Bottrop. Eine neue Methode verbessert die Behandlung von Prostata-Krebs. Viele Besucher beim WAZ-Medizinforum im Knappschaftskrankenhaus.

Vorsichtig brennt sich die kleine Schere durch einen feinen Strang und trennt dabei eine Nervenbahn von schadhaftem Gewebe. Es sind beeindruckende Bilder, die die Gäste beim WAZ-Medizinforum im Knappschaftskrankenhaus zum Thema „Diagnose und Therapie von Prostata-Karzinomem“ zu sehen bekommen.

An der Leinwand erklärt Urologie-Chefarzt Dr. Mirko Müller gerade anhand von echten Videoaufnahmen den Ablauf einer radikalen Prostata-Entfernung. Nicht nur die Möglichkeit einer zehnfachen Vergrößerung, auch die sehr präzise Schnitttechnik, die erst durch einen speziellen OP-Roboter ermöglicht wird, beeindruckt die rund 100 Gäste im Gartencafé.

Dabei zeigt die Präsentation des Chefarztes eindrücklich, wie trotz einer schweren Operation an der Prostata heute in vielen Fällen feine und empfindliche Nervenbahnen geschont werden können. Schwere Schäden, die etwa zu dauerhafter Inkontinenz oder auch Impotenz führen, könnten so viel häufiger vermieden werden. „Dank des Roboters sind Patienten heute im Durchschnitt schon wieder nach vier Tagen auf den Beinen“, so Dr. Müller. Ein weiterer Vorteil sei, das die Notwendigkeit von Bluttransfusionen während der Operationen stark abgenommen habe. Auch die Narben seien durch die Operationsmethode viel kleiner geworden.

Früherkennung zur Vorsorge

Doch trotz aller Fortschritte in der Behandlung gilt das Prostata-Karzinom in Deutschland immer noch als die dritthäufigste Todesursache infolge eines Krebsleidens bei Männern. An den Möglichkeiten zu Diagnose und Therapie liegt das allerdings nicht. Nur rund 16 Prozent der Männer in Deutschland nutzen überhaupt die Möglichkeit einer Früherkennung. Auch deshalb mahnte der niedergelassene Urologe Dr. Peter Voigt: „Gehen sie zur Vorsorge!“. Gleich zu Beginn räumte der Mediziner mit falschen Schlussfolgerungen von Patienten auf. So sei etwa die Annahme haltlos, es läge erst bei deutlichen Beschwerden eine bösartige Veränderung des Organs vor. „Ganz im Gegenteil“, erklärte der Mediziner, „vor allem die bösartigen Veränderungen zeigen häufig keine deutlichen Symptome oder Auffälligkeiten“.

Die Möglichkeiten für eine genaue Früherkennung sind derweil vorhanden: Die weitverbreitetste ist die rektale Untersuchung, bei der die Prostata abgetastet wird. Ergänzt wird diese dann durch die Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes, durch Ultraschalluntersuchungen oder durch eine Magnetresonanztomographie. „Unser Hochleistungs-MRT kann etwa dann zur tiefergehenden Diagnose genutzt werden, wenn vorherige Diagnosen kein eindeutiges Bild geliefert haben“, so die Radiologin Dr. Svenja Hennigs.

Auch mit dem Aspekt der Rehabilitation nach einer erfolgreich durchgeführten Operation beschäftigte sich das Forum: Dr. Guido Müller stellte unter anderem spezielle Trainings für die von der Operation betroffenen Muskelpartien vor, die auf Dauer der Sicherung der Kontinenz dienen sollen.

Leser fragen nach beim WAZ-Medizinforum

Im Knappschaftskrankenhaus nutzten viele Leser wieder die Möglichkeit, den Experten Fragen zu stellen. Ein Besucher interessierte sich besonders für die Bestimmung des sogenannten PSA-Wertes: Unter Experten ist dieser Wert des Eiweißstoffes, der von der Prostata gebildet und ins Blut abgegeben wird, zu Diagnosezwecken umstritten. Problematisch sei, dass ein erhöhter Wert keine Angaben über eine gutartige oder bösartige Veränderung der Prostata treffen könne.

„Der PSA-Wert dient als eine Art Alarmanlage. Ob der Alarm berechtigt oder falsch ist, stellt sich später heraus“, verteidigte Dr. Peter Voigt den Nutzen der Methode. Auch die Frage, ob die Krebsvorsorge nicht auch durch den Hausarzt durchgeführt werden könne, wurde gestellt. „Generell ja. Aber ich rate ihnen, einen Urologen aufzusuchen. Diese verfügen in der Regel über mehr Erfahrung“, so Dr. Voigt.

Auch zu den finanziellen Aspekten gab es Nachfragen: „Welche Kosten entstehen mir bei einer Operation mit dem Roboter?“ Die Antwort konnte Dr. Mirko Müller schnell geben: „Geld spielt für sie keine Rolle. Die Methode wird von den Krankenkassen komplett bezahlt.“ Dr. Müller betonte in diesem Zusammenhang, dass trotz der hohen Anschaffungskosten für das Gerät und die damit verbundenen Mehrkosten für eine Operation, die Kostenträger langfristig sparen würden. Wegen der besseren OP-Ergebnisse verzeichneten sie am Ende Einsparungen bei den Folgekosten.