hattingen. . In Welper wurde 1919 der „Stall von Bethlehem“ für Katholiken eingeweiht. Auch Protestanten fanden in Winz-Baak Zuflucht in einer Notkirche.

Die Gemeinde St. Joseph erinnert am Vorabend von Palmsonntag an die Einweihung der Notkirche im Stadtteil Welper vor 100 Jahren. Das Gebäude, das am 13. April 1919 eingeweiht und als „Stall von Bethlehem“ bezeichnet wurde, bestand aus Überresten der Baracken des Kriegsgefangenenlagers Henrichshütte. Es sollte zur damaligen Zeit der stetig wachsenden Zahl katholischer Christen eine Heimat bieten.

In Welper brauchte man Örtlichkeiten für die Katholiken

„Man kann diese Einrichtungen auch Behelfskirchen nennen“, sagt Thomas Weiß. Der Stadtarchivar erläutert, dass der Bedarf an Versammlungsstätten seinerzeit groß war: „Aus dem Osten gab es viele Zuwanderer wie zum Beispiel Stahlarbeiter aus Polen.“

Das erkläre die zunehmende Anzahl katholischer Menschen in der Stadt. „Für diese Personen brauchte man dann Räume oder Säle, wo sie zusammenkommen und Gottesdienste feiern können“, blickt Weiß zurück und erklärt, dass der Bau von Notkirchen nicht unmittelbar mit dem Ende des Ersten Weltkrieges zu tun hätte.

Kirche St. Joseph löste den „Stall von Bethlehem“ ab

Vielmehr sei es darum gegangen, der Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen gerecht zu werden, damit auch jeder eine Möglichkeit hatte, seinen Glauben auszuleben.

Die Notkirche, die an der Ecke der beiden Straßen An der Hunsebeck und Marxstraße stand, bot Raum für Gottesdienste, Versammlungen und eine Küsterwohnung. Zehn Jahre nach der Einweihung der Behelfskirche wurde dann die Kirche St. Joseph feierlich eröffnet.

Es gab kein Geld für eine richtige Kirche in Winz-Baak

Die Planungen für eine richtige Kirche habe es schon länger gegeben, berichtet Gemeindereferentin Brigitte Leibold. Aus verschiedenen Gründen allerdings sei das Ganze immer wieder verschoben worden. „Die Gemeinde blieb aber dran und konnte 1929 Erfolg vermelden“, so Leibold.

Stadtarchivar Thomas Weiß weißt in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in der Phase nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine Notkirche für evangelische Christen in Winz-Baak gab. Pfarrer Bodo Steinhauer ergänzt, dass sie in der Schützstraße gestanden hätte. „Es war die Zeit des Wiederaufbaus und damals waren keine Gelder vorhanden, um große Gebäude zu errichten“, erzählt er.

Verabschiedung vom „Winzer Dömchen“ im Jahr 1964

Deshalb seien für den Übergang Örtlichkeiten wie beispielsweise Schulen gesucht worden, die zu Versammlungszwecken genutzt werden konnten. Die Notkirche habe ihren Sinn erfüllt, da die Gemeinde generell sehr lebendig war und die Menschen am Wiederaufbau mitwirken wollten, schaut Steinhauer zurück in die Vergangenheit.

Am 20. September 1964, so steht es in der Chronik zum 25-jährigen Bestehen der evangelischen Kirche Winz-Baak, fand der letzte Gottesdienst in der „Winzer Dömchen“ genannten Notkirche statt, bevor das neue Bauwerk eine Woche später offiziell eröffnet wurde.

>>>Palmweihe als Erinnerung an die Notkirche

Mit der Palmweihe am Samstag, 13. April, um 16.30 Uhr erinnert die Gemeinde St. Joseph an die Einweihung der Notkirche im Stadtteil Welper am Palmsonntag vor 100 Jahren. Das teilt Gemeindereferentin Brigitte Leibold mit.

Die Palmweihe findet vor dem evangelischen Paul-Gerhard-Haus, Marxstraße 23, statt. Von dort geht es in einer kurzen Prozession zur Kirche St. Joseph, wo um 17 Uhr der Gottesdienst zum Palmsonntag gefeiert wird.