Hattingen. Bei Sparkasse und Volksbank wackelt der Krawattenzwang. Beide Kreditinstitute testen zurzeit Kundenreaktionen auf eine gelockerte Kleiderordnung.

An der Elbe tun sie es schon lange: Seit drei Jahren beraten die Mitarbeiter der Sparkasse Hamburg ihre Kunden in Hemd und Jeans. Der Vorstandsvorsitzende war einer der ersten, der den „Spießer-Schlips“ im Schrank ließ und nur noch zu besonderen Anlässen trägt. Inzwischen bröckelt der traditionelle Dresscode der Bankenwelt bundesweit. Abgeschafft ist er nicht. Viele Häuser experimentieren noch, testen die Reaktion der Kunden. Das gilt auch für Hattingen.

„Wir nehmen die Veränderungen um uns herum durchaus wahr und diskutieren das intern. Zurzeit sind wir noch beim Beobachten“, sagt Mathias Dörr. Der Vorstandschef der Sparkasse Hattingen wägt mit seinem Führungsteam die Vor- und Nachteile ab und führt Gespräch mit Kunden.

Krawatten können auch Identität unterstützen

Natürlich habe man registriert, dass sich der strenge Dresscode in Politik und Wirtschaft schon seit Jahren verändert. In der Welt der jungen Firmengründer gebe es keine Anzüge und Krawatten mehr. „Andere Kunden erwarten seriöses Auftreten aber noch“, meint Dörr. „Und Krawatten können schließlich auch Identität unterstützen.“ Wie auch immer am Ende die Entscheidung aussehe – das Erscheinungsbild bleibe einheitlich, sagt Dörr.

In der Probephase befindet sich aktuell auch die Volksbank. „Freitags immer ohne“ heißt es dort seit dem 1. Januar. Ein halbes Jahr lang will das Kreditinstitut ausprobieren, wie Kunden und Mitarbeiter auf den offenen Hemdkragen reagieren. Dann wird entschieden, wie man weiter verfährt.

Gute Gründe für beide Meinungen

„Tradition oder Wandel – es gibt gute Gründe für beide Meinungen“, sagt Rudolf Hermanns, Vorstandsvorsitzender der Volksbank. „Wir werden unsere Entscheidung davon abhängig machen, was die Menschen dazu sagen.“

Im Sommer 2018 war der Krawattenzwang wegen der hohen Temperaturen schon einmal aufgehoben. Einige Mitarbeiter hätten davon Gebrauch gemacht, andere nicht, so Hermanns.