsprozess entfliehen wolle, betont das 67-jährige Mitglied der Berg- und Skigilde Hattingen. Sondern, weil Hansjörg Sander findet, „dass man sich wohlfühlen und sein Leben genießen sollte“. Und regelmäßige Bewegung helfe ihm dabei.

Angefangen hat Hansjörg Sanders sportliche Laufbahn 1986. 100 Kilogramm brachte der 1,86-Meter-Mann damals auf die Waage. „Da musste unbedingt was passieren.“ Im Urlaub im sauerländischen Altastenberg mit der Familie entdeckte er dann den Skilanglauf für sich – und nahm nur wenige Wochen nach der ersten Trainingseinheit am „Siuerlänner Skiloap“ über 33 Kilometer teil. „Völlig unvernünftig“, nennt er das heute. Er habe damals vieles falsch gemacht, sich „unter Schmerzen“ ins Ziel gequält.

Hansjörg Sander, 67 Jahre, ist mit seinen Rollskiern ab dem Herbst regelmäßig auf der alten Bahntrappe in der Hattinger Südstadt unterwegs. Hier beginnt er mit dem Training für die Ski-Langlaufsaison im Winter und rollt die ca. 25 Kilometer bis zum Tunnel Schee und zurück.
Hansjörg Sander, 67 Jahre, ist mit seinen Rollskiern ab dem Herbst regelmäßig auf der alten Bahntrappe in der Hattinger Südstadt unterwegs. Hier beginnt er mit dem Training für die Ski-Langlaufsaison im Winter und rollt die ca. 25 Kilometer bis zum Tunnel Schee und zurück. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Drei- bis viermal wöchentliches Training

Die Lust am Ausdauersport aber hat ihm das nicht verleidet, Hansjörg Sander hat seit jenen Anfangstagen auf zwei Brettern bis heute Jahr für Jahr Skilanglaufrennen bestritten. Anders als bei seiner Premiere hat er sich seither auf die besonderen Anstrengungen aber stets gezielt vorbereitet. Mit drei- bis viermal wöchentlichem Training. Teils während der regelmäßigen Wochenend-Ausflüge mit der Berg- und Skigilde Hattingen ins Sauerland hat er trainiert, teils allein. Und oft genug auch auf Rollerskiern auf der alten Bahntrasse.

Wenige Jahre nach seinen Anfängen als Skilangläufer kam das Laufen hinzu, denn: „Ich habe gemerkt, dass halbjährliches Training auf Skiern und Rollerskiern nicht reicht.“

Auch Kraft- und Stabilisationstraining absolviert der 67-Jährige

Und auch Kraft- und Stabilisationstraining insbesondere für die Oberkörpermuskulatur – das er ebenfalls an der frischen Luft absolviert – macht der 67-Jährige. „Ich mag es zwar nicht, aber es muss sein.“

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Erst recht angesichts seiner Extremwettkämpfe: So hat Hansjörg Sander bereits zweimal am Wasalauf in Schweden teilgenommen, einem der größten Skilangläufe der Welt über 90 Kilometer im klassischen Stil. Und am Arctic Circle Race in Grönland, an dem die Teilnehmer auf Skiern in drei Etappen insgesamt 160 Kilometer bei hohen Minustemperaturen zurücklegen. Dazu hat er allein drei 100-Kilometer-Läufe beendet und andere ausgewählte Ultrarennen wie den Comrades-Ultramarathon in Südafrika über 89 Kilometer sowie den „nur“ 63 Kilometer langen Röntgenlauf in Remscheid.

Anfänger sollten sich vor dem sportlichen (Wieder)-Einstieg von einem Experten beraten lassen

Natürlich weiß das Mitglied der Berg- und Skigilde, dass Sport, so wie er ihn betreibt, insbesondere Mittsechzigern nicht anzuraten ist. Und so legt er Anfängern, die sich im Alter wieder mal etwas für ihre Gesundheit tun möchten, nahe, sich von einem Experten beraten zu lassen und zudem einem Verein mit ausgebildeten Trainern anzuschließen. Auch eine umfassende Sportuntersuchung, der sich auch der Hattinger einmal jährlich unterzieht, sei vor einer ersten sportlichen Betätigung Pflicht.

Hansjörg Sander während einer Rede als damaliger Geschäftsführer der AVU Netz. Während seiner 35 Jahre bei dem Unternehmen sei er nur insgesamt zehn Tage krank gewesen, sagt er. Und das nicht zuletzt wegen seines regelmäßigen Ausdauersports, bei dem er auch Stress abgebaut habe.
Hansjörg Sander während einer Rede als damaliger Geschäftsführer der AVU Netz. Während seiner 35 Jahre bei dem Unternehmen sei er nur insgesamt zehn Tage krank gewesen, sagt er. Und das nicht zuletzt wegen seines regelmäßigen Ausdauersports, bei dem er auch Stress abgebaut habe. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Wer sich allerdings mit Vernunft und im persönlich richtigen Maß bewegt, der, dass weiß der Hattinger aus eigener Erfahrung, kann viel an Lebensqualität gewinnen. Hansjörg Sander jedenfalls hat nicht zuletzt seine sportliche Betätigung fit gehalten bis heute. Und er, der 2017 nach 35 Jahren bei der AVU, zuletzt als Geschäftsführer AVU Netz, in Rente ging, sagt: „Ich bin in all’ den Jahren nur zehn Tage krank gewesen.“

Nicht nur ein Ausdauertyp

Seine weiteren sportlichen Pläne? Anfang Februar wolle er beim Tiroler Koasalauf, einem Volksskilanglauf in St. Johann starten, eine Woche später dann beim Skimarathon im Gsiesertal in Südtirol, sagt Hansjörg Sander. Und für Oktober 2020 plane er einen Start beim Chicago Marathon. „Dann hätte ich die ,Big Five’ komplett.“ Dann wäre er nach Boston, Berlin, London, New York bei allen der fünf größten City-Marathons mitgelaufen.

Und dann – ist Schluss? Von wegen! „Ich habe zwar keinen konkreten Plan“, sagt der Hattinger. „Aber ich möchte doch mal testen, was ich in der Altersklasse der 70- bis 74-Jährigen noch so kann.“ Sagt’s – und schiebt nach, er sei eben nicht nur ein Ausdauertyp. „Ich bin auch ein wenig verrückt.“

>>> DIE BERG- UND SKIGILDE HATTINGEN

„Mit Gleichgesinnten, unter freundlicher fachkundige Anleitung Sport zu treiben, kann eine gute Hilfe sein, um seinen Bewegungsvorsätzen längerfristig treu zu bleiben“, sagt Bernd Jeucken, der Pressewart der Berg- und Skigilde. Auch Hansjörg Sander nutzt regelmäßig Angebote des 1956 ins Leben gerufenen Breitensportvereins für alle Altersgruppen.

Mitglieder der Berg- und Skigilde beim Training. Koordinative Übungen sind gerade auch im Alter wichtig.
Mitglieder der Berg- und Skigilde beim Training. Koordinative Übungen sind gerade auch im Alter wichtig. © WAZ | Sabrina Didschuneit

Von Training für Läufer und (Nordic-)Walker über (Rad)-Wanderungen in der Umgebung und im bergischen Land bis hin zu Skiausflügen ins Sauerland sowie Skifreizeiten in die Alpen reicht das reichhaltige Sportangebot an der frischen Luft. Dazu bietet die Berg- und Skigilde Ausgleichssport, Sport für Bauch und Rücken, Kondition und Koordination sowie Sport für Minis, Badminton und Gymnastik in der Halle an.

Weitere Infos: www.skigilde-hattingen.de