Hattingen. Sein Gastspiel in der „Kleinen Affäre“ hilft bedürftigen Menschen. Das Programm beschreibt die Lebenslüge seiner Familie mit bissigem Humor.
Die Veranstaltung ist ausverkauft: fünfzig Gäste – so viele Menschen beherbergte das kleine Ladenlokal bisher noch nie zur gleichen Zeit. Jochen Busse stellte Ausschnitte aus seiner Biografie und seinem Kabarett-Repertoire vor. Dass auch er an „Existenzängsten“ litt, davon zeugten seine Jugend- und Kindheitserinnerungen.
Sein Vater war Unternehmer, beschäftigte in Spitzenzeiten vierzig Leute, doch in den 1960er-Jahren konnte er die Löcher durch geerbtes Privatvermögen nicht mehr stopfen. Als der Gerichtsvollzieher klingelte, „flüchtete meine Mutter aus dem Fenster“. Beim zweiten Besuch wurde das geliebte Bücherregal gepfändet und auf dem „Art-déco-Kaukasisch-Nussbaumschrank“ prangte der Pleitevogel.
Schulden waren eine epidemische Krankheit
1963 mussten Busses Eltern das selbst gebaute Haus verkaufen und lebten fortan in einer Sozialwohnung. „Für meine Mutter waren Schulden eine epidemische Krankheit und wirtschaftlichen Misserfolg zeigte man nicht“, erinnert sich der Kabarettist. So humoristisch sich die Passagen auch anhören, dem Heranwachsenden Jochen Busse ist damals klar geworden: „Tragisches sieht nur für Außenstehende lustig aus.“ Und: „Die Lebenslüge wurde zum Thema aller meiner Rollen.“
So las er auch aus seiner beruflichen Laufbahn vor, erzählte von Rudi Carrell, dessen Timing er beneidete. „Dem fielen die Pointen durch die Vorderzähne raus und dabei sah er aus wie ein andalusischer Esel.“ Busse streute Ausschnitte aus seinem Kabarett-Programm ein. Er berichtete vom Älterwerden und der befremdlichen Angewohnheit seiner Altersgenossen, Outdoor-Kleidung zu tragen.
Über die Eiger-Nordwand zum Bäcker
Der Höhepunkt des Outdoor-Looks: Die Trekkingjacke mit Täschchen fürs Messer. „Die Jacke schützt vor Temperaturen von bis zu minus 200 Grad. Wenn sich die Ruheständler morgens auf dem Weg zum Bäcker diese Jacke überziehen, welchen Weg nehmen die dann? Die Eiger-Nordwand?“
Mit 65 Jahren befand Busse, er sei zu alt für das Zielpublikum von RTL, und machte erst einmal eine Pause, konzentriert sich nun vor allem aufs Theater. Ans Aufhören denkt er indes noch lange nicht: „Mit über siebzig steht der Tod noch nicht vor der Tür, er sucht sich aber schon mal einen Parkplatz. In so einem Fall ist es gut, wenn man in einer Fußgängerzone wohnt.“