Hattingen. Hattingen will sich als Standort für Wissenschaft etablieren. Bürgermeister Dirk Glaser hofft auf die Ansiedlung eines An-Instituts.
Die Stadt möchte ein An-Institut nach Hattingen holen und damit ein Wissenschaftsstandort ohne Hochschule werden. Das kündigte Dirk Glaser jetzt im Rahmen des 2. IHK-Wirtschaftsforums an.
„Damit könnten wir Hattingen zu einem Standort innovativer Unternehmen entwickeln“, sagte Glaser vor rund 100 Unternehmern im Festsaal der Neuen Schulenburg. An-Institute sind rechtlich selbstständige Einrichtungen von Hochschulen, die organisatorisch, personell und räumlich mit ihnen verflochten sind. Konkrete Pläne für Hattingen gebe es allerdings noch nicht.
Für Ausbildung wird eindringlich geworben
Christopher Schäfer, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates Hattingen, nahm den Ball auf und erklärte, die Hochschule Bochum werde im IHK-Wirtschaftsbüro demnächst gemeinsam mit der IHK Ausbildungs- und Studienberatung anbieten. Dies sei nicht nur für junge Menschen von Interesse, die eine qualifizierte Berufswahlorientierung bräuchten, sondern auch für Hattinger Unternehmen.
„Aus eigener Erfahrung kann ich den Betrieben nur raten, Kooperationen mit Hochschulen anzustreben“, so Schäfer weiter. Der enge Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft sorge nicht zuletzt für Innovationen in Unternehmen und wirtschaftsnahe Lehre in den Hochschulen. „Deshalb ist diese Kooperation mit der Hochschule Bochum eine tolle Sache“.
Gleichzeitig nutzte Schäfer eindringlich die Chance, für Ausbildung zu werben – denn auch in Hattingen bildet nur ein kleinerer Teil von Unternehmen, die ausbilden können, auch aus. „Ausbildung sichert nicht nur die Zukunft für die jungen Menschen, sondern auch die Zukunft von Unternehmen.“
Auch bei der zweiten Auflage des Wirtschaftsforums in Hattingen wurde der Bürgermeister im Laufe des Abends immer mit der aktuellen Stimmungslage der örtlichen Unternehmer konfrontiert. Abstimmung mit dem Smartphone – eine Unternehmerumfrage in Echtzeit.
Firmen kritisieren hohe Standortkosten und die Langsamkeit der Verwaltung
Fühlt man sich als Unternehmer in der Stadt willkommen? Würde man den Standort weiterempfehlen? Wo drückt der Schuh besonders? Was erhofft man sich für die Zukunft? 2018 hatte Glaser dies ein erstes Mal erlebt – jetzt weiß er: Es ist (noch) nicht alles Gold, was glänzt: Zwar fühlen sich sieben von zehn Unternehmer in Hattingen willkommen. Aber nur zwei Drittel würden den Standort weiterempfehlen. Beide Werte liegen unter den Vorjahresergebnissen.
Größte Nachteile aus Unternehmersicht: die hohen Standortkosten und die Langsamkeit der Verwaltung. An einem zentralen Satz kam Glaser 2019 wie auch ein Jahr zuvor nicht vorbei: „Hattingen ist eine arme Stadt.“ Man habe in der Verwaltung zu wenig Personal, da sei man „schlecht aufgestellt“. Aber die Finanzsituation lasse mehr Personal eben nicht zu.
Hattingen baut zurzeit drei Kindergärten
An die Adresse jener, die die Verwaltung – etwa bei der Genehmigung von Bauanträgen – als zu langsam kritisierten, formulierte Glaser: „Wir wollen schnell sein, müssen dabei aber auch immer korrekt bleiben.“ Manche Kritiker würden etwa vergessen, dass gerade drei Kindergärten gebaut würden.
Einen ersten Schritt aus dem Finanzdilemma werde man am 18. September machen, wenn dem Ruhrverband die Kanalnutzungsrechte in Hattingen überschrieben würden. „Das bringt uns im nächsten Jahr 110 Millionen Euro.“