Hattingen. Matthias Tacke wechselt aus Brandenburg in die Hattinger Verwaltung. Der Nachfolger von Beate Schiffer soll das Dezernat neu ausrichten.

Vom Oder-Havel-Kanal an die Ruhr: Der neue Sozialdezernent der Stadt Hattingen heißt Matthias Tacke und wird sein Amt am 1. Juli antreten. Aktuell ist der 39-Jährige noch Dezernent für Öffentliche Ordnung, Bildung und Finanzen im Landkreis Barnim im Nord­osten von Brandenburg.

Erfahrungen bei Bildung und Finanzen gemacht

Die Kreisverwaltung hat ihren Sitz in Eberswalde 50 Kilometer nordöstlich von Berlin und verabschiedet ihre Führungskraft mit viel Lob. „Der Weggang von Matthias Tacke ist ein herber Verlust“, sagt Landrat Daniel Kurth. „Er hatte das größte Dezernat und den Kreishaushalt zu verantworten und dies mit Bravour gemeistert. Dass der Landkreis heute so gut dasteht, ist auch sein Verdienst.“

Matthias Tacke selbst war für die WAZ bisher nicht zu erreichen. Er ist verheiratet, hat zwei Söhne und stammt wie seine Frau aus dem Ruhrgebiet, in das er nun zurückkehrt. In Eberswalde hatte er vor knapp sieben Jahren als Leiter des Rechtsamtes angefangen und war dann sehr schnell zum Chef des größten Dezernats aufgestiegen. Seine Erfahrungen in den Bereichen Bildung und Finanzen werden ihm in Hattingen zugute kommen. Gerade auf diesen Feldern wartet viel Arbeit.

Einzelne Abteilungen waren überlastet

2016 hatte die Stadtspitze das Ende des Mammut-Dezernats III mit den Aufgaben Schulen, Sport und Bäder, Jugend, Kindertagesstätten und Erziehungshilfen sowie Soziales und Kultur beschlossen. Die Überlastung einzelner Abteilungen hat die Stadt von 2013 bis 2018 mindestens 350.000 Euro gekostet, weil Zahlen falsch gemeldet, Abrechnungen nicht geschrieben, Betriebskosten nicht überprüft wurden.

Ab September 2017 sollten Zuständigkeiten neu geordnet werden. Ein neuer Fachbereich 40 für Schulen, Sport und Bäder soll den Fachbereich 51 für Jugend, Kindertagesstätten und Erziehungshilfen entlasten. Ein drittes Mal wird ein ausscheidender Wahlbeamter nicht ersetzt, sondern seine (teure) Planstelle durch einen (günstigeren) Fachbereichsleiter mit Dezernentenfunktion besetzt.

Bewerber machte einen Rückzieher

Allerdings verlor die Stadt beim Personalwechsel viel Tempo. Zunächst wurde gewartet, weil die neue Führungskraft nicht auf die scheidende Dezernentin prallen sollte, die die Umverteilung vehement ablehnte. Im Juni 2018 war der neue Mann dann gefunden und stellte sich in den Fraktionen vor. Einen Tag später zog er seine Bewerbung zurück, weil er nicht genügend politische Rückendeckung ausgemacht hatte. Ein neues Bewerbungsverfahren wurde nötig, ein Personalfinder eingeschaltet.

>>> KOMMENTAR: Der Neustart ist eine Chance

Die Stadt hat über viele Jahre hinweg im Jugend- und Sozialbereich keine gute Arbeit geleistet. Da mögen sich einzelne Mitarbeiter noch so engagiert haben. Das mit Aufgaben völlig überfrachtete Dezernat, unvorhersehbare Einflüsse wie das Asylthema, aber auch unglücklich agierendes Führungspersonal haben dazu geführt, dass Geld versenkt und Vertrauen verloren wurde. 350.000 Euro hat man zwischen 2013 und 2918 allein im Jugend- und Erziehungsbereich in den Sand gesetzt. Die Kommunikation bei Kita-, Schul- und Asylangelegenheiten war ein Trauerspiel.

Jetzt kann, jetzt muss alles anders werden. Nachdem das Warten auf den neuen Sozialdezernenten noch einmal zwei Jahre länger gedauert hat als geplant, stellt die Stadt ihr größtes Sorgenkind jetzt grundlegend neu auf. Strukturell sind die Fehler der Vergangenheit identifiziert und mit erstaunlicher Offenheit aufgearbeitet worden. Konsequenzen inklusive. Es gibt ein neues Organisationskonzept, neue Zuständigkeiten. Personell kommen mit Dezernent Matthias Tacke und Fachbereichsleiter Dirk Achenbach zwei neue Köpfe von außen. Ihr Neustart ist eine echte Chance für die Stadt Hattingen. Ulrich Laibacher