Hattingen. . Vor 30 Jahren beschrieben Radler die Situation in Hattingen als „Horrortrip“. Seitdem hat sich einiges getan. Doch das reicht laut ADFC nicht.

  • Ausbau der ehemaligen Bahntrasse als Rad- und Gehweg war vor 30 Jahren Zukunftsmusik
  • Das erste Radverkehrskonzept für Hattingen stammt aus dem Jahr 1984
  • 10 000 Euro werden jährlich bereitgestellt, um Radwege zu schaffen und zu erhalten

„Die B51 von Sprockhövel nach Hattingen ist doch wohl lebensgefährlich“, entrüstet sich ein WAZ-Leser vor 30 Jahren. Als wahrer „Horrortrip“ wird die Strecke beschrieben. Was sich die Radler wünschen: den Ausbau der alten Bahntrasse. Denn 1986 sagen sie: „Radwege? Die gibt’s doch so gut wie gar nicht“. Und obwohl sich einiges getan hat, schätzt Robert Dedden von der Ortsgruppe Hattingen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die Situation heute noch als schwierig ein: „Wir haben einige Fortschritte gemacht, aber der große Durchbruch ist es noch nicht.“

Dabei wurde schon 1984 das erste städtische Radverkehrskonzept erstellt. Beschlossen wurde damals unter anderem die Errichtung von Rad-Wanderwegen auf dem Leinpfad und auf der ehemaligen Bahntrasse, außerdem Radwege in Blankenstein zwischen Blankensteiner Straße und Am Seilwerk. Kombinierte Rad- und Gehwege sollten in Abschnitten an der Straße Am Büchsenschütz, Zum Ludwigstal und an der Hüttenstraße/August-Bebel-Straße und der Martin-Luther-Straße entstehen.

Bis zur Umsetzung der Pläne dauerte es zum Teil zehn Jahre

Zum Teil dauerte es zehn Jahre bis die Pläne umgesetzt waren. Die umgebaute Trasse zum Beispiel wurde 1994 eröffnet – laut Robert Dedden einer der besten Radwege in Hattingen. „Allerdings ist es zur Zeit so, dass viele Radfahrer bei Regen doch lieber die Bredenscheider Straße fahren, da sie sonst wegen des Schmutzes erst mal unter die Dusche müssen.“

Dedden wünscht sich eine Asphaltdecke für die Strecke, doch das ist umstritten. Aber nicht nur für die Bredenscheider Straße gelte heute noch: „Man muss schon eine gute Portion Mut und Selbstvertrauen haben, um im Alltagsverkehr das Fahrrad zu nutzen.“

10 000 Euro stellt die Stadt Hattingen jährlich für das Radwegenetz zur Verfügung. Zu wenig, findet Dedden. Es gebe zwar Verbesserungen durch Maßnahmen, die bei der Umsetzung des Radverkehrskonzepts von 2010 realisiert wurden, räumt er ein. Aber aufgrund der geringen Investitionen „enden alle diese Maßnahmen, wenn es schwierig wird und man größere Maßnahmen – mehr als ein Schild aufzuhängen oder eine Linie auf die Fahrbahn zu malen – ergreifen müsste.“

ADFC: Radfahrer werden heute noch allein gelassen

Eine Problemstelle sei der Geh- und Radweg von der Kosterbrücke in Richtung August-Bebel-Straße, der abrupt bei „Im Mühlenwinkel“ endet. „Das ist nur ein Beispiel von vielen Stellen, an denen Radfahrer auf der Suche nach einem sicheren Weg allein gelassen werden.“

Vor 30 Jahren wurde die Trennung von Bürgersteig und Radweg als Ideallösung gefeiert. Immer wieder waren Radfahrer und Fußgänger aneinander geraten. Zu brenzligen Situationen kommt es noch immer. Deshalb ruft heute Robert Dedden wie die Polizei damals zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf.

Heute trennt Autofahrer und Radfahrer teilweise ein so genannter Angebotsstreifen. Der markiert eine Zone für Radfahrer, Autofahrer dürfen ihn überfahren, wenn sie Radler nicht gefährden. Grundsätzlich eine Verbesserung, findet der ADFC-Mann. Allerdings seien die Streifen meist zu schmal und führten dicht an parkenden Autos vorbei. „So muss man oft außerhalb der Markierung fahren, wenn man sicher sein will, nicht von einer sich öffnenden Autotür vom Rad geholt zu werden.“

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