Regie-Student Leon Wilkes hat sich als Kulisse für seinen Film die Zechensiedlung Müsendrei in Hattingen ausgesucht. Stargast ist Jochen Busse.
„Nochmal auf Anfang. Der Ton passt nicht zum Bild“, ruft Leon Wilkes. Einmal, fünfmal, zwanzig Mal wird diese Szene im Müsendrei gedreht, die der 21-Jährige für seinen eigenen 15-Minuten-Film braucht. Denn es steht die Zwischenprüfung im Studienfach Regie an. Mehr als 20 Studierende sind am Werk, am Set, wie es heißt. Es sieht alles sehr profimäßig aus: Kamera, Kabel, Lampen, Mikrofone.
Trotz der harten Arbeit ist die Stimmung super, die angehenden Regisseure diszipliniert und konzentriert und der Ton ausgesprochen höflich. Ein völlig faszinierender „Haufen“ junger, kreativer Leute, die das Filmemachen gepackt hat. Sie sind klug genug, um ihre späteren – risikoreichen – Berufschancen richtig einzuschätzen. Und sie sind idealistisch und taff genug, sich von Sicherheit im Beruf um jeden Peis nicht verführen zu lassen.
Jochen Busse spielte ohne Gage und ohne Arroganz
Dreharbeiten im Müsendrei
„Man muss doch seine Träume leben“, sagt Schauspieler und Kabarettist Jochen Busse, der vor der Kamera steht. Ja, es ist Busse, der große Schauspieler, der sich den jungen Talenten zur Verfügung gestellt hat. „Wenn wir Älteren es nicht machen würden, wer denn dann“, fragt er mit einer Selbstverständlichkeit, die sprachlos macht.
Ohne Gage, ohne Arroganz, ohne jegliche Besserwisserei dreht Busse geduldig mit dem jungen Team die Sequenz – wieder und wieder. Dann stimmt das Licht nicht, plötzlich bricht ein Sonnenstrahl durch die Wolken und verändert alle Farben, dann passt der Ton nicht zum Bild. „Es läuft heute alles super und schnell“, erklärt Leon dem verdutzten Laien und strahlt.
Jochen Busse und Lukas Sauer
Jochen Busse steht voll hinter den engagierten Studierenden. „Ich habe mit 14 Jahren meinen Eltern erklärt, dass ich Schauspieler werde“, sagt er. Diese Ansage sei nicht auf totale Zustimmung gestoßen. Tipps, wie man vieles besser machen könnte, gibt er den jungen Leuten nicht. Auf der Bühne diskutiert der 78-Jährige schon mal, ob man eine Sequenz nicht anders darstellen kann. Aber am Set sei das nicht seine Aufgabe.
Anwohner stellen Häuser zur Verfügung
Einen ganzen Tag hat das Filmteam den Müsendrei „besetzt“. Leon Wilkes fragte die Anwohner, ob sie ihre Häuser zur Verfügung stellen würden.
Heike Killing hat mit ihrem Lebensgefährten Istvan Katone ihr Domizil für die vielen Stunden zur Verfügung gestellt. Und da die Studierenden gegenüberliegende Häuser brauchten, haben ihre Mutter Brigitte Strauß-Muschick und Nachbarin Bianca Reher gleich mit zugesagt.
Eine alte Heckenschere mit Holzgriff, die er beim Dreh immer in der Hand halten muss, gibt er in einer kurzen Pause zurück ans Filmteam. „Die muss ich jetzt für die kurze Zeit verwalten lassen“, stellt er mit trockenem Humor fest. Busse, ganz Profi, spielt in der Szene, die im Müsendrei gedreht wird, mit Lukas Sauer zusammen, bekannt aus der Vorabendserie „Unter uns“. Busse scheint die Teamarbeit so viel Spaß zu machen wie allen anderen.
Anwohner haben Spaß am Set
Interessante junge Leute sind es, die da zusammenkommen. Benedikt Dörr beispielsweise hält die Fäden in der Hand. Er guckt, dass die Zeit eingehalten wird. Der 23-Jährige, der eine abgeschlossene Ausbildung als Bestatter hat, sorgt dafür, dass alles perfekt läuft und diszipliniert gearbeitet wird.
Nicht nur Schauspieler und Studierende haben Spaß, an diesem Mittwoch wird auch den Anwohnern eine kostenlose Vorführung geboten – besser als jeder Kinofilm. Kinder sitzen in den Vorgärten und beobachten die Szenen. Die Erwachsenen haben es sich in ihren Fenstern in der ersten Etage bequem gemacht und verfolgen vergnügt das Geschehen aus der Vogelperspektive. „Irgendwann wird der Film in Hattingen eine Vorpremiere haben“, verspricht Leon Wilkes.