Hattingen. Hennes Bender hat den „Kampf der Häuptlinge“ ins Ruhrdeutsche übertragen. Seine Lesung in Hattingen garniert er mit viel spontanem Witz.

Kaum ist „Voll auffe Omme“ erschienen, da kündigt der kleine Gallier Hennes Bender schon sein nächstes Werk an. Die Asterix-Bände haben es nicht nur ihm angetan. „Bei 80 Besuchern haben wir Schluss gemacht“, sagt Bibliotheksleiter Bernd Jeucken. Obwohl zum Römer-Festival im Reschop Carré noch viel mehr Fans hätten kommen wollen. Vollblut-Ruhrpöttler Bender stellte am Montagabend sein neues Buch vor.

Er hat noch gar nicht mit der Lesung angefangen, da liegt das Publikum schon am Boden vor Lachen. „Watt iss denn da fürn Stuhl frei“, fragt er einen jungen Mann. „Familienärger, ist nicht mitgekommen“, sagt der. „Ja, der hätte gerade jez hier sein müssen, hier gibt’s doch voll wat auffe Omme“, meint der 51-Jährige.

Ein liebenswerter Blick in die Seele der Ruhri-Ureinwohner

„Man, ich steh’ hier immer vor Fachleuten“, klagt der Autor. Die zwölfjährige Fee aus Bochum entpuppt sich als absolute Fachfrau in Sachen Asterix, deren Lieblingsbuch „Asterix bei den Briten“ ist.

Den „Kampf der Häuptlinge“ hat er verruhrdeutscht und einen tiefen und liebenswerten Blick in die Seele der Ruhri-Ureinwohner geworfen. Bender schafft den oft schmalen Grat, den Ruhrpottdialekt mit den teils etwas einfältigen, krachledernen und ungehobelten Comicfiguren zu verbinden. Eine gigantische Aufgabe. Aber ein Ergebnis, dass zu den Ruhris passt wie der berühmte Hintern auf den Eimer.

Textfest und immer nah am Werk: Überall im Saal verfolgten die Besucher den Comic mit.
Textfest und immer nah am Werk: Überall im Saal verfolgten die Besucher den Comic mit. © Funke Foto Services GmbH | Bastian Haumann

Immer sind die Dialoge sehr amüsant, manchmal ein wenig spitz und biestig, aber immer direkt und auf den Punkt gebracht. Dabei zieht Bender alle sprachlichen Ruhrpott-Register, die man sich nur vorstellen kann. Wörter, die man schon Jahre nicht mehr gehört hat, zerfließen salbungsvoll im Gehörgang. „Hömma, Urbanatix! Wir müssen mit dir ma wat Wichtiget vahkasematuckeln.“ Wem da nicht das Herz aufgeht, der ist nicht von hier.

„Urbanatix blieb weita Scheff von seim Kaff“

Bender deckt auf, wie die Emscher zur Köttelbecke wurde (Abba, Scheff, die Emscher läuft voll duache Siedlung, dat stinkt donnoh in zweitausend Jahren“). Wenn er liebevoll die Figuren sprechen lässt und jeder sofort eine Verbindung zur Jetzt-Zeit zieht: „Urbanatix blieb weita Scheff von seim Kaff! Weilet ehmt manchmal gut is, wenn der Bürgameista auch gleichzeitig der Dorftrottel is.“

Wenn man Bender zuhört, wie fließend er seinen verruhrpotteten Asterix liest, könnte man meinen, es sei tatsächlich eine Fremdsprache, die nur dem kleinen Dorf Ruhrgebiet zugänglich ist. „Welche ahme Sau solli denn vahwämsen“ verstehen doch nur Eingeborene, oder?

Anspielung auf die Cranger Kirmes

Beim Vorlesen ist der 51-jährige Künstler voll in seinem Element. Er liest im Stehen, legt alles in Stimme und Stimmung – je nachdem, was die kleinen Gallier gerade an Situation vorgeben.

Viele Dialoge sind extrem witzig, immer vor dem Hintergrund, dass es viele Anspielungen auf Politik, Gesellschaft und Brauchtum dieser Region gibt. Wie etwa die Cranger Kirmes, für die er bei „dem ganzen Gedöns“ auch noch Platz findet.

Wer bisher die Menschen aus dem Ruhrgebiet für etwas merkwürdig, direkt und komisch sprechend empfand – nach „Voll auffe Omme“ muss man sie lieben. Die Leute aus dem Ruhrpott. Und Hennes Bender sowieso.