Hattingen. Am „Tag des offenen Denkmals“ erfahren Besucher viel über historische Gebäude in Hattingen – darunter das Gemeindeamt Welper und die Isenburg.
Interessiert sieht sich Gabriele Isenberg im ehemaligen Gemeindeamt in Welper um. Sie erinnert sich noch gut daran, wie es früher hier aussah. Das Haus habe Zulauf gehabt von allen, die Hilfe brauchten, sagt sie. Und findet: Von seinem Charme hat es bis heute nichts eingebüßt.
Das Gemeindeamt ist dabei eines von rund 8000 historischen Gebäuden, die an diesem Sonntagnachmittag, dem „Tag des offenen Denkmals“, besichtigt werden können. Dieser bundesweite Aktionstag nämlich lädt regelmäßig dazu ein, unser kulturelles Erbe zu erleben.
Der Vater von Gabriele Isenberg hatte im Gemeindeamt einst seine Arztpraxis
Im linken Teil des Gebäudes, heute Sitz des Stadtumbauamtes, hatte Isenbergs Vater früher seine Arztpraxis. Auch sie selber habe immer wieder mitanpacken müssen. „Ich habe die Patienten aufgerufen, wenn sie dran waren.“ Dann kümmerte Schwester Amalie sich um alles Weitere. „Sie war genau so, wie man sich das vorstellt. Groß, wuchtig, dominant. Natürlich in schneeweißer Arbeitskleidung und mit einer Haube auf dem Kopf.“
Ab in den Keller - zum Desinfektionsraum
Gabriele Isenberg führt eine Gruppe Besucher durch die Innenräume. Von den alten Zeiten ist nicht mehr viel zu sehen. Fast leere, weiß gestrichene Räume. „Dort stand der Röntgenapparat“, sagt die Archäologin und deutet auf eines der hinteren Zimmer. Weiter geht es in den Keller. Auf den ersten Blick lässt sich nichts Ungewöhnliches entdecken. Doch dann ist eine grüne Tür mit einem Schild zu sehen. In schwarzer Schrift steht darauf: „Desinfektionsraum“. Ein paar Schritte weiter findet sich die Dunkelkammer, daneben das Laboratorium.
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Das Gebäude im Welperfeld stammt aus den 1920er-Jahren. Früher Mittelpunkt der Gemeinde, werde es heute von vielen übersehen, meint Gabriele von Scheidt. Sie ist Teil der Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Gemeindeamtes. „Die Stadt Hattingen hat ein integratives Handlungskonzept entworfen, welches vorsieht, dass alte Gebäude eine kreative Umnutzung erfahren sollen. Wir wollen diesen Ort wieder ins Blickfeld der Welperaner rücken.“ Die Bedürfnisse der Bürger sollen gelebt werden. „Jeder kann seine Ideen dabei einbringen.“
Auch städtebaulich ist das Gemeindeamt von großer Bedeutung
Auch städtebaulich sei das Gemeindeamt von großer Bedeutung. Die Expertin betont: „Es sind in Hattingen kaum Bauten wie diese erhalten. Dieses hier sollte nicht auch noch verschwinden.“
Neben dem Gemeindeamt in Welper hat auch die Isenburg an diesem Sonntag ihre Pforten geöffnet. Als eine der größten Burgruinen Deutschlands thront sie majestätisch auf dem Hügel, umrahmt von Wäldern und Wiesen.
Im Jahre 1200 wurde die Isenburg fertiggestellt
Erzbischof Adolf von Köln errichtete das Gemäuer einst zusammen mit seinem Bruder Arnold von Altena. Im Jahre 1200 wurde der Bau fertiggestellt. Nur wenige Jahre danach machten feindliche Truppen die Burg dem Erdboden gleich. Dieser Zustand hielt so lange an, bis sich Heinrich Eversberg der Sache annahm. Der Hattinger Lehrer gründete eine Arbeitsgemeinschaft, die von 1969 bis 1989 die Ruine freilegte.
All’ das erfahren die Besucher der Isenburg während einer Führung durch das Museum und über das Burggelände.
Ausstellung im Haus Custodis beinhaltet zahlreiche Ansichtskarten mit Darstellungen des Isenberg
Das ursprüngliche Erscheinungsbild der Isenburg ist zwar nicht überliefert. Doch die braunen Mauerreste, Kellereingänge, Treppen und Nischen regen die Fantasie der Besucher an: Wie es wohl damals hier ausgesehen hat? Die derzeitige Ausstellung im Haus Custodis beinhaltet zahlreiche Ansichtskarten mit Darstellungen des Isenbergs. Auch heute noch muss die Anlage gehegt und gepflegt werden.
So tut es auch der im Jahre 1976 gegründete Verein zur Erhaltung der Isenburg mit zurzeit rund 50 Mitgliedern, die sich an der Erhaltung des Denkmals beteiligen. Restaurierungs- und Ausbesserungsarbeiten an den Mauern oder Grünpflege gehören dabei zu den Arbeiten, erfahren die Besucher der Isenburg am „Tag des offenen Denkmals“. Und auch dies: „Samstag ist unser Arbeitstag. Dann zieht eine Handvoll Aktiver durch das Burggelände, wie damals die Buddel-AG.“