Hattingen. Lars Tellmann möchte den Anteil von Naturstrom deutlich ausbauen. Auch bei Digitalisierung und Kundenrückgewinnung will er kräftig zulegen.

So viel Neues bei den Stadtwerken: Am 1. Januar hat Lars Tellmann seinen Job als Geschäftsführer der Stadtwerke Hattingen GmbH angetreten. Anfang April zieht der neue Mann an der Spitze mit seiner Belegschaft ins neue Haus an der Ruhr. Der Neubau der Stadtwerke-Zentrale an der Straße Weg zum Wasserwerk ist fertig.

Zeit- und Kostenrahmen werden eingehalten. Und so können die 41 Stadtwerkerinnen und Stadtwerker das 6,5 Millionen Euro teure Gebäude nach 13 Monaten Bauzeit in der ersten Aprilwoche beziehen. Signale inbegriffen. „Selbstverständlich gibt es auf dem Dach der neuen Zentrale eine Photovoltaikanlage“, sagt Tellmann (47). Und lässt keinen Zweifel daran, dass erneuerbare Energien für ihn ein zentrales Thema ist. „Der Anteil von Naturstrom am Gesamtgeschäft liegt bei zehn Prozent. Das wollen wir deutlich ausbauen“, erklärt der neue Stadtwerke-Chef.

Viele Kundenkontakte laufen online

Die Behaglichkeit der neuen Bleibe dürfte dabei helfen, dass sich Lars Tellmann mit Energie in die nicht ganz so neue Aufgabe stürzen kann. Seit 2013 ist er im Unternehmen, hat als Prokurist und Kaufmännischer Leiter bereits Führungsverantwortung übernommen. Jetzt ist er Geschäftsführer. Und die Stadtwerke können Kundenveranstaltungen, Betriebsversammlungen und Aufsichtsratssitzungen endlich im eigenen Haus durchführen. Am alten Standort an der Gasstraße war das aus Platzgründen nicht möglich.

Die neue Zentrale der Stadtwerke ist direkt neben dem Klärwerk entstanden.
Die neue Zentrale der Stadtwerke ist direkt neben dem Klärwerk entstanden. © Hans Blossey

Auch beim Thema Digitalisierung, das Tellmann nach vorne treiben will, hilft der Neubau. „Dort ist technisch viel mehr möglich als am alten Standort“, sagt Tellmann. „Viele Kundenkontakte laufen online. Da darf ein Vertragsabschluss am Computer nicht länger als 15 Minuten dauern. Auch über die sozialen Medien werden wir die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft intensiver ansprechen.“

Gas wird das Hauptgeschäft der Stadtwerke bleiben. Mit Blick auf Atom- und Kohleausstieg werde das auch in Jahrzehnten noch so sein, meint Tellmann. Grund genug, die Kundenrückgewinnung zu forcieren, seit sich immer mehr Anbieter im Markt bewegen.

2000 Stromkunden haben gewechselt

Auch die AVU, Anteilseigner der Stadtwerke, tut das. Der Hattinger Energieversorger revanchiert sich dafür, indem er der AVU beim Strom Konkurrenz macht. 2000 Abnehmer sind bisher gewechselt. „Da können wir zulegen“, erklärt Tellmann. Will den Wettbewerb aber ohne „Marketingschlachten“ führen. „Das ist nicht mein Stil.“

Stilvoll geht man nach Ansicht des neuen Stadtwerke-Chefs auch beim Thema Stromnetz mit der AVU um. Das hat der lokale Energieversorger dem regionalen Mitbewerber Anfang 2017 abgekauft und wieder an ihn verpachtet. Das bringt den Hattingern Geld, den Gevelsbergern kleinere Einschnitte als befürchtet. Zumal sie ja an den Stadtwerken beteiligt sind.