Hattingen. Bunte Sommerblumen soll es im kommenden Jahr an der Hattinger Stadtmauer nicht mehr geben. Zurzeit ist ein neues Pflanzkonzept in Arbeit.

Die Sommerblumen an der Stadtmauer sind ein Hingucker – für viele ist das Eingangstor in die Altstadt eine eigene Touristen-Attraktion. Doch zurzeit blühen sie zum letzten Mal in ihrer bunten Pracht. Die Stadt arbeitet an einem Pflanzkonzept, das ab dem nächsten Jahr greifen soll – dann liegt der Schwerpunkt auf Pflanzen, die nachhaltiger und insektenfreundlicher sind.

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Angestoßen wurde die Veränderung von der Hattinger Naturschutzbund-Gruppe, aufgegriffen wurde sie von Fachbereichsleiterin Solveig Holste. „Ja, wir wollen etwas verändern“, erklärt sie im WAZ-Gespräch. „Wir entwickeln gerade ein Konzept speziell für die Stadtmauer. Wir wollen hier viele Elemente, verschiedene Größen, verschiedene Blattfarben, es soll blühfreudig werden.“ Blühstauden sind ein Thema, Gräser – „es gibt tolle neue Pflanzzüch­tungen, die langlebig sind“.

Nabu Hattingen möchte ökologischen Nutzen

Der Nabu möchte einen ökologischen Nutzen der Bepflanzung, „deshalb sind wir dem Bürgermeister auf die Nerven gegangen“, sagt Thomas Griesohn-Pflieger. Bislang würden im Herbst Zwiebeln fürs Frühjahr gepflanzt und nach dem Abblühen werden diese durch Zwiebeln für die Sommerbepflanzung ersetzt. Dauerhaft bleibt bislang nichts in der Erde.

Die aktuelle Beflanzung an der Stadtmauer.
Die aktuelle Beflanzung an der Stadtmauer. © Funke Foto Services GmbH | Fischer

Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge – „wir brauchen Pflanzen, die etwas bringen für Insekten“, meint der Naturschutzbund. Ein möglichst langer Blühzeitraum – von April bis September – soll abgedeckt werden. „Nelkenarten, Rittersporn, Stauden, die viele Jahre alt werden“ können sich die Experten für diesen Bereich vorstellen.

Fachliche Beratung und externe Hilfe erforderlich

Holste und ihr Fachbereich arbeiten daran. Was erforderlich ist: fachliche Beratung und externe Hilfe. Denn: „Die Aufgabe ist aufwändig“, erklärt sie. „Die Erstbepflanzung ist auch nicht günstiger als bisher, auch weil ein neues Bodensubstrat erforderlich ist. Aber auf lange Sicht erhoffen wir uns natürlich schon eine Kostenersparnis, da wir nicht mehr ständig neu pflanzen müssen.“

Neues Konzept wird der Politik vorgestellt

Bevor das neue Pflanzkonzept umgesetzt wird, wird sich die Politik damit befassen. Fachbereichsleiterin Solveig Holste geht davon aus, dass sie zur ersten Sitzung des Bau-, Umwelt- und Verkehrsausschusses im Jahr 2020 einen Vorschlag vorlegen wird.

Was bedeutet, dass die Frühjahrsbepflanzung noch einmal wie in den vergangenen Jahren laufen wird – im Herbst kommen Zwiebeln in die Erde, die nach dem Abblühen an interessierte Bürgerinnen und Bürger abgegeben werden.

Der Nabu würde ein solches Pflanzkonzept gerne auf die gesamte Stadt ausweiten. „Die Menschen sind ja auch in Hattingen durch die Klimaereignisse gerade ständig im Gespräch, was Grünanlagen betrifft“, sagt Griesohn-Pflieger. „Wir könnten uns vorstellen, dass in der Stadt jedes Jahr etwa­ 20 Prozent verändert werden. Da wird der Nabu auch weiter Druck machen.“

Wiesen nicht zehnmal im Jahr mähen – „einmal reicht auch“

Was er beispielsweise meint: „Wiesenflächen können anders gepflegt werden. Die müssen nicht zehnmal im Jahr gemäht werden, einmal im Jahr reicht doch auch aus.“ Das könne auch ein schönes Vorbild für die Bürgerinnen und Bürger sein.