Hattingen. Viele Pendler aus Hattingen nutzen täglich die S 3. Was sie davon halten, dass die Bahn nach Oberhausen künftig nur noch seltener fahren soll.
Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember stehen Änderungen bei der S-Bahn-Linie S 3 an. Fährt die Bahn bisher alle 20 Minuten, wird sie zukünftig nur noch alle halbe Stunde fahren. Die neuen Abfahrtszeiten stehen bisher noch nicht fest, wie die WAZ berichtete. Die S-Bahn-Fahrer stört indes weniger, dass es noch keinen Fahrplan gibt. Sorgen bereitet ihnen vor allem, dass die Bahn bald seltener fahren wird. Den meisten Befragten sind die geplanten Änderungen bisher nicht bekannt gewesen.
Kübra Kahn fährt mindestens zweimal täglich mit der S-Bahn, die zwischen Hattingen und Oberhausen pendelt, unter anderem um zur Uni Essen zu kommen. „Alle dreißig Minuten ist zu wenig. Die Frage ist auch, wie die Anbindungen zu anderen Bahnen und Bussen sein wird“, findet sie.
Verringerten Takt schränkt Nutzer der S-Bahn-Linie S 3 in Hattingen ein
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Viele der Befragten verzichten bewusst auf ihr Auto, steigen auf den ÖPNV um, um die Umwelt zu entlasten. Die Änderungen nehmen viele als Einschränkung wahr.
Abellio Rail NRW übernimmt den Betrieb der S 3
Eigentlich geht zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember der Betrieb für die S-Bahn-Linie 3 zwischen Hattingen und Oberhausen an Abellio Rail NRW GmbH über, die Verträge mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wurden im Herbst 2016 unterschrieben.
Aber mit dem VRR und der Bahn hat Abellio Rail NRW beschlossen, dass die DB Regio bis zum 1. März 2020 weiter die S 3 fährt. Das liegt laut Abellio nicht an personellen Engpässe, aber man habe noch viele Kollegen in der Ausbildung. Mit dem Schritt wolle man Unwägbarkeiten aus dem Weg gehen und für die Kunden den Betrieb sicherstellen.
„Da kann ich ja gleich mit dem Auto fahren“, ärgert sich Lehramtsstudentin Doreen Kutrieb. Sie absolviert gerade ihr Praxissemester und fährt jeden Morgen von Bochum-Dahlhausen nach Hattingen-Mitte. Das Auto will sie aber unbedingt vermeiden:„Ich habe auch schon überlegt, für den kurzen Weg das Rad zu nehmen. Aber morgens ist es immer so dunkel und kalt.“
Viele Bahnnutzer sind bewusst vom Auto auf die Bahn umgestiegen
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Auch Anette Busch (65) lässt ihr Auto bewusst stehen. Wenn sie nach Essen will, parkt sie in Hattingen und nimmt die Bahn. „Mit der Bahn ist man ja viel schneller in Essen als mit dem Auto, da steht man nur im Stau. Es ist auch viel bequemer und stressfreier.“ Dass die Fahrzeiten noch nicht feststehen, ist für die 65-Jährige ein Zeichen schlechter Organisation.
Während Busch die S 3 nur für private Wege nutzt, legen andere mit der Linie einen Großteil ihres täglichen Arbeitswegs zurück; so wie Katrin Jochheim (37). Sie ärgert, dass Bahnkunden keine Informationen erhalten. „Ich will doch planen und gegebenenfalls mit meinem Chef sprechen können, falls sich die Abfahrtszeiten so verändern, dass ich erst später im Büro sein kann.“
S-Bahn-Kunden verstehen nicht, dass die neuen Abfahrtzeiten noch nicht klar sind
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Auch Johanna Ogrodowczyk (33) ist geschockt über die Nachricht. „Die Linie ist meine beste Verbindung, ich bin zweimal täglich darauf angewiesen.“ Dass die Taktung verändert werden soll, findet sie schlecht. Wenn die Bahn dann ungünstig kommt, wird sie mit ihrer Chefin sprechen müssen, aber dafür braucht sie erst mal die neuen Abfahrtszeiten. „Wir haben fast November, da muss doch was passieren“, findet Katrin Jochheim.
Dass die Bahn seltener fahren wird, findet auch Carola Sachs (52) schlecht. „Zwischen Essen und Oberhausen ist die Verbindung jetzt schon eine Katastrophe.“ Wahre Odysseen hat sie erlebt, als sie täglich zwischen Kupferdreh und Oberhausen pendelte. Für Hin- und Rückfahrt musste sie drei bis vier Stunden Zeit einplanen.
Kunden kritisieren immer höhere Preise bei immer schlechterem Service
Auch Katrin Jochheim malt sich im schlimmsten Fall aus, dass sie drei Stunden mit dem Bus zur Arbeit fahren müsste, falls die Bahn nicht rechtzeitig den neuen Fahrplan auf die Beine stellt.
Die Befragten möchten gerne mit der Bahn fahren, fühlen sich aber durch die selteneren Fahrten eingeschränkt. „Wenn die Bahn alle zwanzig Minuten kommt, bin ich flexibler und bin nicht irgendwo viel zu spät oder zu früh“, meint Kübra Kahn. „Die Preise werden immer höher und der Service immer schlechter“, kritisiert Carola Sachs die Verantwortlichen.