hattingen. . Für den Hattinger Fleischermeister Michael Müller ist das Fleisch-Label nur Marketing. Der Fleischerverband NRW weißt auf êine Labelflut hin.
„Das neue Label ist meines Erachtens eher ein Marketinginstrument“, meint Fleischermeister Michael Müller. Die großen Supermarktketten haben seit dem 1. April ihre Fleischverpackungen mit einer einheitlichen Kennzeichnung ausgestattet, um den Verbrauchern einen Einblick zu geben, unter welchen Bedingungen Rinder, Schweine und Geflügel gehalten wurden.
Fleisch aus artgerechter Haltung hat seinen Preis
Müller ist jedoch nicht der Meinung, dass durch diese Maßnahme das Tierwohl verbessert wird: „Der Verbraucher bekommt den Eindruck vermittelt, dass es dem Tier gut ging. Aber man muss sich bei dem Thema vor Augen halten, dass diese Kennzeichnung auf industriell hergestellte Lebensmittel geklebt wird.“
Bei der Frage nach Fortschritten für das Tierwohl nimmt Müller auch die Bevölkerung in die Pflicht. Die Verbraucher müssten kritisch sein und Dinge hinterfragen, wenn sie in den Geschäften einkaufen. Zudem, so Müller, müsse man auch dazu bereit sein, ein wenig tiefer in die Tasche zu greifen, um qualitativ hochwertiges Fleisch aus artgerechter Nutztierhaltung zu bekommen.
Neues Fleisch-Label muss sich erst etablieren
Denn je mehr man das Tierwohl in den Vordergrund stelle, desto mehr Leistung stecke dahinter, „und das kostet dann eben auch“, erklärt er. Das Rindfleisch, das in seinem Betrieb über die Theke wandert, kommt vom Kneibel-Hof in Holthausen und auch das Schweinefleisch stammt aus der näheren Umgebung.
Heinz Thelen, stellvertretender Landesinnungsmeister des Fleischerverbandes NRW, betrachtet die Sachlage im Zusammenhang mit dem einheitlichen Etikett nüchtern. Man müsse abwarten und sehen, wie es von den Menschen angenommen wird und sich am Markt bewährt.
Viel Platz und Auslauf ist wichtig für die Tiere
„Für mich ist das aber eher ein Zeichen von vielen. Durch die Flut an verschiedenen Labels werden die Verbraucher auch irgendwo verwirrt“, merkt Thelen an.
Er habe zwar keine exakte Definition von Tierwohl parat, weiß aber aus eigener Erfahrung, wie man die Lebensbedingungen der Tiere wirklich verbessern kann. „Es ist wichtig, dass die Tiere ausgeruht sind und genug zum Fressen und Trinken bekommen. Auch beim Transport sollte man die Zeit auf dem Anhänger kurz halten und nicht Strecken von tausenden Kilometern zurücklegen. Denn das verursacht Stress bei den Tieren“, erzählt Thelen, der auch selbst geschlachtet hat. Generell müsse das Ziel aber sein, den Tieren ein Leben zu ermöglichen, das ihnen zugute kommt. Also mit viel Platz und im besten Fall auch Auslauf im Freien.
>>>Die vier Stufen der einheitlichen Labels
Die einheitlichen Labels teilen die verschiedenen Haltungsformen in vier Stufen auf. Auf den Verpackungen stehen somit die Stichworte „Stallhaltung“, „Stallhaltung plus“, „Außenklima“ sowie „Premium“.
Vereinbart wurden diese Labels von der Initiative Tierwohl, die sich für eine tiergerechte Fleischerzeugung einsetzt.