HATTINGEn. . Beim Gastspiel in der Hattinger Gebläsehalle begeistert das Sinfonieorchester Wuppertal 250 Zuhörer. Und beweist: Klassik kann so frisch klingen.

Weniger bekannte Werke aus Barock und Klassik stellte das Sinfonieorchester Wuppertal in kammermusikalischer Besetzung im Rahmen der Konzertreihe „Uptown classics“ jetzt in der Gebläsehalle des LWL-Industriemuseums Henrichshütte vor etwa 250 Besuchern vor.

An Orten spielen, wo man nicht unbedingt klassische Musik hört

Mit knapp 30 Musikerinnen und Musikern ist Dirigentin Julia Jones, seit 2016 Generalmusikdirektorin der Wuppertaler Sinfoniker, nach Hattingen gekommen, es ist das zweite Gastspiel in dieser Stadt. „Ich möchte auch an Orten spielen, wo man nicht unbedingt klassische Musik hört“, sagt die dynamische Dirigentin.

„Und gerade mit dem kleinen Orchester, das aber vielfältig besetzt ist, kann man viele Stücke entdecken, die man nicht kennt“, weiß die international aktive Musikerin, die bereits als Chefdirigentin am Theater Basel und am Teatro Nacional de Sao Carlos in Lissabon tätig war und auch international gastiert, zum Beispiel bei der Staatskapelle Dresden oder am Royal Opera House Covent Garden in London.

Kein Platz für steifen Pomp

Sofort fallen der frische, transparente Klang und die Beweglichkeit des Orchesters auf, Marken­zeichen der Dirigentin Julia Jones, die bereits die Interpretation der Sinfonie Nr. 5 B-Dur op. 2 des ­englischen Komponisten William Boyce (1711-1779), auch „St Cecilia’s day ode“ genannt, aus­zeichnen. Für steifen Pomp ist hier trotz der französischen Form­elemente in der Ouvertüre und einer Fuge kein Platz, vielmehr prägt die Leichtigkeit der Tanzsätze den Charakter des Werkes.

In der Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) treten die Orchestermitglieder Yusuke Hayashi an der Geige und Bratschistin Hikaru Moriyama solistisch auf. Die Gestaltung von Joseph Haydns (1732-1809) Sinfonie Nr. 38 C-Dur Hob. 1:38 fasziniert die Zuhörer in der Gebläsehalle durch die kraftvoll-federnde Beweglichkeit des klar konturierten Klangbildes.

Oft ironische Echoeffekte

Eine zupackende Dirigentin: Julia Jones, seit 2016  Generalmusikdirektorin der Wuppertaler Sinfoniker.
Eine zupackende Dirigentin: Julia Jones, seit 2016 Generalmusikdirektorin der Wuppertaler Sinfoniker. © Fischer

Sehr plastisch zeichnet Julia Jones mit dem Sinfonieorchester Wuppertal hier ein tönendes Relief, ihr zupackendes Dirigat bringt auch dramatische Entwicklungen gut zur Geltung, ebenso wie die oft ironischen Echoeffekte, die der Sinfonie ihren Beinamen gaben. Liedhaft, doch mit leise vibrierender Spannung interpretieren die Gäste aus Wuppertal den zweiten Satz, in Menuett und Allegro fesseln die Oboensoli von Andreas Heimann durch ihren lebendigen Dialog mit dem Orchester. In federnden Klangkaskaden klingt das Werk unter dem begeisterten Beifall der Besucher aus.

>>> DIE ZIELSETZUNG VON „UPTOWN CLASSICS“

„Uptown classics“ heißt eine 2016 von Julia Jones initiierte Konzertreihe, die das Sinfonieorchester Wuppertal an ungewöhnliche Spielorte führt, die man zunächst nicht mit klassischer Musik verbindet.

Die eher kurzen, knapp einstündigen Konzerte sollen vor allem ein junges Publikum an klassische Musik heranführen.