Hattingen. 88 der 824 Mitarbeiter der Stadtverwaltung Hattingen sind längerfristig nicht im Dienst. Sie werden jetzt aus der Statistik herausgerechnet.
88 der insgesamt 824 Stadtbediensteten waren im vergangenen Jahr langzeitkrank. Bei den Beschäftigten heißt das: länger als 42 Tage ununterbrochen nicht im Dienst. Bei Beamten: 90 Tage innerhalb von sechs Monaten krank. Damit waren 2018 mehr als zehn Prozent des Stadtpersonals langzeitkrank.
Es dürfte rege diskutiert werden, wenn Personaldezernent Frank Mielke die Zahlen zur Entwicklung des Krankenstandes 2018 heute im Personalausschuss vorlegt. Zuletzt hatte im November 2018 der Blick auf die Daten für 2017 Erschrecken ausgelöst. Da war die Zahl der krankheitsbedingten Fehltage um elf Prozent gestiegen. Jeder Mitarbeite war im Schnitt 24 Tage pro Jahr krankgeschrieben.
Die Stadt nutzt eine neue Software
Die neuen Zahlen für 2018 lassen sich mit denen der Vorjahre nicht mehr vergleichen. „Wir nutzen jetzt eine neue Software, die Krankheitstage nicht mehr ins Verhältnis zu den Arbeitstagen setzt, sondern zu den Kalendertagen“, erklärt Mielke. Das erkläre den Anstieg der absoluten Zahl aller Krankheitstage von 20.194 auf 26.363, lasse aber einen direkten Vergleich eben nicht zu.
Was die Statistik noch macht: Sie rechnet Langzeitkranke heraus. „Das ist auch gut so“, sagt Mielke. „Denn gerade in kleinen Verwaltungen ziehen die Langzeitkranken die Gesamtbilanz gewaltig nach unten.“
Dezernent sieht ein differenzierteres Bild der Lage
Das liest sich dann so: Während alle Beschäftigten im vergangenen Jahr im Schnitt 8,8 Prozent der Gesamtzeit gefehlt haben, sind es ohne die Langzeitkranken nur noch 4,5 Prozent. Auch die kurzen Fehlzeiten zwischen bis zu drei Tagen werden nun speziell erfasst. Sie machen 1,2 Prozent der Arbeitsleistung aus.
„Wir bekommen jetzt ein differenzierteres Bild der Lage. Und das lässt mich viel ruhiger schlafen“, kommentiert Frank Mielke die Umstellung auf das neue System.
Das sieht auch Kurt Kiesewetter so. „Die neue Statistik gibt mir mehr Hinweise als vorher“, sagt der Vorsitzende des Personalrats. „Die Zählweise ist näher an der Realität. Schade nur, dass es noch keine Vergleiche mit anderen Städte gibt.“
Der Personalabbau kommt noch hinzu
Gilbert Gratzel hat dazu noch Fragen. „So eine Zählweise kenne ich aus keinem anderen Unternehmen“, wundert sich der FDP-Fraktionschef, der den hohen Krankenstand in Hattingen zuletzt scharf kritisiert hatte. Mit nunmehr 8,8 Prozent liege die Fehlquote immer noch deutlich über den drei Prozent bei DAX-Betrieben und durchschnittlich sechs Prozent im Öffentlichen Dienst. „Das heißt doch, dass die Gesunden noch mehr leisten müssen und der Service trotzdem schlechter wird. Der Personalabbau kommt ja noch hinzu“, erläutert er. „Hier besteht akuter Handlungsbedarf.“
>>> KOMMENTAR: Der Personaldezernent muss liefern
Die Zahl der „Blaumacher“ ist überschaubar. Und: Ohne Langzeitkranke sieht die Hattinger Krankenstatistik gar nicht so schlimm aus. Das sind die guten Nachrichten, die Frank Mielke aus der neuen Berechnungsgrundlage beim Krankenstand zieht. Beide Feststellungen sind wahr, aber eben auch nur die halbe Wahrheit.
Die Zahl der Krankheitstage in den Hattinger Dienststuben war und ist zu hoch. Viel zu hoch. Wenn immer noch knapp jede neunte Stelle über das ganze Jahr krankheitsbedingt wegbricht, wenn zehn Prozent aller Mitarbeiter langzeitkrank sind, dann sieht das eher nach Handlungsbedarf aus als nach ruhigerem Schlaf.
Wichtiger Blick auf vergleichbare Städte
Dass die Zahlen nicht mit den Vorjahren vergleichbar sind, führt übrigens auch dazu, dass man nicht sieht, ob das Gesundheitsmanagement etwas bringt oder nicht. Hilfreich wäre jetzt ein Blick auf die Daten vergleichbarer Städte. Die sollte Frank Mielke zügig liefern. Bei Hundesteuern und Abwassergebühren geht das ja auch.