Hattingen. Beim Altstadtgespräch in Hattingen geht es um das Thema Männergesundheit. Die Referenten erklären, warum Männer eher ungern zur Vorsorge gehen.

Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Von dieser Tatsache müsse man sich heutzutage verabschieden, meint Dr. Susanne Mühlhoff von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Niederwenigern.

Auch um das Thema Depressionen geht es beim Altstadtgespräch

Beim Altstadtgespräch zum Thema Männergesundheit sagt sie mit Blick auf psychische Erkrankungen: „Es heißt ja immer, dass Männer funktionieren müssen und Gefühle eine reine Frauensache sind. Das ist aber nicht so und es findet langsam ein Umdenken statt.“

Die Oberärztin verweist in diesem Zusammenhang auf den Tod des ehemaligen deutschen Nationaltorhüters Robert Enke, der sich im November 2009 das Leben nahm. „Dieser Fall hat einiges losgelöst. Danach war es kein Tabu mehr, über Depressionen zu sprechen“, erzählt Mühlhoff.

Stichwort: Prostata

In Deutschland sterben pro Jahr ungefähr 8.000 bis 9.000 Männer an Prostatakrebs. Demgegenüber stehen etwa 60.000 Prostatakrebs-Diagnosen. „Rund 80 Prozent der Betroffenen überleben also die Erkrankung“, sagt Burkhardt Ubrig.

Zur Früherkennung von Prostatakrebs gibt es den PSA-Test, die Tastuntersuchung und eine spezielle MRT-Untersuchung.

Viele Männer gehen aus Angst nicht zur Vorsorge

Es gebe einige Warnsignale, bei denen Menschen einen Arzt aufsuchen sollten. Wenn man unter Schlafstörungen leidet, nicht mehr rausgehen will oder keine Lust auf Dinge hat, die man früher gerne gemacht hat, sollte man handeln. „Leute, die davon betroffen sind, sollten nicht erst zum Arzt gehen, wenn es zu spät ist“, rät Mühlhoff und ergänzt: „Wenn Angehörige sagen, dass mit einem etwas nicht stimmt, sollte man das durchaus ernst nehmen.“

Vom Publikum wird sie zudem gefragt, warum so wenige Männer zur Vorsorge gehen. In ihren Augen, so Mühlhoff, sei das neben der Angst mit einer gewissen Schludrigkeit zu erklären: „Die meisten denken, mir passiert doch sowieso nichts.“

An dieser Stelle setzt Prof. Burkhardt Ubrig ein.

Das Alter macht anfällig für urologische Tumore

Er ist Chefarzt der Klinik für Urologie der Augusta-Krankenanstalten Bochum/Hattingen. „Männer fahren lieber das Auto in die Werkstatt, als selbst zum Doktor zu gehen. Viele kommen aber auch mit der Angst, dass bei der Vorsorge etwas diagnostiziert wird“, berichtet Ubrig. Dabei müssten sich junge Männer, anders als noch vor 20 oder 30 Jahren, in der heutigen Gesellschaft nicht mehr schämen, mit solch einer Diagnose zum Arzt zu gehen.

Er erläutert, dass das fortschreitende Alter Männer anfälliger für urologische Tumore im Blasen-, Hoden-, Nieren- und Prostatabereich macht. Ein Viertel der Krebserkrankungen würde im urologischen Bereich liegen, verrät Ubrig. Gleichzeitig macht er Betroffenen jedoch Mut: „Die meisten der urologischen Tumore sind behandelbar.“

Es gibt kein Patentrezept zur Vermeidung von Prostatakrebs

Eine Zuhörerin fragt, ob Männer denn etwas Spezielles machen können, um Prostatakrebs zu vermeiden. Die Antwort: „Es gibt nichts, was man da tun könnte. Auch das Essen von Kürbiskernen hilft nicht – wie oft behauptet wird – gegen die Bildung von Krebszellen.“

Das Beste sei, wenn man ein gesundes Leben führt, sich bewusst ernährt und ausreichend bewegt, Alkohol in Maßen konsumiert und auf Zigaretten verzichtet.