Hattingen. Umweltschützer werben für insektenfreundliche Pflanzen vor Häusern. Kampagne der Nabu-Ortsgruppe Hattingen stellt „Steinwüsten“ an den Pranger.

Mit einer Kampagne gegen „Gärten des Grauens“ und für „Gärten des Lebens“ zieht die Nabu-Gruppe aus Hattingen gegen „Steinwüsten“ in Vorgärten zu Felde. Mit einem Bürgerantrag an die Stadt regt die Ortsgruppe an, über die schlimmen Wirkungen von Steingärten aufzuklären. „Gönn’ dir Garten“, heißt das aktuelle Motto.

Ökologische Trittsteine sind einfach zu bauen

„Wir halten Vorträge, versuchen, den Bürgern Tipps zu geben, wie sie ihre Gärten und Vorgärten bienen- und insektenfreundlich gestalten können“, erklärt Isolde Füllbeck, Sprecherin der Nabu-Ortsgruppe Hattingen. „In jüngster Zeit sieht man immer mehr Steinwüsten, in denen kein Grashalm mehr wächst. Plötzlich sind diese Gärten des Grauens ein Trend“, ärgert sich die Naturschützerin.

Denn dringender als je zuvor brauche die Umwelt Hilfe. Das Insektensterben gehe weiter und damit auch die Problematik für die Vögel und die gesamte Nahrungskette. „Dabei ist es so einfach, ökologische Trittsteine für Pflanzenarten, aber auch Insekten und Vögel zu bilden, die auf der Suche nach Nahrung und Nistplätzen von Trittstein zu Trittstein wandern.“

Steine strahlen Wärme ab

Isolde Füllbeck weist auf einen weiteren Aspekt hin, der durch die Schotter- und Steinflächen entsteht. „Die Steine speichern Wärme und strahlen sie wieder ab. Dieses Aufheizen kann man tatsächlich messen. Beschattete Rasenflächen zum Beispiel heizen sich bis auf 25 Grad Celsius auf. Misst man an grauen oder schwarzen Steinflächen unter gleichen Bedingungen, dann sind da bis zu 65 Grad.“

„Garten des Grauens“: Kies- oder Steingärten sind nicht nur für Tiere ein Problem, sondern auch für das Stadtklima.
„Garten des Grauens“: Kies- oder Steingärten sind nicht nur für Tiere ein Problem, sondern auch für das Stadtklima. © Fischer

Die Zunahme an Kies- oder Steingärten werde für das Stadtklima zum Problem. Vor allem, wenn zusätzlich notwendige Kaltluftschneisen durch neue Bebauung wegfielen. Außerdem stammten die Steine meistens nicht aus dem heimischen Steinbruch, sondern überwiegend aus China oder Indien, wodurch die Ökobilanz noch einmal deutlich negativer ausfalle.

Wer zum Beispiel unterschiedliche Stauden anpflanze, könne das ganze Jahr über ein blühendes Paradies haben, ohne zu viel Arbeit in den Garten stecken zu müssen. Auch der Storchschnabel wachse zum Beispiel immer und sei nicht pflegeintensiv. „Man sollte aber darauf achten, dass man heimische Gewächse nimmt“, rät die Umweltexpertin. Alle Küchenkräuter werden von Insekten gerne angenommen, Brennnesseln sollte man an einer Stelle stehen lassen, weil sie sehr nützlich sind.

Auch Him-, Johannis- und Brombeeren eignen sich hervorragend, wenn man den Insekten etwas Gutes tun will. Duftnesseln, Nelkenarten, Wildrosen, Pfaffenhütchen und Astern ebenfalls. „Man sollte aber auf jeden Fall Pflanzen mit einfachen Blüten nehmen“, rät Isolde Füllbeck. Der Bodendecker Teppichphlox sieht außerdem hübsch aus. Lungenkraut, Malven und natürlich der beliebte Lavendel erfreuen eben nicht nur die Gartenbesitzer, sondern auch deren tierische Besucher.

>>> Nabu warnt vor verheerenden Wirkungen

Heimische Pflanzen brauchen – im Gegensatz zu standortfremden – weniger Pflege. Außerdem locken sie Schmetterlinge, Hummeln und Vögel in den Garten.

Am Montag, 29. April, 19 Uhr, ist Referentin Ute Matzkows zu Gast im Bürgerzentrum Holschentor an der Talstraße 8. Da geht es um „Gärten des Grauens oder Gärten des Lebens“. Die Referentin zeigt auf, „welche verheerenden Wirkungen die neue Gartenkultur“, hat und gibt Tipps und positive Beispiele.