Hattingen. Der Kinderschutzbund fordert ein einfaches System in Hattingen, um Gelder für Bedürftige abzurufen. Bisher nutzen wenige Familien die Angebote.
Der Kinderschutzbund in Hattingen bekommt immer mehr zu tun. Er setzt sich für das Wohl der Kinder in dieser Stadt ein. Dafür fordert er nun auch die Stadtverwaltung zum Handeln auf – damit mehr Kinder von Leistungen profitieren können, die ihnen ohnehin zustehen.
Bildungs- und Teilhabepaket kaum genutzt
Das Stichwort lautet Bildungs- und Teilhabepaket. Mit Geldern vom Bund und Land sollen bedürftige Kinder und Jugendliche unterstützt werden. Das Problem: Die Mittel werden nur zu einem Bruchteil abgerufen.
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Wie viele Kinder in Hattingen tatsächlich Anspruch auf Leistungen hätten, kann die Stadtverwaltung nicht ermitteln. In einer Aufstellung geht der Paritätische Gesamtverband für den Ennepe-Ruhr-Kreis aber von 4086 Kindern im Alter zwischen sechs und 14 Jahren aus, die Hartz IV oder Sozialgeld bekommen und damit einen Anspruch auf Leistungen des Teilhabepakets haben. Tatsächlich profitiert haben davon im EN-Kreis aber nur 11,7 Prozent dieser Kinder, so der Paritätische. Viel zu wenig, wie auch der Kinderschutzbund betont.
Unterstützung für Essen bis Musikunterricht
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In Hattingen wurden im vergangenen Jahr fast 452.000 Euro aus dem Teilhabepaket gezahlt – der Großteil, mehr als 137.000 Euro, für die Mittagsverpflegung. Unterstützung gibt es auch für Ausflüge und Klassenfahrten, für Schulbedarf, Lernförderung, das Schüler-Busticket und Teilhabe in z.B. Vereinen oder der Musikschule etc. „Aber bei allem ist ein Antrag nötig“, betont Martin Rösner aus dem Vorstand des Kinderschutzbundes.
Stadtsprecherin Susanne Wegemann erklärt: „Die Nachfragen nach Informationen und auch die Zahl der Antragsteller ist steigend. Leider stellt sich bei vielen Gesprächen und Beratungen jedoch immer wieder heraus, dass in den Köpfen der Leute immer noch das Bildungs- und Teilhabepaket fälschlicherweise immer nur mit Hartz IV in Verbindung gebracht wird.“ Denn Anspruch haben auch die Kinder, deren Familien Wohngeld und Kinderzuschlag erhalten.
Hamm als Vorbild mit der YouCard
Der Vorstand des Kinderschutzbundes fordert, bürokratische Hürden abzubauen. Zum Beispiel durch die Einführung eines Systems, ähnlich der YouCard in Hamm. Die Stadt steht mit mehr als 90 Prozent bewilligten Teilhabeanträgen im NRW-Vergleich weit vorn. Die Idee: Wer Anspruch hat, legt die Karte vor. Vereine etwa rechnen dann über die Leistungen des Teilhabepakets ab. „Damit kommt natürlich mehr Arbeit auf die Mitarbeiter zu, aber davon würden viele profitieren“, verdeutlicht Cornelia Bludau vom Kinderschutzbund.
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Noch ist eine solche Karte in Hattingen nicht geplant. Stattdessen will die Stadt mit Prospekten des Ministeriums stärker für die Leistungen werben – auch mit Blick auf das im Juli in Kraft getretene Starke-Familien-Gesetz, das einkommensschwache Familien mehr unterstützen soll.