Hattingen. . Viel Spaß haben die Gäste bei dem Nachmittag in Hattingen. Plattdeutsche Texte werden vorgelesen. Bei den plattdeutschen Liedern gehen alle mit.
Hans-Gert Borggräfe rückt seine Brille zurecht, streicht seinen Pullover glatt. Er holt tief Luft und beginnt zu lesen: „Damios hadden sä in Schwelm ein niggen Schoolrot gekriegen, dä för Sprockhövel tauständig war.“ Was für den ein oder anderen sehr befremdlich klingen mag, ist für viele der Anwesenden alltäglich. Im DRK-Haus an der Talstraße werden Lieder und Geschichten auf Plattdeutsch vorgetragen.
Kamen 2018 um die 30 Besucher zu einem Plattdeutschen Nachmittag, hat sich die Zahl in diesem Jahr beinahe verdoppelt. „Plattdeutsch ist kein Dialekt. Plattdeutsch ist eine Sprache, die weit über das Ruhrgebiet hinaus gesprochen wird“, betont Organisator Jürgen Ruthmann. „Einige plattdeutsche Wörter sind dem Hochdeutschen zwar ähnlich, unterscheiden sich aber in Aussprache und Klangfärbung.“ Sorgen, nichts zu verstehen, müsse sich niemand machen: „Plattdeutsch ist verständlicher, als viele glauben.“
Einige Gäste verstehen längst nicht alles
Ganz so einfach ist es dann doch nicht, finden zumindest Ursula (69) und Hans-Christian (69) Flock. „Wir verstehen vieles, aber noch lange nicht alles“, geben sie zu. „Trotzdem ist das Thema faszinierend. Es hat etwas Ursprüngliches.“ Borggräfe bringt es auf den Punkt: „Dat Platte ist deftig und nicht so fin.“
Nacheinander stellen die Experten den Besuchern eine Geschichte oder ein Gedicht vor. So auch Wilhelm. „Ich komme aus Stiepel. Dort spielt auch meine Erzählung.“ Angeblich haben sich die Ereignisse in der Zeche Klosterbusch genauso zugetragen. „Drei Kumpel machen sich auf die Socken“, liest er. 160 Meter unter Tage haben sie ihr Ziel dann erreicht. Hensing beschreibt, wie die Kumpel in Not geraten, nicht mehr zurück zur Oberfläche finden. „Nach 48 Stunden ham se de drei Kumpels denn gefunden.“
Bei den plattdeutschen Liedern gehen alle mit
Auch plattdeutsche Lieder schmettern alle: „Dä Gedanken sitt frie, dä kleinen un groten.“ Hans-Gert begleitet den Gesang mit Gitarrenmusik. Eine Dame schunkelt hin und her. Ein anderer Gast wippt mit dem Fuß. Alle klatschen im Takt. So wird aus „Horch was kommt von draußen rein“ in Plattdeutsch „Hör tau, wat kömmt van bruten rin.“
Friedrich Buchholz (80) ist begeistert. Er hat keine Probleme, Worte zu verstehen. „Ich bin damit aufgewachsen. Ein Freund von mir spricht fließend Plattdeutsch. In jungen Jahren kam mir das alles noch seltsam vor. Irgendwann habe ich dann selber damit angefangen“, berichtet er.