Hattingen. Das Altstadtgespräch im Rahmen des „Fahrradfrühlings“ macht Bewegung zum Thema. Radeln ist ideal für die Gesundheit - wenn man dies beachtet.

Imponierende Jonglage-Einlagen mit bunten Sandsäckchen gab es beim Altstadtgespräch zum „Hattinger Fahrradfrühling“ im Rathaus. Die Teilnehmer waren zwar amüsiert, aber viel mehr fasziniert. Es ging um körperliche und mentale Fitness beim Fahrradfahren.

Diplom-Sportlehrer Andreas Liedtke von der Ambulanten Rehaklinik Ortho-Mobile demonstrierte mit einfachen Übungen, wie schwierig es zum Teil ist, eine gute Auge-Hand-Koordination zu bekommen. Er betonte aber auch, dass es möglich ist, diese Fähigkeiten zu trainieren. Denn immer häufiger werden ältere Radler in Unfälle verwickelt.

Mit dem Rad voll in die Büsche

Liedtke berichtete von einem Ereignis aus den letzten Tagen. Da begegnete er einer Dame auf dem Fahrrad in einer Kurve, die nicht einsehbar war. Die Radlerin war gerade damit beschäftigt, sich die Nase zu putzen, als es zur Begegnung kam. Offensichtlich hatte sie überhaupt nicht mit einem entgegenkommenden Fahrradfahrer gerechnet, erschreckte sich und fuhr voll in die Büsche.

Radfahren hat mit vielen Fähigkeiten zu tun, mit Bewegung und Gehirn, mit vorausschauendem Verhalten und mit Training eben: körperlich wie mental. Wie gesund Radeln ist, machte auch Prof. Juris Meier, Diabetologe der Klinik Blankenstein, deutlich. Da die Deutschen in Europa Spitzenreiter im Punkte Übergewicht sind – und auch die Kinder immer dicker werden –, ist Bewegung das A und O, wenn man nicht krank werden möchte.

Bewegungsmangel führt zu Diabetes

Denn Bewegungsmangel und zu fettes, ungesundes Essen führt fast zwangsläufig zu Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen, betonte er. Dabei ist es eigentlich so leicht, etwas für die Gesundheit zu tun. „Schon 15 Minuten mehr Sport am Tag verlängert die Lebenserwartung um drei Jahre“, erklärte Meier. Dabei sei es vollkommen egal, ob man Krafttraining macht, spazieren geht, tanzt oder im Garten arbeitet.

„Es geht darum, entspannende Bewegung ins Alltagsleben einzubauen. Das heißt nicht, extrem oder schweißtreibend, sondern mit Spaß und zügigem Tempo das zu tun, was dem Einzelnen wirklich gefällt. Vor allem Ausdauersport wirke aufs Gehirn und helfe ihm, sich zu organisieren. Eines sei klar: Wer aufs Rad steigt, müsse das Gefährt beherrschen, auch im Notfall sofort wissen, wo die Bremse ist, wissen, wie breit das Rad ist, wenn jemand entgegenkommt, müsse die Geschwindigkeit im Griff haben und richtig einschätzen, sagen die Experten.

Auf keinen Fall unter Alkohol radeln

Das genau sei eben oft nicht der Fall. Dadurch komme es oft zu schweren Unfällen. Volker Völzke, in der Helios Klinik Leiter der Therapie und Psychologie, wies darauf hin, dass es extrem wichtig sei, dass man Hindernissen ausweichen kann, die sich plötzlich auftun. „Gerade das Radfahren ist eine Komplexität von Bewegung. Die muss trainiert werden“, mahnte er.

Und: Man soll nicht unter Alkohol fahren. Den Wagen stehen zu lassen, um Bier oder Wein trinken zu können und dann mit dem Rad nach Hause zu fahren – das soll man lassen. „Man verliert schnell das Gleichgewicht und wird übermütig. Das ist gefährlich“, betonte Völzke.