Hattingen. Die Dürre bringt den Zeitplan der Landwirte in Hattingen durcheinander. Während der Weizen schneller reift, kämpft der Mais ums Überleben.
„Bei uns gab es im Juni keine zehn Liter Wasser, in NRW sollen es sonst so um die 25 Liter gewesen sein“, sagt Landwirt Peter Oberdellmann, der die Regenmenge an seinem Hof selbst misst. Zehn Liter: Die reichen nicht für die Landwirtschaft. Das hat Folgen.
Mahd ist nicht möglich, weil das Feldgras nicht wächst
Beispielsweise für das Grünland. Die erste Mahd sei zum Glück sehr gut gewesen, weil im Mai genug Regen fiel. Aber danach habe sich eben nichts mehr getan. Stillstand. Am Salzweg hat Oberdellmann beispielsweise Feldgras angepflanzt. Selbst da, wo sich die Felder noch grün zeigen, sind die Gräser aber nur zehn Zentimeter hoch. „Eigentlich müsste jetzt schon der nächste halbe Meter stehen.“ Eine zweite Mahd ist nicht in Sicht. „Und so lange kein Wasser da ist, tut sich da auch nichts.“
Landwirte fürchten Starkregen
Die Äcker leiden zwar unter der Dürre, ein anderes Extrem würde den Landwirten und ihren Feldern aktuell aber auch nicht helfen: „Sollte es regnen, habe ich die Befürchtung, dass richtiger Starkregen herunterkommen würde“, erklärt Jens Schürmann.
„Der Boden ist aber zu trocken und könnte kein Wasser aufnehmen. Das Wasser würde einfach über die Felder hinweg fließen.“ Der Boden müsse erst wieder aufweichen, so Schürmann.
Das wiederum hat Folgen für die Tiere, die derzeit draußen stehen. Denn wenn sie dort kein Futter mehr finden, muss bald Futter zu ihnen gebracht werden. „Noch habe ich Tal-Lagen dabei, wo es etwas feucht ist, ist das vorbei, muss ich die Reserven anbrechen. Derzeit ist alles 100 Prozent so wie im vergangenen Jahr“, stellt Oberdellmann fest.
Landwirte können vier trockene Wochen überbrücken
„Vier Wochen können wir mal überbrücken, aber dann wird es wirklich eng für uns“, sagt Bio-Landwirt Jürgen Haugrund. Er schaue immer wieder auf die App, doch da wechsele das Wetter auch ständig hin und her. „Wir bräuchten einfach mal ein, zwei Tage, an denen es am Stück regnet“, so Haugrund. Das sei aber nun wirklich nicht in Sicht.
Bewässerung von Wiesen und Äckern kommt nicht in Frage
Wiesen und Äcker zu bewässern, kommt laut Oberdellmann in Hattingen nicht in Frage: Der Technikaufwand wäre zu groß. Derzeit wächst auf den Feldern auch der Mais. „Er wurzelt tiefer, noch geht es, aber ihm fehlt schon jetzt Höhe.“
Froh ist Oberdellmann deshalb für jeden Tag, der nicht über 30 Grad Celsius ist. „Denn sonst rollt der Mais die Blätter ein. Er kämpft derzeit.“
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Die normale Höhe jedenfalls werde er auf keinen Fall erreichen. Und unklar sei derzeit außerdem, ob er überhaupt Kolben bildet. Dazu bräuchte es: Regen. „Im Jahr 2018 hat der Mais nämlich in einigen Teilen Deutschlands keine Kolben gebildet. Bei uns ging es noch.“
Getreide reift schneller als üblich
Die Getreideernte hat diese Woche begonnen – und wird von Regen nicht gestört. „Das ist eben die andere Seite der Medaille. Sonst konnte man ja nur von Erntestunden reden in regenreichen Zeiten. Dieses Mal sind es wirklich Tage.“ Oberdellmann selbst hat keine Gerste angepflanzt, aber gehört, „dass die Ernte wohl nicht so schlecht war“, weiß der stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen.
„Die Gerste ist wirklich einigermaßen in Ordnung“, erklärt Jens Schürmann, Landwirt des Koellershof. Allerdings müsse der Weizen schon bald gedroschen werden, das sei normalerweise erst für Ende August vorgesehen, so Schürmann. „Der Weizen reift mit der Brechstange“, fügt Oberdellmann hinzu.
Landwirte hoffen auf Regen
Für den heutigen Samstag, so Oberdellmann, seien teils Schauer angekündigt. „Aber fraglich ist, wie viel Wasser runterkommt. Es gab im Juni schon mal einige Tropfen, da hat selbst die Wetterstation gar nichts angezeigt“, berichtet er.