Hattingen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ ist innerhalb von zehn Jahren um 44 Prozent gestiegen. Kreisweit sind 4693 Personen betroffen.

Wenn die Rente nicht reicht: Immer mehr Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 44 Prozent.

Gab es im EN-Kreis im Jahr 2008 noch 3264 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 4693. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz NRW zuletzt rund 280.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 44 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Gefordert wird eine „rentenpolitische Kurskorrektur“

Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG-Region Südwestfalen, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine „rentenpolitische Kurskorrektur“. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Kreis zu verhindern.

„Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Mura.

NGG sieht die Hauptursache in niedrigen Einkommen

So sind nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.

„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafterin Mura.